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Ferien Ferien: Üben mit Karte und Kompass

Von UTE OTTO 12.07.2010, 18:39

BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Zum Abschied gibt's ein Klingelkonzert und dann setzt sich die neun Kinder und zwei Betreuer zählende Radlergruppe in Bewegung. "Fahrt schön rechts!", ruft eine Mutter noch hinterher und dann ist auch die Schlussfahrerin, Betreuerin Carmen Kahnt, aus dem Blickfeld verschwunden. Vorn fährt Veronika Pumpat. Die Vorsitzende des Ortsvereins Dübener Heide kennt sich in ihrer Heimatlandschaft bestens aus und führt die Gruppe über Kemberg und Rotta ins Kiez Friedrichsee. Sie habe wegen der zum Teil schlechten Befahrbarkeit der Waldwege die Straßen-Route gewählt, sagt sie, zudem herrscht hohe Waldbrandgefahr. Mit vielen Trinkpausen und - weil ein Kind über Kopfweh und leichte Übelkeit klagt - einem längeren Stopp in einem kühlen Kemberger Supermarkt erreichen sie zum Mittag doch noch wohlbehalten das Ziel und für die Kinder ist erst einmal Siesta. Im Kiez treffen noch weitere Jugendgruppen des Vereins Dübener Heide aus Rösa, Schwemsal (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) und dem sächsischen Lausig ein.

Neben der Erholung steht in den nächsten vier Tagen die Erkundung der heimatlichen Gefilde auf dem Programm: Mit Karte und Kompass wird am Nachmittag ein Badesee gesucht. "Unsere Kinder sollen nicht zu denen gehören, über die in der Zeitung geschrieben steht, sie wüssten nicht, wo die Sonne aufgeht", spielt Frau Pumpat auf jüngste Meldungen über Kinder an, die heutzutage zwar den Computer beherrschen, aber nicht mal mehr die Himmelsrichtungen kennen.

Die Ferienfreizeiten des Naturparkvereins steht traditionell im Zeichen von Heimatkunde. Das Buchdruckmuseum in Gräfenhainichen wollen die Ferienkinder am Dienstag besuchen und auch auf den Wasserturm steigen, Mittwoch werden sie von Mitarbeitern des Betreuungsforstamtes viel über den Wolf erfahren und auf der Heimfahrt am Donnerstag ist ein Abstecher in die Kemberger Heimatstube und in die Minigolfanlage geplant. Für Minigolf kann sich der zwölfjährige Stephan Gulich richtig begeistern. Überhaupt hat er sich mächtig auf die Fahrt gefreut: "Man kann im Bungalow schlafen, die ganze Zeit mit Freunden zusammen sein und es gibt viele schöne Dinge zu erleben", sprudelt er. Und er schwärmt aus der Erfahrung der Vorjahre vom "Heidemönch" (Roland Gempe), der den Kindern "mit ganz vielen Witzen" die Traditionen der Dübener Heide nahe bringt.

Vor der Abfahrt erhält Veronika Pumpat noch einen Scheck über 360 Euro von Angelika Hunger im Namen der Landtagsfraktion der Linken. Es ist Geld aus dem "Soli-Fonds", den die Fraktion aus der von ihr abgelehnten Diätenerhöhung speist, so Frau Hunger. Veronika Pumpat, Linke-Stadträtin in Bad Schmiedeberg, hatte das Geld beantragt. "Sonst hätten vier Kinder nicht mitfahren können", so Pumpat, weil der Teilnehmerbeitrag von 90 Euro das Familienbudget gesprengt hätte.