Fahrradtour Fahrradtour : Wenn elf Kilometer fehlen

Wittenberg - Es sind elf Kilometer von 259, die Ortwin Czarnowski ärgern. Elf Kilometer Radweg, die zwischen Ortsausgang Wittenberg bis Kropstädt fehlen. Und die deshalb eine Gefahr für alle Radfahrer und so auch seine Schüler bedeuten.
Der ehemalige Olympionike rief das Projekt „Rollendes Klassenzimmer“ ins Leben, da das Drücken der Schulbank nicht unbedingt zu den Lieblingsaufgaben von Kindern und Jugendlichen zählt. Lieber verabredet man sich mit Freunden und genießt besonders im Frühling und Sommer das schöne Wetter und die frische Luft.
Allerdings nimmt das Bewusstsein für die Umgebung und die Begeisterungsfähigkeit für Dinge, die im Freien stattfinden, fortlaufend ab. Vieles wird als selbstverständlich angesehen und ein Großteil der Nachmittage wird lieber vor dem heimischen Computer verbracht. Ortwin Czarnowski gehört zu denjenigen, die sich dieses Problem bewusst gemacht haben, und er möchte frischen Wind in den Alltag der Schülerinnen und Schüler bringen.
Der Inhalt dieses Projektes besteht deshalb darin, den Teilnehmern auf einer fast zehntägigen Radtour - von Dresden über Riesa, Torgau und die Lutherstadt Wittenberg bis nach Berlin - Natur und Geschichte nahe zu bringen. „Die Erlebnisse und das erhaltene Wissen sind unvergesslich“, so Czarnowski, der nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn als Lehrer in Baden-Württemberg arbeitete.
„Ich habe in den letzten Tagen mehr gelernt als in zehn Jahren Schule“, meint ein damals 16-jähriger Schüler, der an dieser besonderen Herausforderung seinen Gefallen finden konnte. Neben der Vermittlung der deutschen Historie an berühmten Schauplätzen geht es Ortwin Czarnowski auch um die Qualitäten der modernen Zeit, wie Mobilität, Flexibilität und Dynamik, die den teilnehmenden Jungen und Mädchen vermittelt werden sollen.
Auf Grundlage dessen sollen die Kinder und Jugendlichen auf das Leben nach der Schule vorbereitet werden. „Fahrrad fahren ist nicht nur Fahrrad fahren“, erklärt der fit gebliebene Schwabe, sondern öffnet auch ein Stück weit das Bewusstsein, für Dinge, die uns täglich umgeben. „Der Klimawandel lässt sich nicht aufhalten“, ist sich Czarnowski sicher, „aber wir tun etwas und das ist wichtig.“
Seine damit verbundenen Wünsche richten sich auch an die Lutherstadt Wittenberg, für die sein „Herz schlägt“ und welche bei der nächsten Radtour vom 21. bis zum 29. Juli wieder eine Zwischenetappe bilden wird. Zu diesen durchaus umsetzbaren Gedanken zählt auch, die Radwege in Wittenberg und Potsdam miteinander zu verknüpfen, um somit die mehrtägige Tour ohne Gefahren zu meistern.
Czarnowski legt offen, dass man „auf der Bundesstraße 2 elf Kilometer ohne Radweg zurücklegen muss“. Neben der Gefahrenvermeidung ließen sich durch die Optimierung des Fahrradwegenetzes auch örtliche Schulen in Projekte des „Rollenden Klassenzimmers“ einbeziehen. Die Ziele des ehemaligen Lehrers sind klar formuliert. Er hofft nun, bei der Umsetzung dieser Ideen, auf die Mithilfe der zuständigen Behörden im Landkreis.
(mz)