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Forst in Wittenberg Forst in Wittenberg: Hochsaison für den Holzeinschlag

Von Ilka Hillger 15.02.2015, 17:51
An der B 187, hier bei Klieken, werden unter anderem Robinienbestände gelichtet.
An der B 187, hier bei Klieken, werden unter anderem Robinienbestände gelichtet. Thomas Klitzsch Lizenz

Rosslau/Wittenberg - So gut war der Blick auf das Remondis-Gelände an der B 187 bei Klieken noch nie. Beim Vorbeifahren hat man freie Sicht auf Container und Industriehallen des Entsorgungsbetriebes, der bislang durch Bäume und Büsche gut verdeckt war. Dann aber kamen die Forstarbeiter mit schweren Geräten und Kettensägen. Der Wald wurde in den vergangenen Wochen licht, sehr licht. An manchen Stellen hätte ein Tornado, der zwischen die Bäume fuhr, nicht schwerer wüten können.

Bleibt das jetzt so wüst? „Nein, wir holen noch das Restholz heraus. Das ist Sache eines Arbeitstages, dann sind die Arbeiten im Gelände abgeschlossen“, sagt Jörg Epler vom Dübener Forst- und Umweltdienst Schröter, der vom Waldbesitzer mit den Baumfällungen beauftragt wurde.

Das Waldstück aber gehört weder dem Bundes- noch dem Landesforst oder einem Privatmann. Es gehört dem Landkreis Wittenberg. „Das überrascht mich“, sagt Pressesprecher Ronald Gauert der MZ. „Nach so vielen Jahren im Amt wusste ich nicht, dass uns einige Waldstücke gehören.“ Wenn diese nun an Straßen liegen und die Verkehrssicherheit gefährdet ist, sei es die Pflicht des Waldbesitzers, Abhilfe zu schaffen. Also musste der Landkreis in Absprache mit der Unteren Forstbehörde Baumfällungen in Auftrag geben, um zu verhindern, dass der Verkehr von herabfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen gefährdet wird.

Ausgelichtet am Straßenrand

„Es waren etliche Robinien in den Verkehrsraum hinein gewachsen“, bestätigt Gauert. Jörg Epler kann das präzisieren, auch Pappeln und Kiefern am Straßenrand mussten weichen. Im Zuge der Arbeiten habe man zudem das Waldstück insgesamt durchforstet und weitere Robinien und Kiefern entnommen. „Das ist alles Industrieholz“, so der Mann von der Dübener Firma. Der Erlös aus dem Verkauf des Holzes habe letztlich die gesamte Maßnahme finanziert, erklärt Gauert. Spätestens, wenn alles wieder grünt, wird man von diesem Einschlag nicht mehr viel sehen und das Remondis-Gelände wird wieder hinterm Blätterwald verschwinden.

Dass dieser jedoch noch bis zur Stadtgrenze Roßlau entlang der Bundestraße ausgelichtet wird, bestätigt Daniel Andrick vom Bundesforstamt Roßlau der MZ. Der Bundesforst grenzt bei Remondis direkt an das Waldgebiet des Landkreises Wittenberg. Rund sieben Kilometer Wald beidseits der Straße fallen in Andricks Bereich, und seine Waldarbeiter haben in den vergangenen Wochen jene Bäume gekennzeichnet, die für die Verkehrssicherheit gefährlich werden können. Mit einem blauen Punkt auf dem Stamm wurden sie markiert, ein rot aufgesprühtes H bedeute den Einsatz eines Hubsteigers, der Totholz entnehmen soll. „Wir beginnen mit unseren Arbeiten im März“, kündigt Andricks an.

Mit Sorge blickt der Mitarbeiter des Bundesforstes jedoch auf private Waldstücke entlang von Straßen. An der Grenze vom Landkreis Wittenberg zu Dessau sei dies an der B 187 das Areal um Rotall, das einen Eigentümer aus Süddeutschland hat. Der nehme es mit der Waldpflege nicht so genau wie Landes- oder Bundesforstbetrieb. „Da können wir jedoch nicht tätig werden“, sagt Andrick.

Wer den Wald freilich nur als Freizeitgelände nutzt, der weiß von den verschiedenen Besitzverhältnissen und Zuständigkeiten nichts. Schließlich kündigen Hinweisschilder nicht an, wo Besitzgrenzen verlaufen und bei wem die Verantwortung liegt.

Chance für die Verjüngung

Im Gebiet zwischen Reinharz und Eisenhammer, im Süden des Landkreises, teilen sich viele Besitzer den Wald. Darunter auch das Land mit dem Landesforstbetrieb. Etliche Hektar fallen in den Zuständigkeitsbereich von Revierförster Steffen Girke vom Revier Lutherstein. Auch bei ihm sind momentan Waldarbeiter tätig, nehmen einen Buchenholzeinschlag östlich der Köhlerei vor und fahren am Dachsfang bereits geschlagenes Holz ab. „Natürlich leiden die Waldwege unter den schweren Maschinen, auch weil es in diesem Jahr keinen gefrorenen Boden gibt“, sagt Girke. Der Forstbetrieb Anhalt, einer von fünf im Bundesland, sei jedoch bemüht, am Ende der Arbeiten dafür zu sorgen, dass die Wege wieder befahrbar sind. „Die Profillinie wird wieder hergestellt“, bestätigt Jörg Amme, Produktionsleiter des Forstbetriebes Anhalt, der seinen Sitz in Dessau hat.

Dort teilt man sich die Räume im Jagdschloss Haideburg mit dem Betreuungsforstamt Dessau, das wiederum ganz in der Nähe von Girkes Wald, an der Landstraße zwischen Kemberg und Meuro, tätig ist. Im Auftrag der Forstbetriebsgemeinschaft Kemberg kann man derzeit Maßnahmen am Hundeplatz und am Graubach beobachten. „Am Hundeplatz pflegen wir einen Kiefernbestand, nur die besten Bäume bleiben stehen und unter dem Kiefernschirm wird eine neue Waldgeneration gepflanzt“, erklärt Forstamtsleiter Michael Weninger.

Aus Kiefern- wird Mischwald

Ein Stück die Straße entlang in Richtung Bad Schmiedeberg werden ebenfalls Kiefern zurückgenommen. Dies geschieht auf 1,3 Hektar im Zuge einer Ersatz- und Ausgleichsmaßnahme für den Windpark Kemberg III. „Im Frühjahr forsten wir dort mit Eichen und Wildobst auf, Wildkirschen und Wildbirnen“, sagt Weninger. „Es geht um die Umwandlung in einen Mischwaldbestand. Wir wollen ja für die Natur etwas tun“, so der Forstmann. Wenn im Zuge dessen zunächst alte Bäume fallen müssen und schwere Maschinen im Einsatz sind, hoffen er wie alle seine Kollegen auf das Verständnis besorgter Waldliebhaber. (mz)