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Freistoß oder doch Abseits?

Von Dirk Skrzypczak 12.10.2005, 15:15

Wittenberg/MZ. - "Wir können nicht so tun, als ob wir auf dem Mond leben", sagt Bernd Geipel. Es sei Wunschdenken, dass politische Veränderungen keinen Einfluss auf den Spielbetrieb in den Fußball-Staffeln haben würden. "Es ist doch Käse, in elf Kreisen 24 Meister zu küren." Der Kemberger redet nicht lange um den heißen Brei herum: "Es sollte in den neuen Gebilden nur jeweils einen KFV und gemeinsame Ligen geben." Er werde jedenfalls das Gespräch mit den Verantwortlichen in Anhalt führen. Schließlich renne die Zeit davon. "Wenn wir etwas ändern wollen, dann müssen wir schnell Klarheit über das Wie haben."

Sein präsidialer Kollege Detlef Barth vom Kreisverband Anhalt hält dagegen nichts von voreiligen Aktionen. "Warten wir doch erst einmal die Landtagswahlen im März nächsten Jahres ab. Vielleicht sehen die Kreise danach ja anders aus, sollte die Opposition gewinnen. Ich sehe übrigens keinen Grund, den Politikern wie ein Schoßhündchen nachzulaufen."

Die Skepsis des Dessauers ist auch ein Stück Eigennutz. Von den 37 Vereinen, die in den Anhalt-Ligen kicken, kommen nur 14 aus der Muldestadt. "Ohne die Klubs aus Anhalt-Zerbst wären wir nicht wettkampffähig. Dessau ist auf Partner angewiesen." Und hat daher seine Fühler schon einmal Richtung Köthen ausgestreckt. Helmut Hartmann, der den Kreisverband mit Sitz in der Bachstadt anführt, berichtet von ersten Sondierungen. "Wenn schon Fusionen, dann mit Dessau", sagt Hartmann. Nichts gegen Bitterfeld, aber die Entfernungen von teilweise "80 bis 100 Kilometern" könne man den Mannschaften, gerade im Nachwuchsbereich, nicht zumuten.

"Wir haben Strukturen, die sind seit Jahren gewachsen und funktionieren zum Teil ohnehin schon über Kreisgrenzen." Eine Ausnahme würde aber auch Hartmann, KFV-Chef und Kreissportbund-Präsident in Personalunion, dann doch gelten lassen: ein Verschmelzen mit Anhalt-Zerbst. "Da ginge es dann tatsächlich um das Gefühl der Menschen." Wesentlich weitere Fahrstrecken lassen sich in diesem Konstrukt eher verschmerzen.

Völlig unaufgeregt verfolgen die Bitterfelder das Treiben. "Niemand wird zu etwas gezwungen. Es gibt Gespräche, das ist doch normal. Ich sehe aber keinen Grund zur Eile", formuliert Klaus Schlitter, Vorsitzender des Jugendausschusses. Näheres lässt er sich nicht entlocken. Werner Georg hingegen schon. "Die KFV sind in der Pflicht. Sie müssen erklären, ob sie in den neuen Kreisen mit unterschiedlichen Staffeln spielen wollen", gibt der Vizepräsident die Sicht des Landesverbandes wieder. Allerdings könne es nur einen Kreismeister und damit Aufsteiger geben. "Dann wären eben Relegationsspiele nötig." Man müsse zudem bei der Entwicklung den geplanten Zuschnitt der Staffeln auf Landesebene berücksichtigen, der ab 2010 zwei Landesligen und sechs Landesklassen vorsehe. "Ich halte eine Anpassung an die neuen Landkreise für vernünftig. Denken wir nur an die Finanzen und damit an die Kreissportbünde. Geld kann es doch nur aus einem Topf geben."

Auf der Beiratstagung des FSA am 11. und 12. November in Quedlinburg, an dem alle 24 KFV-Vorsitzenden teilnehmen, werde die Kreisgebietsreform thematisiert. "Ich hoffe, wir können vernünftig diskutieren. Warum sollten wir nicht mal was Neues ausprobieren?", meint Geipel, der nicht ausschließen will, dass "der eine oder andere auch Angst um seinen Posten haben könnte."