1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Freisprechung in Wittenberg: Freisprechung in Wittenberg: Ein wichtiges Stück Papier

Freisprechung in Wittenberg Freisprechung in Wittenberg: Ein wichtiges Stück Papier

Von Rainer Schultz 05.03.2018, 12:31
Insgesamt wurden 14 Gesellen nach bestandener Prüfung in einem feierlichen Akt freigesprochen.
Insgesamt wurden 14 Gesellen nach bestandener Prüfung in einem feierlichen Akt freigesprochen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Oft waren diese Worte von Vätern und Großvätern zu hören: „Handwerk hat goldenen Boden“. Doch welche Gültigkeit besitzt heute noch dieser Spruch?

Glaubte man Kreishandwerksmeister Hendrik Hiller am Freitagabend anlässlich der feierlichen Gesellenfreisprechung in der Cafeteria der Sparkasse, so dürfte diese Aussage nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Immerhin zählten 14 Junggesellen zu den Glücklichen, die in ihrem Beruf alle „Prüfungshürden“ erfolgreich genommen hatten. Freunde und Angehörige spendeten bei der Übergabe der Gesellenbriefe den verdienten Applaus.

Dazu zählte auch die Politprominenz wie Landrat, Bürgermeister und der Bundestagsabgeordnete a. D Ulrich Petzold (CDU). „Der Gesellenbrief ist das Rückgrat des Lebens“, so die pathetischen Worte von Landrat Jürgen Dannenberg (Linke). Er ermunterte die Absolventen, sich auch künftig regelmäßig an Weiterbildungsmaßnahmen zu beteiligen.

Bei der feierlichen Gesellenfreisprechung wurden am Freitagabend in der Wittenberger Sparkasse die Besten besonders gewürdigt. Die jeweiligen Innungsbesten sind Lucas Horn (Kraftfahrzeuginnung), Carolin Klemke (Friseure) und Rico Ronald Reinhardt (Elektro). Sie starten beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks und vertreten den Landkreis.

„Die Wirtschaft braucht Leute wie Sie. Fachkräfte sichern - das hat in Deutschland oberste Priorität“, lautete der Appell von Wittenbergs Bürgermeister Jochen Kirchner. „Das Handwerk nicht zu vernachlässigen und die nötige Aufmerksamkeit schenken - das sind wir uns alle schuldig. Es sind 5,5 Millionen Menschen, die in handwerklichen Berufen hierzulande tätig sind. Ein Mehr wäre besser.“

Jens Schumann von der Handwerkkammer Halle ließ es sich nicht nehmen, den Junggesellen Mut zu machen: „Die Chancen für Karrieren in ihrem Beruf sind größer den je“, verbreitete er Optimismus. „Schließlich hatte Handwerk schon immer eine Bedeutung. Denken wir nur an die Wittenberger Thesentür, die ohne handwerkliches Geschick nicht entstanden wäre.“ Für diesen humorvollen Schwenk in die Geschichte erntete er spontanen Beifall.

Gern erinnerte sich Sparkassenvorstand Ralf Fincke an den Bau seines Hauses: „Bei der Installation der Elektrik entdeckte ich einen Gesellen wieder, dem ich vor Jahren die Gesellenurkunde überreicht hatte. Das hat mich überrascht und gefreut zugleich“, schildert Fincke.

Auch diese kleine Anekdote zeigt eine Form von Bodenständigkeit im Beruf - und das ist auch gut für die Region.

Doch was wären all die Gesellen ohne ihre Meister, die ihnen Fertigkeiten und Liebe zum Beruf beibrachten. Wie heißt es so schön bei Hans Sachs (1494 bis 1576), dem Schuhmacher und Poeten aus Nürnberg: „Verachtet mir die Meister nicht“.

Dieser Satz dürfte auf die heutige Zeit gemünzt durchaus noch Aktualität besitzen. Für das Kfz-Gewerbe (acht) waren es Innungsobermeister Dieter Köppe, für das Elektrohandwerk (drei) Roland Schandert, für das Metallhandwerk (drei) Günter Schildhauer und für die Friseurinnung (zwei) deren Obermeister Dietmar Hartung, die ihren „Schützlingen“ das wichtige Papier überreichen durften.

Es wird wohl künftig einen Ehrenplatz erhalten und eine wichtige „Eintrittskarte“ für den weiteren beruflichen Werdegang bedeuten.

Festlich gekleidete Menschen, eine gute Stimmung, ein kleines schmackhaft angerichtetes Buffet und nicht zu vergessen auch ein Stück Musik von Hand gemacht von Denny Hertel, einem ambitionierten, talentierten jungen Musiker aus Wittenberg: Das alles prägte diesen festlichen Abend.

(mz)

Lucas Horn, Carolin Klemke und Rico Ronald Reinhardt sind die Besten.
Lucas Horn, Carolin Klemke und Rico Ronald Reinhardt sind die Besten.
Klitzsch