Deutsch-Russländische Gesellschaft in Wittenberg Deutsch-Russländische Gesellschaft in Wittenberg: Reise nach Belarus soll Kulturen näher bringen
Wittenberg - Die Deutsch-Russländische Gesellschaft (DRG) in Wittenberg hat offenbar einen neuen Brückenbauer: Manfred Trauth. Im Januar war der Apothekeninhaber in Mogiljow. „Zum ersten Mal, aber nicht zum letzten Mal“, wie er bekräftigt. Zuvor hatte Trauth am Heimatort Wittenberg medizinisches Personal aus Belarus kennen gelernt, das seit einiger Zeit - vermittelt durch die DRG - in einem Wittenberger Krankenhaus Praktika und Workshops absolviert.
Wenn Trauth an die Reise zurückdenkt, dann berichtet er (wie andere vor ihm) in erster Linie von der Gastfreundschaft. „Die Herzlichkeit der Menschen hat mich beeindruckt.“ Soweit, so schön. Doch geht es für Trauth um mehr - er ist ein politischer Mensch und 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sagt er: „Aufgrund der deutschen Geschichte ist es immer wichtig, Brücken zu bauen.“
Brücken zwischen Kulturen bauen
Der gebürtige Pfälzer, der an der Grenze zu Frankreich aufgewachsen ist und erlebt hat, wie „ablehnend“ man etwa im Elsass seinerzeit noch Deutschen gegenüber war, ist sozusagen das Gegenteil der Schlussstrich-Befürworter. Er betont: „Man steckt in einer historischen Haut und kann sich nicht nur auf Glanzpunkte berufen.“ Das Verhältnis zu Frankreich ist bekanntlich besser geworden. Er wünsche sich, so Trauth, dass das mit Ländern Osteuropas (exemplarisch nennt er Polen) auch passiert. In dieser Hinsicht gebe es bei vielen Deutschen eine große Überheblichkeit und „verfestigte Vorurteile“.
Einer, der aus eigener Erfahrung diese Einschätzung teilt, ist Heinz Wehmeier. Der Projektleiter bei der DRG Wittenberg scheint daher umso erfreuter über potenzielle Brückenbauer aus der Bürgerschaft. Menschen auch, die auf Ausgleich bedacht sind und trotz mancher Differenz den Einzelnen sehen. Differenzen, respektive Turbulenzen gibt es derzeit manche, geht es um die politische Großwetterlage zwischen Russland und Europa.
Gedenkreise nach Trostenez
Wer Wehmeier kennt, weiß, dass dieser selten lange braucht, um auf politische Themen zu sprechen zu kommen. Nun verweist er auf eine von einem breiten Bündnis getragene Gedenkreise Anfang Mai nach Trostenez bei Minsk. In einem Vernichtungslager waren dort im Zweiten Weltkrieg etwa 40.000 Deportierte ermordet worden. Eine Gedenkveranstaltung soll es am 9. Mai auch auf dem Ehrenfriedhof für gefallene russische Soldaten in Wittenberg geben. „Egal wie die Großwetterlage der Politik ist, man muss der Opfer gedenken“, macht Wehmeier deutlich.
Nun geht es im Programm der DRG Wittenberg nie nur um Erinnerungs-, sondern immer auch um Begegnungskultur. In dieser Hinsicht wird in den kommenden Monaten einiges geboten, gespannt sein darf man besonders auf einen weiteren internationalen Kunstworkshop in Wittenberg. Aus gegebenem Anlass firmiert er 2015 unter dem Motto „Cranach goes abstract“, geleitet wird er von Carolin Israel, die 2014 ein Stipendium der Cranach-Stiftung Wittenberg hatte. Im April kehrt sie zurück, um insbesondere die weißrussischen Teilnehmer, die eher dem Realismus verhaftet sind, „in die Moderne“ zu führen, wie Wehmeier das nennt.
Junges Ensemble zu Gast in Wittenberg
Noch bevor die bildende Kunst ihren Auftritt hat oder, ebenfalls im April, eine neue internationale musikalische Jugendbegegnung stattfindet, bringt die DRG bereits an diesem Sonnabend in der Phönix Theaterwelt Wittenberg das junge Ensemble „Comedian Harmonists Today“ auf die Bühne. Dazu erwartet werden auch Mitglieder der weißrussischen Botschaft. Und Trauth, das darf angenommen werden, ist bestimmt auch da. (mz)