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  7. Familienbetrieb Elbe Caravan in Griebo kämpft mit Hürden beim Ausbau

Millionen-Investition Elbe Caravan in Griebo: Warum die Expansion des Familienbetriebs stockt

Elbe Caravan in Griebo möchte expandieren, doch seit Jahren geht das Projekt nicht voran. Mittlerweile hat sich der Preis nahezu verdoppelt auf sechs Millionen Euro. Welche Hürden bewältigt werden mussten.

Von Jonas Lohrmann Aktualisiert: 13.11.2024, 17:00
Auf engstem Raum: Roy (r.) und Andrea mit Tochter Gina Barabas sowie Familienhund Leo vor den voll belegten Flächen.
Auf engstem Raum: Roy (r.) und Andrea mit Tochter Gina Barabas sowie Familienhund Leo vor den voll belegten Flächen. (Foto: Jonas Lohrmann)

Griebo/MZ - Die Elbe Caravan GmbH in Griebo plant seit Jahren eine große Expansion. Doch statt Baufortschritt und neuer Räumlichkeiten steht das Projekt nach Jahren noch immer am Anfang. Der Bau sollte längst zwei Mal abgeschlossen sein. Was die Verzögerungen für den Familienbetrieb bedeuten.

Dass der Standort an der Straße der Freundschaft in Griebo, einem Ortsteil von Wittenberg, voll ist, wird beim Besuch der MZ deutlich. Dicht an dicht stehen Wohnwagen und Reisemobile auf dem Gelände. Aktuell sind es rund 120 Fahrzeuge und weitere 270 in zwei Lagerhallen. Besonders die Nachlieferungen hätten den Platzmangel weiter verschärft, sagt Geschäftsführer Roy Barabas. Das bestehende Gelände ist für diese Anforderungen kaum noch geeignet. Deswegen war ein Expansion geplant.

Expansion der Elbe Caravan in Griebo ist gebremst durch bürokratische Hürden

Doch der Weg zur Realisierung des neuen Standorts entlang der B187 zeigt sich bürokratisch steinig. Die finalen Genehmigungen sind noch nicht erteilt und der Bebauungsplan stehe erst in den kommenden Wochen zur Abstimmung im Stadtrat, Ortschaftsrat und Bauausschuss. Roy Barabas zeigt sich zuversichtlich, weil eine erste Voranfrage im Stadtrat bereits grünes Licht erhielt. Doch die weiteren Schritte seien langwierig. „Es gibt zahlreiche Vorschriften und Umweltauflagen, die berücksichtigt werden müssen“, sagt der 52-Jährige.

Ein besonders aufwendiger Punkt: der Naturschutz. Für das Bauvorhaben musste ein halber Hektar Wald weichen. Im Gegenzug wurden bereits Ausgleichsmaßnahmen ergriffen. Ein neuer Hektar Wald wurde im Jahr 2023 gepflanzt, Nistkästen wurden installiert und als letzter Schritt ist die Umsiedlung einer Ameisenkolonie geplant. „Das ist aber nur im Zeitraum von März bis Juni möglich“, sagt seine 55-jährige Ehefrau Andrea Barabas, die als Verkaufsleiterin im Familienbetrieb tätig ist. An ihrer Seite tollt noch ein Schweizer Appenzeller, der anderthalb Jahre alt ist. Auch im Gespräch mit der MZ begleitet der Familienhund die beiden.

Eigentlich feiert das Ehepaar im nächsten Jahr die silberne Hochzeit. „Wenn aber alles nach Plan läuft, dann bauen wir da und feiern den ersten Spatenstich“, sagt Roy Barabas.

Kosten vom Bauprojekt in Griebo nahezu verdoppelt

Die Verzögerungen sind für die Elbe Caravan GmbH nicht nur zeitlich belastend, sondern auch finanziell herausfordernd. Ursprünglich war das Bauprojekt auf etwa dreieinhalb Millionen Euro angesetzt. Mittlerweile ist das Investitionsvolumen jedoch auf rund sechs Millionen Euro angewachsen. Grund seien nicht nur über den Zeitraum gestiegene Zinsen, sondern auch höhere Kosten für Material und Bauarbeiter. „Wenn man investieren möchte, darf es nicht so viele bürokratische Hürden geben“, kritisiert Roy Barabas. Wenn alles gut läuft, reicht er den Bauantrag im Dezember beim Landkreis ein. Er hofft dort auf eine zügige Bearbeitung.

Eine große Herausforderung in dem Projekt ist auch die Löschwasserversorgung gewesen. Diese reiche in der Region nicht aus, weshalb ein zusätzlicher Löschwassertank, der 100.000 Liter Wasser fassen soll, benötigt werde, um den Sicherheitsauflagen am neuen Standort gerecht zu werden.

Expansion der Elbe Caravan soll umgesetzt werden

Die Elbe Caravan GmbH, die Roy Barabas im März 2002 gründete und mittlerweile 24 Mitarbeiter hat, bleibt trotz der Herausforderungen zukunftsorientiert. Der 52-Jährige hat sein Hobby, das Camping, zum Beruf gemacht und arbeitet heute zusammen mit seiner Familie daran, den Betrieb weiter auszubauen. Seit einem Jahr ist auch Tochter Gina im Familienunternehmen tätig. Die 23-Jährige, die ein Studium im Automobilmanagement abgeschlossen hat, arbeitet sich gerade ein und soll die Leitung nach und nach übernehmen und das Unternehmen so in die nächste Generation führen.

Seit der Corona-Pandemie, in der viele den Camping-Urlaub für sich entdeckten, verzeichnet das Unternehmen einen anhaltenden Nachfrageboom, erläutert Roy Barabas. Die Nachfrage nach Wohnmobilen und Caravans sei stabil geblieben. Besonders beliebt sind aktuell autarke Fahrzeuge, die über Solarzellen, Lithium-Batterien und 230-Volt-Wechselrichter verfügen. „Solche Fahrzeuge können theoretisch überall stehen“, sagt Roy Barabas. Hinzu kommt die steigende Nachfrage nach integrierten Internetantennen, vor allem mit LTE für schnelles Internet und TV-Streaming unterwegs. Sorge, dass der Boom wieder zurückgeht, hat der Geschäftsführer nicht.

Neubau der Elbe Caravan soll Entlastung bringen

Auch wenn die Baupläne bislang ins Stocken geraten sind, bleiben die langfristigen Ziele des Unternehmens unverändert. Der Neubau auf einem 12.000 Quadratmeter großen Gelände soll dem Unternehmen jedoch langfristig Entlastung bringen, einen reibungsloseren Betrieb ermöglichen und bessere Servicemöglichkeiten bieten.

Geplant ist eine Werkstatt mit acht Arbeitsplätzen, einer Fahrzeugwäsche und einer separaten Tüv-Station inklusive Übergabehalle sowie ein Zubehörshop und Verwaltungsbüros. Besonders die Entladungen, die bislang regelmäßig für Staus auf der B187 sorgten, sollen künftig auf dem eigenen Gelände erfolgen und so für Anwohner und Durchreisende eine Erleichterung bringen.