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Corona und Rosa-Luxemburg-Schule Corona und Rosa-Luxemburg-Schule: Mit Stil und Würde

Von Marcel Duclaud 14.07.2020, 11:24
Daniela di Dio in einem der farbenfroh ausgestatteten Klassenräume der Gemeinschaftsschule „Rosa Luxemburg“
Daniela di Dio in einem der farbenfroh ausgestatteten Klassenräume der Gemeinschaftsschule „Rosa Luxemburg“ Marcel Duclaud

Wittenberg - Ein schwieriges, ein außergewöhnliches Schuljahr neigt sich dem Ende entgegen. An der Gemeinschaftsschule „Rosa Luxemburg“ in Wittenberg am Montag mit dem traditionellen Schwimmfest im Freibad Piesteritz, das tatsächlich stattfinden kann - unter den geltenden coronabedingten Distanzregeln. „Das Sportfest musste schon ausfallen. Das ist ein schöner Abschluss für die Kinder, an denen die Einschränkungen ja nicht spurlos vorbei gegangen sind“, sagt Schulleiterin Daniela di Dio.

Zeugnis in zwei Durchgängen

Am vergangenen Freitag ist es der „Rosa“ bereits gelungen, den Zehntklässlern einen würdigen und stilvollen Abschied zu bereiten. Nicht in so großem Rahmen wie üblich, aber auch nicht als Zeugnisausgabe im Sekretariat, wie das anfangs mal in den ersten Zeiten der Verunsicherung überlegt worden war: „Das wäre sehr traurig gewesen“, bemerkt die Schulleiterin.

„Die Schüler waren ja sechs oder sieben Jahre bei uns. Und schließlich haben wir eine große Aula, die Klassen erhielten getrennt ihre Zeugnisse.“ Bei gekürztem Programm, ohne Chor. Der Vorteil habe darin gelegen, individueller auf die jungen Leute eingehen zu können.

Dass die langen Wochen des Homeschoolings und des eingeschränkten Unterrichtes - in der „Rosa“ sind die Klassen in Jungen- und Mädchen-Gruppen geteilt worden - kompliziert waren, räumt Daniela di Dio ein: „Das Schlimmste für die Kinder war natürlich, dass die sozialen Kontakte gelitten haben. Sie sind mit einem Freudenschrei wieder in die Schule gekommen.“

Was die über die Homepage verbreiteten Aufgaben betrifft, bilanziert die Lehrerin: „Kindern, die Strukturen haben, fiel das leicht. Jene, die Strukturen brauchen, hatten Schwierigkeiten.“ Sie zu motivieren, am Ball zu bleiben, nicht zuletzt das war eine Aufgabe für die Pädagogen.

Als Stolpersteine nennt sie etwa mangelnde technische Voraussetzungen bei einzelnen Schülern: „Manchmal sind die Eltern in die Schule gekommen und haben sich die ausgedruckten Aufgaben abgeholt.“ Als Notwendigkeit herausgestellt hat sich zudem, dass jeder Lehrer mit einer eigenen Schule-Mail-Adresse ausgestattet sein muss: „Das ist inzwischen auch so.“

Generell sei die Schule aber privilegiert, wegen der großzügigen Räume und Klassenzimmer, die das Abstandhalten erleichtern. So gesehen schreckt die Schulleiterin der vorgesehene Regelbetrieb nach den Sommerferien nicht. „Wir müssen natürlich aufpassen und die Hygienemaßnahmen beibehalten. Ich freue mich darauf, wenn alle wiederkommen.“ Dass gefährdete Lehrer dabei in einem Zwiespalt stecken, will sie nicht kleinreden. Das Corona-Virus sei ein unsichtbarer Feind.

Was der Chefin der Schule unterdessen derzeit mehr Bauchschmerzen bereitet, das sind die reduzierten Stundenzuweisungen und der Mangel an Lehrer-Nachwuchs. Die „Rosa“ ist bekanntlich seit einem Jahr Gemeinschaftsschule, was sich auch positiv bemerkbar mache. Die Zahl der Kinder wächst, von gegenwärtig etwa 300 auf 330 im nächsten Schuljahr.

Die Fünften waren schon jetzt dreizügig, ab Herbst wird es jeweils drei fünfte und drei sechste Klassen geben. „Die Durchmischung“, freut sich di Dio, „ist größer geworden. Wir haben die Spitze, die Mitte und die, die wir nicht zurücklassen dürfen.“ Manche Eltern schicken ihre Kinder mit dem langfristigen Ziel Abitur in die Schule.

Ein Rückschlag

Deshalb ist es wichtig, mehr zu differenzieren, um die Starken ebenso fördern zu können wie die leistungsschwächeren Schüler. Allerdings werde das nun deutlich schwieriger mit der reduzierten Stundenzuweisung und einer Verschmelzung der Unterrichtsorganisation bei Sekundar- und Gemeinschaftsschule: „Wir werden zu knabbern haben, um Errungenschaften wie den Förderpool zu erhalten. Ich empfinde das als einen Rückschlag.“

Kein Rückschlag hingegen sind Ausstattung und Sanierungsgrad der „Rosa“. Das Haus ist inzwischen ziemlich perfekt hergerichtet und mit moderner Technik versehen. Einzelne Räume müssen noch auf den neuesten Stand gebracht werden, etwa mit farbenfrohen Tischen, im Außengelände fehlen Sitzgelegenheiten und der überdachte Fahrradständer. Alles in allem aber: Die Bedingungen sind prima. „Ein tolles Haus“, sagt die Chefin. (mz)