Kunstausstellung Kunstausstellung: Marc Jung zeigt "Feuilletonisiert" im Cranach-Haus

Wittenberg - Zu Jahresbeginn hat Marc Jung in Berlin die Deutschland-Zentrale seines Namensvetters Zuckerberg verschönert, ein 36 Meter langes Wandbild ziert seither den dortigen Unternehmenssitz von Facebook. Der junge Erfurter Künstler ist aber ganz gewiss kein unkritischer Nutzer dieser und anderer Errungenschaften des Internet-Zeitalters.
Ganz im Gegenteil darf man seine Kunst als kritischen Kommentar auch zu dieser Variante der Realität lesen. Mit wie wenig, faktisch nichts, man etwas werden kann in der heutigen Welt - sei es auf Facebook oder ganz real - und ob man nun Kim Kardashian heißt oder Donald Trump. Ja, das erstaune ihn, sagt Jung, Jahrgang 1985, „krass“.
Er reagiert auf seine Art. Und alles andere als moralinsauer. „Mit brachialer Gestaltungskraft“, so heißt es sehr treffend in einem Pressetext zu seiner aktuellen Ausstellung, „bemächtigt sich Marc Jung der täglichen Bilderflut und sampelt aus Icons, Smileys, Pokemons, Fotos aus Nachrichten- oder Lifestyle-Magazinen und Neon-Slogans das Abbild eines medialen Kosmos“.
Kunststück, der Mann war mal Ringer und er hat auch jede Menge Humor, wie nicht nur jeder einzelne Titel seiner Werke zeigt (leicht nachzustöbern auf www.jungmarc.com), sondern etwa auch die Idee, dem blanken Hintern von Kardashian vor Gerölllandschaft sich selbst - in Badehose auf Luftmatratze - vor ähnlicher Kulisse entgegenzusetzen.
Zu sehen ist das alles ab diesem Wochenende in einem Haus, das sich bis dato tendenziell eher den Alten Meistern verpflichtet sah, im Cranach-Haus am Markt 4 in Wittenberg. Ja, sagt Marlies Schmidt zufrieden, das sei dann hier in der Tat mal „ganz was anderes“. Die Kunsthistorikerin der Cranach-Stiftung hat in den zurückliegenden Monaten die Schau gemeinsam mit Jung konzipiert.
„Feuilletonisiert“ heißt die Ausstellung, die dank der Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Erfurt, Jungs Heimatstadt, entstehen konnte und deren Exponate extra für Wittenberg geschaffen wurden, konkret für das Zimmer zum Hof. Und „Feuilletonisiert“ heißt auch das Doppelkunstwerk an der Wand, die den Raum längs in zwei ungleiche Hälften teilt - ein in der Tat bunter, wilder Kosmos aus Fotos und Gemälden, Neonlicht-Objekten und hingesprayten Schriftzügen über fünf Meter Länge und gut zwei Meter Höhe (zu haben übrigens für 5.000 Euro).
Dass Marc Jung, der später an den Kunsthochschulen in Weimar, Wien und Dresden studierte, von der Straße - von der Street Art - kommt, sieht man seinen Werken bis heute an. Er habe lange gebraucht, um sich „loszuarbeiten von dem Graffiti-Zeug“, berichtet er, aber „teilweise lasse ich die Dose jetzt wieder zu“ - ganz legal und wo es eben passt wie in der „mixed media“-Installation, die jetzt im Cranach-Haus zu sehen ist.
Ergänzt wird die Doppelwand, die jede Menge Platz bietet für individuelle Erkundungen und Inspirationen (selbst aber leider deutlich zu wenig Platz hat in dem kleinen Raum), durch fünf Porträtzeichnungen, die Jung zufolge erst in der vergangenen Woche für „Feuilletonisiert“ entstanden sind. Ein gewisser Hang zum Porträt ist freilich das einzige, was Marc Jung, wenn überhaupt, mit den Alten Meistern gleich nebenan verbindet. „Null“, sagt er ganz erfrischend unverblümt auf die Frage, was ihm denn vielleicht Cranach...
Zur Vernissage am heutigen Freitag um 19 Uhr wird neben Marc Jung der künstlerische Leiter des Berliner Künstlerhauses Bethanien, Christoph Tannert, erwartet, der in das Werk des jungen Erfurters einführen wird. Im Anschluss lädt die Cranach-Stiftung mit Unterstützung vom Bauhaus Dessau zur zweiten Wittenberger „Pecha- Kucha Night“. „PechaKucha“ ist eine spezielle Präsentationsform aus dem Kreativbereich.
(mz)