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Einsatz im Krisengebiet Einsatz im Krisengebiet: Wittenberger Notfallsanitäter hilft nach Tropensturm

Von Marcel Duclaud 03.04.2019, 12:14
Christian Gatniejewski während eines früheren Einsatzes in Nepal, nun wird er in Mosambik helfen.
Christian Gatniejewski während eines früheren Einsatzes in Nepal, nun wird er in Mosambik helfen. Johanniter

Wittenberg - Was genau ihn erwartet, weiß Christian Gatniejewski noch nicht. Der Johanniter aus Wittenberg ist Dienstagfrüh zu seinem nächsten Hilfseinsatz aufgebrochen, der ihn nach Mosambik führt. Der Notfallsanitäter kennt bislang nur die Bilder aus den Medien, die sind schlimm genug.

Sie zeigen riesige Überschwemmungsgebiete, Menschen, die sich auf Dächer gerettet haben oder auf Bäume, zerstörte Straßen, zerstörte Häuser, zerstörte Felder. Der Tropensturm Idai hat allein in Mosambik hunderte Menschen das Leben gekostet und Hunderttausende obdachlos gemacht. Experten reden von „einer der schlimmsten durch Wetter verursachten Katastrophe, die jemals die Südhalbkugel getroffen hat“.

In diese verwüstete Landschaft schicken die Johanniter nun ein 16-köpfiges Team, um medizinische Nothilfe zu leisten. Dabei sind Ärzte, Sanitäter, Logistiker und ein Experte für psychosoziale Betreuung.

Die Hilfsaktionen sind langsam angelaufen, der Zyklon traf bereits Mitte März auf die Küste des afrikanischen Landes, lange war das dramatische Ausmaß der Zerstörungen unklar. Inzwischen sind etliche Unterstützer vor Ort, darunter das Technische Hilfswerk, um dringend benötigtes sauberes Trinkwasser bereitzustellen.

Schwer zerstörte Stadt

Das Johanniter-Team aus Deutschland macht sich auf offizielle Anforderung des mosambikanischen Gesundheitsministeriums auf den Weg in die schwer zerstörte Hafenstadt Beira, erklärt Sprecherin Therese Raatz auf MZ-Anfrage. Die Hilfe sei bereits kurz nach der Katastrophe angeboten worden. Was genau zu tun ist, werde sich vor Ort entscheiden.

Klar ist, dass der Einsatz zwei Wochen dauern soll und dass es wohl wesentlich um den Kampf gegen Cholera gehen wird, die sich, wie aktuellen Nachrichten zu entnehmen ist, schnell ausbreitet. Dass er trotz aller Erfahrung aufgeregt ist, räumt Christian Gatniejewski ein, der sich am Morgen zunächst nach Frankfurt aufmachte, weil sich dort das Team sammelt, weil es im dortigen Logistik- und Ausrüstungszentrum eine erste Einweisung geben wird.

Allerdings fühlt sich der 49-jährige Bad Schmiedeberger gewappnet: „Wir sind auf alles vorbereitet, wir sind trainiert und gut ausgebildet.“ Es ist zudem nicht der erste Einsatz des Notfallsanitäters in Katastrophengebieten. Er war bereits 2013 auf den Philippinen nach dem verheerenden Taifun Haiyan und 2015 in Nepal, als es darum ging, den Erdbeben-Opfern medizinische Hilfe zu leisten.

Gatniejewski reist mit wenig Gepäck: mit der Einsatzkleidung, die im Spind hängt, mit Wechselwäsche, Schlafsack, Isomatte und Waschtasche. „Mehr brauche ich nicht.“ Eingerichtet ist er auf lange Arbeitstage: „Wir werden uns zwischen 18 und 21 Stunden um die Hilfsbedürftigen kümmern.“

Er rechnet neben den Cholera-Behandlungen mit diversen Verletzungen, mit Lungenentzündungen, mit Infektionskrankheiten. Wo die Helfer aus Deutschland abends ihr müdes Haupt betten werden, steht wie vieles andere nicht fest.

Herausforderung für Helfer

In Nepal etwa sind Zelte aufgebaut worden. Angesichts der Zerstörungen in Beira, von bis zu 90 Prozent ist die Rede, dürfte es in Mosambik kaum anders werden. Dass der Einsatz anstrengend wird, ist dem Wittenberger Notfallsanitäter klar.

Motiviert ist er trotzdem: „Es macht Freude, helfen zu können, Leben zu retten. Wir sind ein tolles Team.“ Das Trauma nach solchen Erfahrungen sei ein anderes Thema - es gehe dann, nach der Rückkehr, auch um „Seelenpflege“. (mz)