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Bülzig Bülzig: Dorffest nimmt böses Ende

Von KLAUS ADAM 22.09.2009, 17:44

BÜLZIG/MZ. - Möglicherweise hat er sein Leben der 14-jährigen Bülzigerin Jenny Pötzsch zu verdanken, die - aus einer "Feuerwehrfamilie" stammend - gemeinsam mit zwei Freundinnen die erste war, die sich um den Jungen kümmerte, wie sie erzählt. Er sei, so berichtet sie weiter, aus dem Buswartehäuschen am Dorfplatz getorkelt und auf der Wiese zusammengebrochen. Als sie ihn aufsetzen wollte, bemerkten sie, dass er zeitweilig nicht mehr ansprechbar war. Jenny lief zu ihrer Mutter, holte Hilfe.

Diana Haase reagierte sofort, griff einen Eimer kaltes Wasser und versuchte, den Jungen wieder auf die Beine zu bringen. "Hoch mit ihm, er muss laufen, damit der Kreislauf wieder in Schwung kommt", sprach sie weitere Helfer an. Sie hakten ihn unter und brachten ihn ins Feuerwehrgerätehaus. Derweil war der Rettungsdienst verständigt. Die Uhr zeigte kurz nach 22.30 Uhr am Sonnabend.

Inzwischen soll in der Schule, die der Junge besucht, eine Besorgnis erregende Zahl die Runde machen. Nicht weniger als 3,4 Promille habe der Alkoholwert des Kindes betragen, heißt es aus dem Umfeld der Schule. Und auch, dass der Junge noch immer im Krankenhaus liege. Das Paul Gerhardt Stift mochte allerdings die Einlieferung des Jungen weder bestätigen noch dementieren - damit auch den Alkoholwert nicht. Die Kreisverwaltung informierte auf Anfrage der MZ am Dienstag nur, dass es zu jener Zeit einen Rettungsdiensteinsatz mit Zielort Bülzig gegeben habe. Eine Meldepflicht für solche Fälle an staatliche Behörden gibt es laut Pressesprecher Ronald Gauert nicht, dafür aber die Hilfenetzwerke (siehe "Projekt HaLt hilft").

In diesen dramatischen Minuten spitzte sich in Bülzig ein Geschehen zu, das bereits am Freitagabend seinen Anfang genommen hatte. Ortsfremde Kinder und Jugendliche, nach Schätzung von Ortsvorsteherin Ilona Zirnstein und anderen Bülzigern im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren, drängten am Abend recht massiv ins Diskozelt. Der Eintritt war frei. Sie hätten begonnen, die einheimischen Festbesucher durch Pöbeleien zu belästigen. Bis einige Erwachsene dies nicht mehr mit ansehen mochten und die Störenfriede mit Nachdruck aus dem Festzelt entfernten, wie Frau Zirnstein berichtet. Später habe man mit Farbe beschmierte Häuserfassaden, ein herausgebrochenes Tor und andere Sachschäden im Dorf entdeckt.

Da am Sonnabend zum Tanz Eintritt verlangt wurde und ein Sicherheitsdienst anwesend war, hätten sich wiederum ortsfremde Jugendliche auf dem Festplatz an mitgebrachtem Alkohol "bedient". Alkohol, von dem offensichtlich auch der Junge getrunken hat.