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Strandbad Reinsdorf Dem Strandbad Reinsdorf fehlt ein Bademeister

Das beliebte, kleine Naturbad in Reinsdorf erhät auch in diesem Jahr lediglich den Status „offene Badestelle“. Es war erneut kein Rettungsschwimmer für diese Einrichtung zu finden.

Von Irina Steinmann 20.05.2022, 12:00
Gerutscht wird nicht. Das Strandbad Reinsdorf hat in dieser Saison wieder einmal nur eingeschränkt geöffnet. Es fehlt Personal.
Gerutscht wird nicht. Das Strandbad Reinsdorf hat in dieser Saison wieder einmal nur eingeschränkt geöffnet. Es fehlt Personal. Foto: Thomas Klitzsch

Reinsdorf/MZ - Es hätte eine Punktlandung werden können - Sonntag und Sonnenschein fielen zum traditionellen Start der Freibadsaison am 15. Mai diesmal zusammen. Wer sich aufgemacht hatte zum Strandbad Reinsdorf, stand gleichwohl vor dem verschlossenen Tor. Die Eröffnung musste wie berichtet verschoben werden, wenn am Ende auch nur um einen einzigen Tag. Seit Montagmittag steht die Anlage in der Wittenberger Ortschaft Badefreudigen offen und abgesehen vom schwächelnden Dienstag spielt auch das Wetter noch mit.

Rutsche gesperrt

Gleichzeitig ist 2022 für das Strandbad erneut eines der Jahre, wie es sie in den zurückliegenden Jahren allzu häufig gab: Mangels Rettungsschwimmer sind Teile der Anlage gesperrt, dies gilt für den Steg und auch für die Rutsche. Außerdem für die Badeinsel, die ebenfalls aus Sicherheits- bzw. Haftungsgründen komplett aus dem Wasser geholt worden ist. Das künstliche Inselchen war es auch, das für die Verzögerung des Saisonstarts gesorgt hatte: Aufgewirbelter Schlamm vom Grund durch die Abbauarbeiten habe der - ohnehin fragilen - Wasserqualität einen Dämpfer verpasst, woraufhin die Stadtverwaltung lieber die nächste Beprobung des Wassers habe abwarten wollen, wie es zur Begründung hieß. „Ausgezeichnet“ ist eben so viel besser als „ausreichend“ - noch am vergangenen Freitag hatte es im Landesbericht zur Badewasserqualität für Reinsdorf nur für diese mehr als mäßige Einstufung gereicht, der vorletzten Stufe 3 von vier möglichen.

Während man sich um die Wasserqualität in Reinsdorf den Angaben der Stadt zufolge jetzt also keine Sorgen mehr machen muss, bleibt als Wermutstropfen wie gesagt die nur eingeschränkte Nutzbarkeit der Anlage. Leider, erklärte am Mittwoch auf MZ-Anfrage Ortsbürgermeister Reinhard Rauschning (SPD), sei es einmal mehr nicht gelungen, eine Aufsicht, eben den Rettungsschwimmer, zu gewinnen. „Das ist schade“, sagte er angesichts der abgespeckten Lösung für das Strandbad, „die Alternative wäre aber gewesen, es völlig zu zu lassen“. Was wiederum auch niemand wollte.

Die Stadtverwaltung hatte auf MZ-Anfrage erklärt, es sei nicht gelungen, für die Aufsicht wie im Vorjahr jemanden vom Kommunalservice (KSW) zu gewinnen, und auch seitens der DLRG und des DRK, die hierfür grundsätzlich ebenfalls in Frage kommen, habe es Absagen gegeben. Bereits vor einigen Wochen hatte der Chef der Wittenberger Bäderbetriebe, der auch Geschäftsführer der KSW ist, gegenüber der MZ Personalknappheit im eigenen Haus bekundet, weshalb die Schwimmhalle Piesteritz für die Öffentlichkeit schließt, wenn am 1. Juni das dortige Freibad in die Saison startet.

Ortsbürgermeister Rauschning schließt unterdessen nicht aus, dass für das Strandbad womöglich doch eine Lösung gefunden werden könnte. „Wir suchen immer noch jemanden als Rettungsschwimmer“, sagte er am Mittwoch, Tag 3 der Saison 2022. „Wir wären dankbar“, wenn sich „stundenweise“ jemand fände, beispielsweise ein Ruheständler, der über die entsprechende Qualifikation verfügt. Die Zeiten ließen sich anpassen, so Rauschning. Gegenwärtig ist das Bad von 12 bis 19 Uhr geöffnet. „Die Gemeindearbeiter machen auf und zu.“

Einen Kiosk, Kernstück jedes sommerlichen Badevergnügens, gibt es im Strandbad schon seit vielen Jahren nicht mehr. Toiletten aber schon und die würden auch täglich gereinigt, verspricht die Stadtverwaltung in Wittenberg. Nicht vom Tisch ist Rauschning zufolge im Ort im Übrigen die Bildung eines Fördervereins, um die Attraktivität des Bades zu retten und damit auch die Investitionen, die der Ortschaftsrat bisher in die Anlage gesteckt hat.

Wenigstens kein Eintritt

Steg und Rutsche mögen mangels Aufsicht gesperrt und die Insel verschwunden sein - dafür gibt es etwas Neues in der Saison 2022: Im Dezember erst beschloss der Ortschaftsrat die Anschaffung einer „Matschanlage“, finanziert aus dem Ortsbudget. Die braucht keinen Rettungsschwimmer. Das Bad sei bei Kleinkindern beziehungsweise deren Eltern „sehr beliebt“ und der Nachwuchs matsche nun mal gern herum. „Wir haben das Strandbad nicht abgehakt“, versichert Rauschning. Und kann sogar dem Status des Strandbads als „offener Badestelle“ augenzwinkernd noch etwas abgewinnen: Für manchen sei es doch auch attraktiv, wenn man keinen Eintritt zahlen muss.