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Experiment oder Entzug Mit Video: Reporter aus Wittenberg im Selbsttest - Zuckerverzicht, aber wie?

Ein Reporter aus Wittenberg startet einen Selbsttest und fastet. Sieben Wochen lang soll auf Zucker verzichtet werden. Darum muss das Experiment schnell umbenannt werden.

Von Andreas Hübner Aktualisiert: 21.02.2024, 15:56
Andreas Hübner startet einen Selbstversuch und versucht bis Ostern auf Zucker zu verzichten.
Andreas Hübner startet einen Selbstversuch und versucht bis Ostern auf Zucker zu verzichten. (Foto: Caroline Elsner)

Wittenberg/MZ. - Wirklich populär sind sogenannte Selbstversuche unter meinen Kolleginnen und Kollegen nicht. Wenn es darum geht etwa eine neue Regelung zur Entsorgung von Elektroschrott oder Mehrwegverpackungen auszuprobieren, gibt es schon noch motivierte Freiwilligenmeldungen, wenn es aber darum geht auf etwas zu verzichten, gibt es die kaum.

 
Ein MZ-Reporter aus Wittenberg verzichtet im Selbsttest auf Zucker. (Kamera: Andreas Hübner, Schnitt: Christian Kadlubietz)

Da es dieses Mal tatsächlich um die Fastenzeit geht – die pünktlich mit dem Aschermittwoch in der vergangenen Woche eingeläutet wurde – mangelt es an Ideen. Also ringe ich mich durch.

Zeit für eine Diät? Reporter aus Wittenberg verzichtet im Selbsttest auf Zucker

Da meine Waage mir zuletzt immer öfter wärmstens empfiehlt, mich mit dem Thema Diät zu beschäftigen, sodass ich sie aus Sorge vor einem schlechten Gewissen während der jüngsten Feiertage vorsorglich auf Weihnachtszeit – also fünf Kilogramm zurück – gestellt hatte, ist das Thema Abnehmen schnell gefunden.

Damit einhergehend habe ich in meinem jugendlich unbeschwerten Leichtsinn beschlossen, bis Ostern auf Zucker zu verzichten.

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Ein Entschluss, über dessen Tragweite ich mir zu Beginn kaum bewusst bin. Am Aschermittwoch ist für mich dieses Jahr also nicht etwa alles vorbei.

Am Aschermittwoch geht es los und so verzichtete ich frühmorgens hoch motiviert auf meinen Zucker im Kaffee.

Ein Leben ohne Zucker: Kaffee nur noch schwarz trinken?

Ab der zweiten Tasse dann auch schon auf die Milch, denn beim genaueren Hinsehen kommt, die normale H-Milch, die es bei uns zu Hause seit Jahren zum üblichen Kaffeeweißer gebracht hat, auf 4,9 Prozent Zuckeranteil.

Also Kaffee nur noch schwarz! Aber das kann es ja eigentlich auch nicht sein. Mal ganz ehrlich. Ohne Milch oder Zucker ist Kaffee doch auch nur bittere Plörre.

Nach kurzer Recherche entdecke ich Mandelmilch als zuckerfreie Alternative und kaufe zum Ausprobieren den ersten Liter zu einem derzeitig eher als „Benzinkurs“ üblichen Preis von 1,79 Euro.

Günstig ist dieses Experiment ohnehin nicht, denn die als Zuckerersatz tatsächlich empfohlene Alternative ist Xylit-Birkenzucker. Und der kann die derzeitigen Spritpreise ohne weiteres überbieten.

Zuckerfrei, aber teuer: Bioprodukte für 20 Euro je Kilogramm

Ein Kilogramm jenes Bioproduktes erreicht den Endverbraucher mit einem Preis von etwa 20 Euro. Der mich sofort begeisternde Vorteil ist der tatsächliche Zuckergeschmack.

Der Nachteil die zu erwartenden Nebenwirkungen, auf die ich noch zu sprechen komme.

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Nachdem meine liebe Partnerin und ich im Laufe des Mittwochs unsere Küche umkrempeln und alle zuckerhaltigen Lebensmittel außer Reichweite bringen, müssen die dadurch gerissenen Löcher in der Koch-, Back- und Snacknische irgendwie auch wieder gestopft werden.

Quark mit einem zuckerfreien Geschmackspulver vermischt, ersetzt seitdem den Pudding.

Roggenvollkornknäcke statt Cracker

Statt Brötchen gibt es künftig zuckerarmes Vollkornbrot. Aber nur ab und zu, denn statt Brot einigen wir uns auf Knäckebrot und als Chips- und Cracker-Ersatz soll künftig Roggenvollkornknäcke dienen.

Beim Lesen der Nährwertangaben von gefühlt 100 unterschiedlichen Produkten, fällt mir auf, dass Zucker fast überall drin ist. Wenn zum Teil auch minimal, aber sogar in Schnittkäse und überhaupt in so gut wie allen Milchprodukten ist Zucker enthalten.

Selbst 100 Gramm Putenbrustaufschnitt kommt auf 0,5 Gramm Zucker. Und auch das bereits erwähnte Roggenvollkornknäcke mit Sauerteig beinhaltet 1,6 Prozent „schlechtes Gewissen“.

Auf der Suche nach zuckerfreien Produkten beim Einkaufen

Schon während des ersten Einkaufs wird mir also klar, dass es kaum möglich ist, auf Zucker komplett zu verzichten und so formuliere ich die Überschrift dieses Experimentes neu und nehme mir vor, meinen Zuckerkonsum bis Ostern enorm zu reduzieren.

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Und dann wird mir noch etwas bewusst. An der Stelle, an der mir dieser Verzicht persönlich am schwersten fallen wird, ist der Verzicht am einfachsten: bei den Getränken.

Wasser und Kaffee als Durstlöscher ohne Zucker

Seit einer Woche nun trinke ich nur Wasser oder Kaffee. Die einzige Abwechslung, die ich mir am Wochenende gönne, ist Kamillentee – immerhin gesüßt mit dem besagten Birkenzucker.

Insgesamt habe ich an zwei Tagen vier ganze Kannen Tee getrunken und den Birkenzucker gemäß Packungsbeilage „Eins zu Eins“ wie Zucker eingesetzt.

Experiment oder Entzug? Die kommenden Wochen werden Aufschluss geben

Erst am Montag habe ich dann beim Lesen des Kleingedruckten festgestellt, dass dieser Birkenzucker der Grund für viel zu viele Keramikbesuche meinerseits ist.

„Kann bei übermäßigem Genuss abführend wirken“, steht da. Eine Erkenntnis, die für mich sofort eine weitere Frage aufwirft. Wird dieses Experiment für mich schon ein Entzug?

Wo ich doch offensichtlich bisher zu viel Zucker zu mir genommen habe. Bis Ostern sind es noch 39 Tage. Ich halte Sie auf dem Laufenden.