Freiwillige Feuerwehr Wittenberg Freiwillige Feuerwehr Wittenberg: Zauber der Selbstlosigkeit

Wittenberg - 464 Einsätze, darunter 75 Brände, 74 Personen in Not, 33 Sturm- und 14 Wasserschäden, 47 Verkehrsunfälle - das sind einige der nüchternen Zahlen in Sachen Wittenberger Feuerwehren für 2016. Dahinter stehen viele Stunden Aus- und Weiterbildung sowie eine ständige Einsatzbereitschaft der Kameraden.
Dass ein hochgetunter Verwaltungsstaat sich in dieser Hinsicht auf das Ehrenamt verlasse, beeindrucke ihn immer wieder, erklärt Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Wobei freiwillige Feuerwehrleute in Sachen Ehrenamt ein Sonderfall seien: „Über die reine Ehre hinaus erfüllen Sie einen gesetzlichen Auftrag.“
Insgesamt wurden beim diesjährigen Empfang für die Feuerwehren der Stadt Wittenberg 54 Beförderungen und 58 Ehrungen für treue Dienste ausgesprochen. Davon nahmen 41 beziehungsweise 34 Kameradinnen und Kameraden ihre Urkunden entgegen.
Unter den 54 Beförderungen waren sechs Hauptlöschmeister, vier Brandmeister, ein Oberbrandmeister und drei Hauptbrandmeister. Unter anderem erhielten am Donnerstag im Alten Rathaus Steffen Lehmann (Ortsfeuerwehr Euper) und Tino Grabecki (Straach) ihre Schulterstücke zum Hauptbrandmeister. Christopher Brachwitz (Reinsdorf) ist nun Oberbrandmeister. Den Rang eines Brandmeisters bekleiden unter anderem Steven Hildebrandt und Konstantin Steindorf (beide Teuchel).
Inzwischen 60 Jahre halten Bernhard Schröter (Apollensdorf) und Manfred Simon (Boßdorf) der Feuerwehr die Treue. Irmgard Michaelis (Pratau) trat vor 50 Jahren der Feuerwehr bei. Anstecknadeln für 40 Jahre treue Dienste wurden an elf Kameradinnen und Kameraden vergeben. (mz/kbl)
Den besonderen Status betont die Stadt Wittenberg auch dadurch, dass sie den Kameradinnen und Kameraden einen eigenen Empfang im Alten Rathaus ausrichtet. Dort werden in großer Runde langjährige Mitglieder geehrt und neue Dienstgrade verliehen. Dort zollen ihnen auch Mitglieder des Stadtrats ihren Respekt.
Doch bevor sich alle an dem wie immer leckeren und reichhaltigen Büfett stärken können, ruft Zugehör Sinn und Gedanke des ehrenamtlichen Engagements gerade in diesem Jahr in Erinnerung. Die Stadt tue ihr Übriges dazu, etwa in der Ausstattung und Rahmenbedingungen, etwa der Fortschreibung der Risikoanalyse und der neuen Ordnung für Kinder- und Jugendfeuerwehren.
Zudem sei, wie er es im vorigen Jahr hatte anklingen lassen, eine hauptamtliche Mitarbeiterin zur Unterstützung von Stadtwehrleiter Peter Krause eingestellt. „Ich bin bereits Mitglied der freiwilligen Feuerwehr Dessau“, macht Jule Szelejewski deutlich, dass Feuerwehr nicht nur ein Job für sie ist.
Nach der Anschaffung von gebrauchten Fahrzeugen aus München, die komplett überholt inzwischen in Dienst gestellt sind, wurden drei neue und zwei gebrauchte Mehrzweckfahrzeuge angeschafft. Zudem ist ein Förderantrag für ein neues Fahrzeug gestellt. „Wir werden trotz schwierigster Finanzbedingungen unser Möglichstes tun“, verspricht der Oberbürgermeister. Aufgabe der Mitglieder hingegen sei es, sich ständig fortzubilden.
„Ich betrachte es jedoch mit Sorge, dass aus ehrenamtlichen Bereichen Töne laut werden wie: Was bekomme ich dafür, wenn ich es mache?“, stellt Zugehör fest. „Dies sind Einzelstimmen. Ich bitte Sie jedoch, solchen Stimmen entgegenzutreten, auch wenn sie zuweilen nachvollziehbar sein mögen. Denn solche Äußerungen zersetzen das Ehrenamt, teilen es in jene, die etwas bekommen und jene, die nichts bekommen.“
Gerade 2017 habe die Stadt viele Chancen, gibt Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör im Vorfeld des großen Jubiläums allen mit auf den Weg. Und er entlässt die Gäste des Abends nicht ohne Zitat. „Es sind nicht die Fähigkeiten, die zeigen, wer wir wirklich sind, es sind unsere Entscheidungen“, hat er seinen Ausführungen vorangestellt.
Der Satz stammt von dem großen Zauberer Albus Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts. Es sei, so Zugehör, „ein zauberhaftes Zitat“. Und fügt hinzu: „Ehrenamt ohne den Zauber der Selbstlosigkeit und Mitmenschlichkeit funktioniert nicht.“ (mz)