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Finissage im Zeughaus Finissage im Zeughaus: Seit es Menschen gibt werden Dinge verehrt

Von Karina Blüthgen 22.04.2018, 18:22
Andreas Wurda, Michael Solf und Nils Seethaler (von links) mit dem historischen Gefäß aus Mali, das Seethaler der Stadt geschenkt hat
Andreas Wurda, Michael Solf und Nils Seethaler (von links) mit dem historischen Gefäß aus Mali, das Seethaler der Stadt geschenkt hat Alexander Baumbach

Wittenberg - Amulette, Heiligenbilder, Figuren, Gefäße und Tiere - sie alle können Objekte der Verehrung sein. Und oft waren sie es auch, unabhängig von Epoche und Kultur. Seit Dezember vorigen Jahres waren „Objekte der Verehrung“ im Museum der Städtischen Sammlungen im Wittenberger Zeughaus in einer Sonderausstellung zu sehen.

Es war eine Schau, die „einen Spannungsbogen durch die gesamte Sammlung“ gezeigt hat, so Andreas Wurda, Leiter der Städtischen Sammlungen Wittenberg. „Wir hatten viele Interessenten hier, die tiefgründige Fragen gestellt haben“, bilanzierte er die Resonanz der vergangenen Monate auf die Objekte, die aus den Städtischen Sammlungen und aus Privatbesitz einen kleinen Einblick in die Welt der Verehrung gegeben haben. „Nicht nur Reliquien, auch andere Objekte der Verehrung existieren, solange es Menschen gibt“, sagte Michael Solf vom Freundeskreis.

Am Freitag endete die Sonderausstellung offiziell, gleichwohl wird sie noch wenige Tage länger stehen bleiben. Etwa ein Dutzend Gäste waren zur Finissage gekommen und ließen sich von dem Berliner Ethnologen Nils Seethaler, der die Schau konzipiert hat, in einer kurzen Führung noch einmal gedanklich an die verschiedenen Orte der Welt entführen, denen die gezeigten Relikte entstammen.

Auf großes Interesse ist jüngst die Moorwanderung nördlich von Wittenberg, organisiert vom Freundeskreis Julius-Riemer-Sammlung, gestoßen. 105 Interessierte hatten sich am vergangenen Wochenende dazu eingefunden, was nicht nur den Vorsitzenden Michael Solf überrascht hat. „Es war ein toller Erfolg. Und es zeigt, dass der Bedarf an der Vermittlung naturkundlichen Wissens da ist“, sagt er. Vielleicht gebe es so etwas im Herbst noch einmal. Für den 2. Juni ist eine Baumführung geplant, auch eine Kräuterführung soll es geben. An Sonderausstellungen gemeinsam mit den Städtischen Sammlungen ist zwar derzeit nichts geplant, „Ideen haben wir aber schon“.

Doch nicht immer muss man nach Asien oder Neuguinea blicken, um besondere Artefakte entdecken zu können. Die gezeigte Tontrommel aus der Bronzezeit sei in Wittenberg gefunden worden, so Wurda. „Wir brauchen Ethnologen, um erklären zu können, was die Menschen in der Bronzezeit getrieben haben.“ Seethaler stimmte dem zu. Parallelen zwischen Archäologen und Ethnologen würden zwar nicht gern gesehen, „sie sind aber nützlich“, betonte er.

Nach der nun zweiten gemeinsamen Ausstellung wird es auch in Zukunft eine Zusammenarbeit zwischen Freundeskreis und Städtischen Sammlungen geben. Beide Seiten bekundeten zum Beispiel ihre Freude an dem in Planung befindlichen Depothaus. Auch bei der Einrichtung der neuen Dauerausstellung im Zeughaus, in der dann wieder mehr Objekte aus der Riemerschen Sammlung zu sehen sein werden, will der Freundeskreis unterstützen.

Zum Ende der Sonderausstellung machte Nils Seethaler der Stadt Wittenberg ein Geschenk in Form eines Gefäßes aus der Kultur der Tellem in Mali. Es ist rund 500 Jahre alt und aus geflochtenem Ton geformt. „Wir können hier auf die Urform der Töpferei blicken“, zog Seethaler eine Verbindung zur Archäologie der Stadt Wittenberg.

(mz)

Führung zur Finissage
Führung zur Finissage
Baumbach