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Forstwirtschaft in Göritz Forstwirtschaft in Göritz: Bucheckern für den Mischwald

Von Henrik Klemm 06.11.2014, 09:57
Die Forstwirte Udo Gaertner, Udo Hinze und Heiko Richter (v. l. n. r.) vom Forstbetrieb Anhalt bei der Ernte von Bucheckern im Revier Göritz. Die Früchte der Buchern werden auf Netzen gesammelt und dann mit maschineller Hlfe von Laub, Hülsen und anderen Verunreinigungen getrennt.
Die Forstwirte Udo Gaertner, Udo Hinze und Heiko Richter (v. l. n. r.) vom Forstbetrieb Anhalt bei der Ernte von Bucheckern im Revier Göritz. Die Früchte der Buchern werden auf Netzen gesammelt und dann mit maschineller Hlfe von Laub, Hülsen und anderen Verunreinigungen getrennt. Henrik klemm Lizenz

Göritz - Die Mutter des Waldes? „Ja“, wiederholt Nils Schumann, „die Buche ist die Mutter des Waldes.“ Ihr Laub und Wurzelwerk halte den Boden in besonders gutem Zustand, der reiche Blätterfall im Herbst führe zu starker Humusbildung. Außerdem, fügt der Göritzer Revierförster vom Landesforstbetrieb Anhalt hinzu, besitze diese Baumart eine hohe Variation in ihren Erbanlagen, passe sich veränderten Klimabedingungen hervorragend an. Das sei auch der Grund, warum sie im Göritzer Revier Jahr für Jahr mehr Raum erhalte. Und so haben die Forstwirte mit ihren Helfern - darunter Auszubildende des Dessauer Betreuungsforstamtes und Schüler, die Projektwochen im Jugendwaldheim Spitzberg durchführten - in den vergangenen Wochen kräftig Bucheckern geerntet. Aus diesen werden sich, wenn alles klappt, die Buchen der Zukunft entwickeln.

Qualität ist wichtig

Anfang September hatte man zuvor Netze auf einer Fläche von 1,2 Hektar im 3 400 Hektar großen Göritzer Forstrevier ausgelegt. Immer unter Bäumen, die von besonders guter Qualität sind, deren Saatgut sich bereits bewährt hat. „Das sind alte Bestände, nicht gepflanzt, sondern seit Jahrtausenden, Generation auf Generation, hier gewachsen - typische Flämingbuchen“, ergänzt Schumann.

Bis Mitte Oktober sammelten sich die Bucheckern auf den Netzen, konnten bis vor wenigen Tagen eingesammelt und von Verunreinigungen mittels einer Spezialmaschine befreit werden. „Die diesjährige Ernte war nicht ganz so gut“, sagt Schumann indes und erinnert an das Jahr 2011, als insgesamt 2 000 Kilogramm zu Buche standen, die auf 80 Hektar ausgesät wurden. In diesem Jahr kamen letztlich 800 Kilogramm zusammen. Die werden bis zum Frühjahr gelagert. Im März wird auf einer Fläche von etwa 30 Hektar maschinell gesät.

Gute Erfahrungen

Damit haben die Verantwortlichen vom Forstbetrieb Anhalt bislang gute Erfahrungen gemacht. „Die 2012 gesäten Pflanzen stehen prima, haben sich gut entwickelt“, bestätigt Schumann. Geschützt von Zäunen erreichten sie inzwischen eine Höhe von bis zu 80 Zentimetern. Gleichzeitig sind auf diesen Flächen Kiefern gewachsen. Naturverjüngung nennt das der Fachmann, der so auf natürlichem Weg immer mehr Mischbestände erhält, die in geringem Umfang noch mit Pflanzungen von Roteichen, Küstentannen oder auch Douglasien ergänzt werden.

„Wir brauchen keine großflächigen Bestände mit nur einer Baumart. Das haben wir mit der Kiefer schon“, sagt der Revierförster.

Bis jedoch das Ziel eines großflächigen Buchenmischwaldes erreicht ist, wird es wohl noch viele Jahrzehnte dauern. Heute stehen im Göritzer Revier immer noch etwa zu 80 Prozent Kiefern. Buchen und Eichen bringen es auf jeweils zehn Prozent. Vom Potential her könnten hier Kiefern sowie Buchen und Eichen im Verhältnis 50:50 wachsen. Das sei möglich und werde angestrebt, so Revierförster Schumann. Mischbestände verringern das Risiko, wenn durch die Klimaänderungen vielleicht eine Baumart ausfalle. Zudem hat die Aussaat erhebliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Pflanzungen. Abgesehen von den Kosten - das Säen ist bis zu 70 Prozent billiger - kann sich die Wurzel ungestört entwickeln. Weil in Baumschulen die Baumwurzeln immer wieder beschnitten werden müssen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass gepflanzte Bestände nach 100 Jahren Stürmen oder großer Trockenheit zum Opfer fallen. „Sie sind einfach nicht so widerstandsfähig“, erklärt Revierförster Schumann. (mz)