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Kunst Cranach-Herberge in Wittenberg präsentiert neue Ausstellung

Vor Jahr und Tag war Ulrich Karlkurt Köhler aus Berlin Stipendiat der Cranach-Stiftung Wittenberg. Nun ist er zurück: Welche Arbeiten er in der Herberge ausstellt.

Von Corinna Nitz 04.02.2022, 11:30
In der Cranach-Herberge Wittenberg sind Zeichnungen und Kupferstiche des in Berlin lebenden Künstlers  Ulrich  Karlkurt Köhler ausgestellt. 2001 war er Stipendiat an der lange von Eva Löber (Foto) geleiteten Cranach-Stiftung.
In der Cranach-Herberge Wittenberg sind Zeichnungen und Kupferstiche des in Berlin lebenden Künstlers Ulrich Karlkurt Köhler ausgestellt. 2001 war er Stipendiat an der lange von Eva Löber (Foto) geleiteten Cranach-Stiftung. FOTO: Klitzsch

Wittenberg/MZ - Dass der Mann fantasiebegabt und ein guter Beobachter ist, war hier bereits 2001 zu merken: Damals hatte Ulrich Karlkurt Köhler eine Ausstellung in der Cranach-Stiftung Wittenberg, er war überdies dort Stipendiat. Die Schau hatte er „Kopfgeburt“ genannt und den Titel illustriert mit einem, wie es seinerzeit in der MZ hieß, kessen Männlein, das aus einem geöffneten Schädel heraus lugt und versucht, mit einer Lampe, die kein Licht spendet, das All zu erhellen. Dem Betrachter blieb es überlassen, sich darauf seinen Reim zu machen.

Eine Freude

Jetzt ist Köhler zurückgekehrt, wenn auch nicht persönlich, so doch in Gestalt einiger seiner hintersinnigen Bilder. Und wieder ist die Begegnung eine Freude: Denn die Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers bestechen durch ihre meisterliche Ausführung. Vor allem laden sie ein zum Fabulieren über jene fantastischen Figuren, die zu sehen sind, und die Geschichten, welche er mit ihnen zu erzählen versteht.

Dass Köhler dabei nicht zum Suchen, sondern zum Finden einlädt, fand einmal Kerstin Hensel (Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Berlin), die ihn als unermüdlichen Sammler beschreibt: „Wachen Auges geht er durch die aus den Fugen geratene Welt. Was er findet, wirft er uns nicht einfach vor, sondern zeigt es verwandelt in neuer Kunst.“ Es sei, so Hensel, „ein herrlicher Spaß, sich darauf einzulassen“.

Fantastische, surreale Figuren von Ulrich Karlkurt Köhler
Fantastische, surreale Figuren von Ulrich Karlkurt Köhler
Repro: Thomas Klitzsch

Möglich ist das nun erneut auch in Wittenberg. Neben seinen Kupferstichen und Zeichnungen zeigt Köhler, der 1956 in Meuselbach geboren wurde und zunächst eine Ausbildung zum Porzellanmaler absolvierte, bevor er nach der Ausübung verschiedener Jobs die jahrhundertalte Technik des Kupferstichs bei Lotte Wegeleben erlernte, auch eine Mappe mit zwölf Miniaturen zu literarischen Kostbarkeiten. Und wer nicht genug von KUK bekommen kann, wie der Künstler sich selbst nennt auf seiner Homepage, dem sei auch der Besuch derselben empfohlen. Dort finden sich zudem eigene Texte des Kupferstechers.

Ab in die Box

Zu sehen ist die Köhler-Schau in der Cranach-Herberge Wittenberg bis Ende März. Danach soll nach Auskunft von Eva Löber, der früheren langjährigen Chefin der Cranach-Stiftung, eine Arbeit des Künstlers auf Zeit in einem der Herbergszimmer gezeigt werden. Ebenso eine Box, die sowohl über den Künstler als auch den Raum und die Geschichte des Hauses informieren wird. Dabei sind auch die Boxen selbst kleine Kunstwerke, was für sich genommen nicht verwundert, denn sie werden von der ortsansässigen Papierkünstlerin Bärbel Mohaupt geschaffen.

Jury tagt im Februar

Unterdessen bereitet man sich bei der Cranach-Stiftung auf das Auswahlverfahren zweier neuer Stipendiaten für 2022 vor. Am 31. Januar endete die Einreichungsfrist, nach Auskunft von Marlies Schmidt, Kunsthistorikerin der Stiftung, liegen 60 Bewerbungen vor, noch kämen einige Post-Nachzügler. Die Jury tagt im Februar. Thematisch habe es auch diesmal bei der Ausschreibung keine Vorgaben gegeben, die Bewerber sollten sich lediglich vorstellen können, für einen Monat in Wittenberg zu arbeiten und zu leben. Neben einer finanziellen Förderung umfasst das Stipendium die Unterkunft und die Möglichkeit, in der Cranach-Werkstatt zu arbeiten.

Ins Leben gerufen wurde das Stipendiaten-Programm Mitte der 1990er Jahre. Ziel war es, so Eva Löber, künstlerische Inspiration von außen nach Wittenberg zu bringen und im Idealfall weitere Kursleiter für die Jugendkunstschule der Stiftung zu gewinnen. Inzwischen gab es nach Auskunft von Marlies Schmidt auch internationale Künstler, die sich beworben haben. Da es sich um ein Aufenthaltsstipendium handelt, kämen aber in der Regel in Deutschland lebende Künstler. Dass das Stipendiaten-Programm auch die überregionale Wahrnehmung der Cranach- Stiftung steigert, bestätigt Schmidt auf Nachfrage. Es sei, sagt sie insoweit, eine Win-win-Situation.