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Cranach-Garten Cranach-Garten: Sag's mit Blumen

Von corinna nitz 17.05.2015, 18:50
Um die Bedeutung von Pflanzen auf Cranach-Gemälden ging es beim Aktionswochenende in Wittenberg.
Um die Bedeutung von Pflanzen auf Cranach-Gemälden ging es beim Aktionswochenende in Wittenberg. kuhn Lizenz

wittenberg - Ach ja, die Maiglöckchen! Ihren Duft weiß man in der Parfümindustrie zu schätzen und ausgesucht hübsch anzusehen sind sie obendrein. Jenseits solcher Äußerlichkeiten hat das Blümchen auch innere Werte. Demnach stärken die enthaltenen Herzglykoside die „Pumpe“. Eine zu hohe Dosierung ist freilich eher schädlich. Dass im schlimmsten Fall das Herz „in der Kontraktion verharrt“, sagt der Wittenberger Apotheker Ulrich Räuchle. Das klingt nicht nett.

Es ist Sonnabendmittag, Räuchle nimmt das Schaubeet im Garten hinter dem Cranachhof in der Schlossstraße 1 in Augenschein. Gerade hat Birgit Biernoth, Inhaberin der Cranach-Apotheke, vor reichlich erschienenem Publikum einen Exkurs durch die lange Geschichte der Naturheilkunde unternommen. Dabei verwendete Pflanzen gedeihen auch im Schaubeet, dessen Eröffnung nun den Auftakt zum zweiten Aktionswochenende von „Cranach City“ bildet: Nachdem es im April primär um die zeitgenössische Auseinandersetzung mit der Kunst von Cranach dem Jüngeren ging, lautet das Thema diesmal „Cranachs Garten“.

„Cranach City“ ist ein Teilprojekt der Landesausstellung „Cranach der Jüngere 2015“, die am 26. Juni öffnet. Gemanagt wird es wie berichtet von Antje Rademacker im Auftrag des Wittenberg-Kultur e. V. Zu den bisher realisierten Projekten gehören u. a. die Ausstellungen „Cranach-Fragmentarium“ von Ulrike Kirchner (am „Arsenal“), der Stiftung Christliche Kunst („Cranach und die Moderne“, Altes Rathaus) und „Cranach 2.0“ (Exerzierhalle). Letztere ist eine Kooperation vieler Partner (u. a. Cranach-Stiftung). Präsentiert werden Wettbewerbs- und Preisträgerarbeiten zum internationalen Cranach-Preis. Alle Expositionen sind noch zu sehen.  

Bei www.cranach2015.de stehen mehr Informationen im Internet.

Angelegt wurde das Schaubeet 2014 mit Unterstützung des Botanischen Gartens in Halle und des Herbariums der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zusammengetragen hat man Pflanzen, die in der Werkstatt der Cranach-Maler sowie in deren Apotheke Verwendung fanden. Auch auf den Gemälden der Künstler sind Blumen zu entdecken, deren Symbolik Wittenbergs langjähriger Superintendent und Cranach-Kenner Albrecht Steinwachs (1934 bis 2012) ein eigenes Buch gewidmet hatte. Auf 62 Seiten werden in dem 2009 erschienenen Band „Erdrauch, Distel, Apfelbaum...“ die theologischen Hintergründe zur Flora auf ausgewählten Cranach-Werken erläutert.

Etliche befinden sich in Wittenbergs Stadtkirche, die nicht erst jetzt, im Jahr des 500. Geburtstags vom jüngeren Cranach, auch als „Cranachs Kirche“ bezeichnet wird. Bernhard Naumann arbeitet dort als Kirchmeister, im Rahmen der Schaubeet-Eröffnung klärt er das Publikum auf - etwa über die Bedeutung von Klee, der auf einem Gemälde zu Jesu Füßen sprießt und wegen seiner Dreiblättrigkeit (Stichwort: Dreieinigkeit Gottes) auch als heilige Pflanze gilt.

Wer nun am Sonnabend die Kurzvorträge verpasst hat, muss gleichwohl nicht unwissend durch die Botanik irren. Hinter dem Beet steht inzwischen eine Tafel mit Erläuterungen zu sämtlichen Pflanzen am Ort, die ihrerseits kleine Namensschilder tragen. Darüber hinaus wurde ein reich bebildertes Begleitheftchen herausgegeben, das über die Pflanzensymbolik etwa auf den Gemälden der Cranachs Auskunft gibt und für kleines Geld erworben werden kann. (mz)

Aue die Himmelsschlüsselchen gedeihen im Schaubeet von „Cranachs Garten“
Aue die Himmelsschlüsselchen gedeihen im Schaubeet von „Cranachs Garten“
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