Feuerwehrsport in Nudersdorf Feuerwehrsport in Nudersdorf: Das Ziel für die Nationalmannschaft ist oben

Nudersdorf - „21,20 links, 21,27 rechts“, ruft René Grunwald über die Bahn. „Noch ein Lauf.“ Die jungen Männer nicken, rollen die Schläuche zusammen und bauen ihr Equipment für den Löschangriff nass wieder sorgfältig auf dem Podest auf.
Dass in Nudersdorf an den Wochenenden die Pumpen der Feuerwehr dröhnen, das sind die Anwohner in der Nähe des Gerätehauses seit Jahren gewohnt. Doch wenn jetzt geübt wird, ist das von nationalem Interesse. Der Wittenberger Ortsteil ist zum Trainingszentrum im Feuerwehrsport für Deutschland aufgestiegen. Und das nicht erst, seit der Nudersdorfer Florian Homuth in den Nationalkader berufen worden ist.
Vier Wettbewerbe
Im März hat das Training für die Weltmeisterschaft im Feuerwehrsport begonnen. Doch in der Slowakei muss sich die Mannschaft nicht nur im Löschangriff beweisen. Auch Hakenleitersteigen, 100 Meter Hindernisbahn und die 4x100 Meter Hindernisstaffel stehen dort auf dem Programm. Dafür muss der zehnköpfige Kader als Mannschaft stark sein, aber auch hervorragende Einzelkämpfer haben.
Erfolg besteht aus vielen Kleinigkeiten. „Da war zu viel Luft in der Leitung, habt ihr’s gemerkt?“ René Grunwald ist, nachdem der Lauf im Löschangriff nass zu Ende ist, ruckzuck neben der Saugwanne. „Das Eintauchen ist gut, aber es muss nicht so tief sein.“ Der Trainer zeigt, wie er sich das vorstellt. Was folgt, sind Übungen der Bewegungsabläufe, mal trocken, mal mit den Saugschläuchen.
Weniger Luft bedeutet, dass es weniger Verwirbelungen am Strahlrohr gibt, der Zielbehälter schneller voll wird. „Das ist es, was den Löschangriff so aufwändig macht“, weiß Grunwald.
Löschangriff nass, der Aufbau einer Löschstrecke von den auf einem Podest gelagerten Materialien bis zum Befüllen von zwei Zielbehältern, ist der Klassiker im Feuerwehrsport im Osten Deutschlands. So ist es nicht erstaunlich, dass auch die Nationalmannschaft aus Kameraden der ostdeutschen Länder gebildet wird, die meisten gehören Berufsfeuerwehren an. Einer kommt zum Training sogar aus Rostock nach Nudersdorf.
Unter 21 Sekunden zu bleiben am „Berg“ in Nudersdorf ist schon eine Leistung. Zwar ist der Berg nur ein leichter Anstieg, aber er macht sich bemerkbar auf knapp hundert Metern. Hier kann es passieren, dass die Männer mit den Strahlrohren noch vor der Ziellinie vom Wasser eingeholt werden. „Bei der Weltmeisterschaft ist die Bahn länger, die Schläuche haben einen größeren Durchmesser“, weiß Grunwald. Das muss er einkalkulieren.
Seit drei Jahren trainiert Grunwald die Nationalmannschaft. Seit dem vorigen Jahr steckt er seine Energie komplett hier hinein. Denn das Team Nudersdorf hat mit dem Löschangriff aufgehört. „Wir haben hier auf unserer Wiese noch einmal eine 20,3 hingelegt, und das war’s“, sagt er ohne Bedauern. Es sei eine Altersfrage, zwei Leute in der Mannschaft zu ersetzen hätte einen Neuaufbau bedeutet.
„Klar haben wir es bedauert“, sagt Florian Homuth, einer aus der Mannschaft. „Wir waren ein klasse Team und jahrelang erfolgreich.“ Der 23-Jährige ist nun in der Nationalmannschaft, dort und am Hakenleiterturm trainiert ihn René Grunwald weiter. Als Landesmeister von Sachsen-Anhalt ist Homuth zwar nicht schlecht, aber gegen die starken Weißrussen hat er am Turm kaum eine Chance.
Ähnlich verteilt sind die Chancen bei der Hindernisstaffel. „Wir laufen etwa 57 Sekunden, die Russen 53 oder 54. Wenn mal ein Team schwächelt, können wir es aufs Podest schaffen“, bleibt der Trainer realistisch.
Allrounder aus der Lausitz
Am längsten, schon seit 2008, in der Nationalmannschaft ist Tom Gehlert. Der 25-Jährige aus Cottbus startet sonst für das Team Lausitz, hier hängt sich der Berufsfeuerwehrmann voll rein. Er nimmt an allen Disziplinen teil, seine Spezialität ist die Hakenleiter. „Wir kennen uns alle seit mehreren Jahren, das macht schon Spaß“, meint er.
Das regelmäßige Training sei wichtig, auch wenn es ein Leidensweg durch die lange Fahrerei sei. „Derzeit läuft zu Hause einiges auf Verschleiß, aber man opfert die Tage gern.“ 2015 ist er mit dem Team schon Vizeweltmeister im Löschangriff geworden. Hier haben sie die größten Chancen, diesmal wollen sie ganz oben aufs Podest.
Am 28. April gibt es in Nudersdorf am Feuerwehrgerätehaus den Deutschland-Cup im Hakenleitersteigen, ab 10 Uhr steigen hier Männer und auch Frauen. Ab Mittag heißt es Wasser Marsch beim Löschangriff nass. Zuschauer sind gern gesehen. (mz)
