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Finanzen Finanzen: Sparkasse Wittenberg schiebt fünf Direktbanken Riegel vor

Von DIRK SKRZYPCZAK 19.01.2010, 19:20

WITTENBERG/MZ. - "Wir haben seitdem eine neue Rechtslage", sagt Ralf Fincke, Vorstandsmitglied der Sparkasse Wittenberg. Fincke verweist auf ein Urteil des Landgerichts München vom 8. Dezember. Das hatte die Position der Sparkasse Ingolstadt im Rechtsstreit mit Direktbanken bestätigt.

"Wir sind unseren eigenen Kunden verpflichtet, die unsere moderne Infrastruktur mitbezahlen. Die Unterhaltung unseres Automatennetzes ist mit erheblichen Kosten verbunden. Es kann nicht sein, dass wir die Dumpinganbieter subventionieren", argumentiert Fincke. Direktbanken würden die Kreditkarten, ursächlich für den bargeldlosen Zahlungsverkehr bestimmt, "vergewaltigen und eine Vertragslücke ausnutzen". So stellt die Sparkasse Wittenberg Fremdunternehmen für das Bargeldabheben mit der Plastikkarte laut dem Kontrakt mit Visa etwa 1,70 Euro pro Transaktion in Rechnung; bei EC-Karten müssen andere Banken bis auf die deutschen Sparkassen 9,50 Euro berappen.

Wie viele Sparkassen bundesweit ihre Automaten sperren, wisse man nicht, erklärt der Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Stefan Marotzke. Vor einem Jahr geisterte einmal die Zahl 60 durch die Medien. Die Deutsche Kreditbank (DKB) sieht auf MZ-Nachfrage in den Sperrungen kein flächendeckendes Problem und spricht von einem "geringen Anteil kleinerer Sparkassen", die zu diesem Mittel greifen würden. Auch könne man erkennen, dass einige Institute die Verfügungsmöglichkeiten für Visa-Karten von DKB-Kunden wiederhergestellt hätten. "Ein Manko stellen Sperrungen aber für Touristen dar, die sich erst orientieren müssen", erklärt die Pressezentrale.

Dabei schotten sich längst nicht nur Sparkassen ab. Auch die Volksbank Elsterland ist dem Beispiel gefolgt. "Die Mehrzahl unserer Automaten ist für Visa-Karten von Direktbanken tabu", bestätigt Vorstandsmitglied Walter J. Meyer. "An unserer grundsätzlichen Haltung hat sich nichts geändert. Als regionale Anbieter schaffen wir vor Ort eine qualitätsgerechte Kundenbetreuung. Für Trittbrettfahrer ist dieser Standard nicht gedacht."

Die Volksbanken Wittenberg und Dessau-Anhalt warten hingegen noch ab. "Wir behalten den Markt im Auge, was wir übrigens immer tun", sagt Thoralf Flaake, Vorstand der Volksbank Wittenberg. Grundsätzlich teile er aber die Position der Sparkassen und Volksbanken bezüglich des Aufwands für ihre Infrastruktur. Manfred Bähr, Vorstand der Volksbank Dessau-Anhalt, stößt in das gleiche Horn. "Warum sollen wir den Wettbewerb stärken?" Noch seien die eigenen Automaten zwar offen, "aber wenn Direktbankkunden jetzt massiv unsere Technik nutzen wollen, weil sie es sonst nicht mehr können, dann ergibt sich auch für uns Handlungsbedarf." Das Tourismus-Argument der DKB ziehe nicht, "denn geizige Leute lassen auch kein Geld in der Region". Bähr hofft zudem auf eine Entscheidung des Oberlandesgerichtes (OLG) zu der Problematik. "Es liegt uns aktuell kein Fall vor", erklärt jedoch Katrin Wolter, Richterin beim OLG in Naumburg. Die Direktbanken, die gegen die Sparkasse Mansfeld-Südharz 2009 eine einstweilige Verfügung zur Öffnung der Geldautomaten erwirken wollten, hätten ihren Antrag zurückgezogen.

Die Sparkasse Wittenberg wird den Direktbanken nicht komplett einen Riegel vorschieben. Man werde eine Auszahlungsstelle schaffen, um den Vertrag mit Visa zu erfüllen. Außerdem stehe es Kunden der Direktbanken ja frei, mit ihren EC-Karten Geld abzuheben. "Doch da scheut man wohl die Gebühren", vermutet Fincke.