Finanzen in Coswig Finanzen in Coswig: Auf den Hund gekommen

Coswig - Im Schwarzen Weg in Coswig dreht Walter Nauendorf mit seinem Hund Tabsy seine tägliche Runde. „Natürlich haben wir eine Hundemarke“, zeigt Nauendorf den Anhänger mit der Prägung der Stadt. 40 Euro Hundesteuer im Jahr bezahlt er für seinen vierbeinigen Liebling und er hat damit kein Problem. „Es muss doch auch alles in Ordnung gehalten werden“, sagt er. Zusammen mit 1 200 pflichtbewussten Hundehaltern im Stadtgebiet steuert der Rentner in diesem Jahr 44 300 Euro zum Stadtsäckel bei. Das sind rund 10 000 Euro mehr als geplant.
Zwar ist zu Jahresbeginn eine Änderung der Hundesteuersatzung in Kraft getreten. Sie bezog sich allerdings nur auf die Zwingersteuer für Rassen, die als gefährlich eingestuft sind. Musste bis dato für Zuchthunde nur die Hälfte der Steuer für einen „normalen“ Hund gezahlt werden, wird nun der Satz für „gefährliche“ Rassen (400 Euro) als Bezugsgröße genommen. „Wir haben solche Züchter auch in der Stadt“, sagt Kämmerin Eva-Maria Haseloff. Aber das habe mit den gestiegenen Einnahmen weniger zu tun.
Zufall spielt mit
„Hundehalter, die einen oder mehrere Hunde in ihrem Haushalt nicht angemeldet hatten, konnten ausfindig gemacht werden“, bestätigt Haseloff, was Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos) im jüngsten Stadtrat verkündet hatte. Wobei laut Haseloff der Zufall dabei keine unwesentliche Rolle spielt.
Hundekorn mussten abhängige Bauern schon im 15. Jahrhundert an ihren Lehnsherren bezahlen. Die klassische Hundesteuer wurde 1807 in Offenbach am Main eingeführt - die Fürstlich Isenburgische Regierung hatte sie erfunden, um Kriegsschulden damit zu tilgen. Andere deutsche Länder nutzten sie später dann auch mit der Begründung der Tollwut- und Seuchenbekämpfung. Friedrich Wilhelm III. schloss 1810 neben Dienern und Pferden auch Hunde in die Luxussteuer ein. Ausgenommen waren Wachhunde und Hunde, die für ein Gewerbe notwendig waren. Auch heutzutage gibt es für Diensthunde, Hütehunde und Blindenhunde Steuerermäßigung- oder -befreiung. Die Höhe der Steuer legt der jeweilige Stadtrat fest. Dänemark hat die Hundesteuer schon 1972 abgeschafft, die meisten europäischen Länder zogen inzwischen nach.
„Wenn die Mitarbeiter vom Ordnungsamt oder aus dem Fachbereich Vollstreckung bei der Erfüllung ihrer Aufgaben im betreffenden Haushalt oder in der Nachbarschaft Hunde antreffen, lassen sie bei uns schon mal nachprüfen, ob eine Anmeldung vorliegt“, berichtet die Kämmerin. Oder jemand werbe auf seinem Fahrzeug oder anderswo für seine Hundezucht. Sei die Haltung im Rathaus nicht angemeldet, erhalte der betreffende Bürger Post von der Stadt - zunächst mit einem Anmeldebogen. Aber es kämen auch mehr Bürger von sich aus, um ihre Hunde anzumelden. Sicher auch in dem Wissen, dass die Mitarbeiter der Stadt jetzt genauer hinschauen. Hatte doch die Stadtverwaltung Anfang des Jahres angekündigt, rigoros gegen säumige Bürger vorzugehen, bis hin zur Stilllegung des Fahrzeugs. Aber, so Haseloff: „Die Säumigen haben wir in allen Bereichen, wo Steuern und Gebühren anstehen.“
Volker Rudolph züchtet Schäferhunde und ist Vorsitzender des Hundesportvereins Senst. Auch er stellt die Hundesteuer nicht in Frage. „Klar sind es Kosten, und nicht die einzigen für Hundehalter, die sich in einem Zuchtverband oder Verein engagieren“, sagt er. Neben Vereinsbeiträgen seien noch Abgaben an Dachverbände zu leisten. „Wer seine Tiere liebt, macht das eben.“ Die Dienste der Stadt müssten schließlich auch bezahlt werden. Im Unterschied zu Gebühren sind Steuern nicht zweckgebunden, das heißt, sie gehen in den Haushalt ein und werden zur Finanzierung aller städtischen Aufgaben mit verwendet. So finanzieren Hundehalter zum Beispiel auch Kinderbetreuungskosten mit.
Schuldnerquote drei Prozent
In der Lutherstadt Wittenberg stellen die Einnahmen aus der Hundesteuer mit 126 000 Euro eine nicht zu verachtende Größe dar. Derzeit sind davon noch 9 000 Euro offen. „Allerdings ist das vierte Quartal auch noch nicht gemahnt“, so Jörg Bielig, Fachbereichsleiter Bürgerservice im Rathaus. 3 083 Hundehalter sind zwischen Kropstädt und Seegrehna angemeldet. Bei denen halte sich die Schuldnerquote mit drei Prozent in Grenzen. „Die meisten erfüllen ihre Steuerpflicht brav das ganze Jahr über. “ (mz)