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Cranach-Stiftung Wittenberg Cranach-Stiftung Wittenberg: "Kleine Paradiese" bei Ausstellung zu erleben

Von Corinna Nitz 10.02.2017, 17:35
Bereitet die neue Ausstellung im Wittenberger Cranach-Haus vor: Kunsthistorikerin Marlies Schmidt
Bereitet die neue Ausstellung im Wittenberger Cranach-Haus vor: Kunsthistorikerin Marlies Schmidt Klitzsch

Wittenberg - Noch bis Sonntag präsentiert die Cranach-Stiftung Wittenberg in ihrem Haus am Markt 4 Werke des Erfurter Künstlers Marc Jung. „Mit brachialer Gestaltungskraft“, so hieß es ehedem, „bemächtigt sich Jung der täglichen Bilderflut und sampelt aus Icons, Smileys, Pokemons, Fotos aus Nachrichten- oder Lifestyle-Magazinen und Neon-Slogans das Abbild eines medialen Kosmos“.

Am Montag nun wird dieser Kosmos abgebaut - und die nächste Sonderausstellung steht nicht nur bereits in den Startlöchern, sondern sie dürfte, wenn es ums Besondere geht, der scheidenden nicht nachstehen: Unter dem Titel „Kleine Paradiese“ ist ab 18. Februar so genannte Outsider-Kunst zu sehen - also Kunst von Menschen mit Psychiatrieerfahrung oder geistiger Behinderung.

Zur Eröffnung der Ausstellung „Kleine Paradiese“ im Cranach-Haus Markt 4 am 17. Februar um 19 Uhr sind alle Interessierten eingeladen. Begleitet wird die Vernissage von der Jugend-Big-Band des Luther-Melanchthon-Gymnasiums. Im Anschluss kann die Schau bis Mitte Mai besucht werden. Geöffnet ist sie dienstags bis sonnabends von 10 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen zwischen 13 und 17 Uhr. Am 11. April wird ein geführter Rundgang durch die Exposition angeboten, der um 14 Uhr beginnt. (mz/cni)

Abwertend, so Marlies Schmidt, Kunsthistorikerin der Cranach-Stiftung, die für diese Exposition mit dem Behindertenverband Wittenberg, dem Rosengarten-Verein und den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zusammenarbeitet, abwertend ist der Begriff nicht. Unter dem Begriff Außenseiter-Kunst (auch Art brut) subsumiert wird ebenso Kunst von Laien und Kindern.

Gespannt sein dürfen Besucher der Paradiese-Schau auf Arbeiten, die in der Malschule der Cranach-Stiftung in Projekten mit dem örtlichen Behindertenverband entstanden sind, wobei, wie Schmidt gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung sagt, eines der stärksten Werke dem Starkregen Ende Juli 2015 zum Opfer gefallen sei - der Verband hatte es demnach in einem betroffenen Keller aufbewahrt.

Zahlreiche Werke steuert die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal bei. Sie gehört zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, welche seit 2016 im Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum eine kleine Repräsentanz in Wittenbergs Altstadt haben. In Lobetal führen sie eine Ateliergemeinschaft zur Förderung von Künstlern mit besonderen Begabungen, Werke aus dieser Kreativen Werkstatt sind auch in der hiesigen Begegnungsstätte zu sehen.

Ein dritter Teil der kommenden Sonderausstellung ist Karl Hans Janke gewidmet, der ab 1949 und bis zu seinem Tod 1988 in einer Nervenklinik war und dort offenbar fieberhaft gezeichnet sowie Erfindungen gemacht hat.

Tausende Zeichnungen wurden nach seinem Tod in einem Koffer entdeckt. Inzwischen gehören seine Arbeiten zu den bedeutenden Kunstwerken der oben erwähnten Art brut. Marlies Schmidt zufolge wird zur Eröffnung neben Vertretern der Kooperationseinrichtungen auch Jankes Nachlassverwalter erwartet.

Nicht anwesend sein wird jener Sammler aus Italien, aus dessen Besitz sie in der Schau „Kleine Paradiese“ eine besondere Leihgabe zeigen: das Bild „Lasset die Kindlein zu mir kommen“. Gemälde wie dieses aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren veranschauliche ähnlich wie „Caritas“ oder „Christus als guter Hirte“ Martin Luthers Gottesverständnis. Zudem unterstützen sie die „Wahrnehmung des Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen“. Und das passt schließlich gut zum Ansatz der neuen Sonderausstellung. (mz)

Detlev von Dossov gehört mit farbstarken Bildern ebenfalls zu den beteiligten Künstlern der neuen Sonderschau in Wittenberg.
Detlev von Dossov gehört mit farbstarken Bildern ebenfalls zu den beteiligten Künstlern der neuen Sonderschau in Wittenberg.
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Vom Jenaer Karl-Horst Beil wird diese Grafik in der neuen Sonderausstellung „Kleine Paradiese“ in der Cranach-Stiftung Wittenberg präsentiert.
Vom Jenaer Karl-Horst Beil wird diese Grafik in der neuen Sonderausstellung „Kleine Paradiese“ in der Cranach-Stiftung Wittenberg präsentiert.
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