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Einwohnerversammlung Einwohnerversammlung: Wohnungen für die Asylbewerber

Von Ulf Rostalsky 31.05.2015, 08:36

gräfenhainichen - In 16 Wohnungen der Wohnungsgesellschaft Gräfenhainichen sind derzeit Asylbewerber untergebracht. Bei vier Bewohnern je Wohneinheit sind es gut 50 Erwachsene, die in der Gartenstraße leben. Dass es mehr werden, schließen sowohl Bürgermeister Harry Rußbült (Linke) als auch Wohnungsgesellschaftschef Frieder Bahn nicht aus. „Wir prüfen, ob wir auch Wohnungen in den oberen Etagen zur Verfügung stellen“, erklärt er.

Gräfenhainichen wird bunter. „Wir haben eine Basis, um eine Willkommenskultur zu pflegen“, betont Rußbült. Er hatte zur Einwohnerversammlung geladen, „um zu erklären, Argumente zu liefern, vorbereitet auf neue Bewohner zu sein“. Der Rathauschef redet nicht um den heißen Brei herum. „Wartezeit ist Lebenszeit - auch bei Asylbewerbern. Sie muss sinnvoll ausgefüllt werden.“

230 000 Asylanträge wurden 2014 in Deutschland gestellt. Bewilligt wurden nicht einmal zwei Prozent. Bis Entscheidungen fallen, vergeht Zeit. „Ich denke, ein Jahr mindestens“, sagt die in der Kreisverwaltung für die Betreuung und Unterbringung von Asylbewerbern zuständige Mitarbeiterin Heike Schwager. Die Antragsteller müssen währenddessen untergebracht werden.

Nach bundesweit geltendem Schlüssel werden nach derzeitigem Stand im laufenden Jahr im Kreis 730 Bewerber erwartet. „Gleichzeitig verlassen uns aber auch Leute. Sie ziehen ihre Anträge zurück ober haben das Land nach Ablehnung der Anträge zu verlassen“, betont Schwager. Dennoch gibt es Engpässe in der Unterbringung. Allein im Juni sind 61 neue Asylbewerber avisiert. Dass ein Teil von ihnen auch nach Gräfenhainichen kommt, steht fest. „Gräfenhainichen steht in vorderster Reihe. Wir werden auch weiter dabei sein“, stellt Rußbült klar.

„Ich frage mich, was so ein Mensch ein ganzes Jahr lang machen soll?“ Else Nimmergut bricht eine Lanze für die neuen Mitbewohner in der Gartenstraße, die sie wiederholt beim Fußballspiel beobachtet hat. Sinnvolle Beschäftigung ist gefragt. Sport gehört zweifelsfrei dazu. Rainer Pötschke vom Freizeitsportverein 83 erinnert daran, dass er wiederholt zu Turnieren eingeladen habe. „Die Leute sind froh, wenn sie dabei sind und sich beweisen können“, sagt er. „Sie sind Dauersieger“, fügt Pötschke über die Asylbewerber aus Vockerode und Friedersdorf hinzu.

Ob sinnvolle Beschäftigung auch die Bewirtschaftung freier Gärten sein kann, bleibt offen. Rußbült dachte laut über eine solche Sache nach, fand allerdings noch kein Gehör. „Wir sollten einfach nachdenken und offen sein“, appelliert der Rathauschef. Seinen Ruf werden Stadträte und Vereinsvertreter nach außen tragen müssen. Das große Manko der Einwohnerversammlung hatte Rußbült schnell ausgemacht. „Wir sind hier ja weitgehend unter uns.“ Interessierte Bürger blieben Mangelware. (mz)