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Auszeichnung in Wittenberg Auszeichnung in Wittenberg: Särchen hat ein Helferherz

Von Stefanie Hommers 11.09.2014, 08:29
Cordula Särchen kümmert sich im „netzwerk leben“ um Kinder und Eltern. Seit zehn Jahren besteht die ehrenamtliche Gruppe.
Cordula Särchen kümmert sich im „netzwerk leben“ um Kinder und Eltern. Seit zehn Jahren besteht die ehrenamtliche Gruppe. Klitzsch Lizenz

Wittenberg - „Geld muss fließen, dann kommt es auch zurück.“ Mit diesem Satz habe der damalige katholische Pfarrer Paul Christian die frisch gegründete Initiative „netzwerk leben“ immer wieder ermuntert, Gelder zügig weiterzugeben, erinnert sich Cornelia Särchen. Das Motto habe sich bewährt. Obschon die ehrenamtliche Initiative sich ausschließlich über Spenden finanziert, konnte sie in den zehn Jahren ihres Bestehens etwa 20 000 Euro ausreichen, „und das obwohl wir mit nichts angefangen haben“, freut sich die Leiterin der Ehrenamtsgruppe.

Das „netzwerk leben - eine offene Initiative der Katholischen Kirche“ wurde als Alternative zur Schwangerenkonfliktberatung gegründet. Aus der war die katholischen Kirche ausgestiegen, um keine Beratungsscheine mehr ausstellen zu müssen, die Voraussetzung für eine straffreie Abtreibung sind. Stattdessen soll das Netzwerk unbürokratisch Hilfe leisten für in Bedrängnis geratene Schwangere, Kinder, Männer und Frauen, Ehen und Familien. Die Wittenberger Ehrenamtsgruppe ist eine von zehn Regionalgruppen und hat etwa 15 Freiwilligen. Neue Mitstreiter sind willkommen.

Jede Woche Familientreffen

Jetzt besteht wieder Grund zur Freude, denn Cordula Särchen ist gestern stellvertretend für den Einsatz der Ehrenamtsgruppe mit dem dm-Preis für Engagement „HelferHerzen“ ausgezeichnet worden. Damit fließt auch wieder Geld nach, denn die Ehrung ist mit 1 000 Euro dotiert. Seit zehn Jahren kümmern sich die Ehrenamtlichen um Familien und hier insbesondere um alleinstehende Mütter. Sie packen Weihnachtspakete für Kinder, deren Elternhäuser mit einem knappen Budget kalkulieren müssen, veranstalten zweimal jährlich eine Kleiderbörse, deren Erlös der Arbeit der Gruppe zugute kommt, helfen im Notfall mit einer Erstausstattung fürs Baby aus oder springen ein, wenn die Waschmaschine kaputtgeht. Im Zentrum der Arbeit steht indes der wöchentliche Familientreff. Jeden Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr besteht für Mütter Gelegenheit, bei einer Tasse Kaffee zu reden und sich auszutauschen; für die Kinder gibt es Spiel- und Bastelangebote. Die Struktur sei offen, unterstreichen Cordula Särchen und ihre Mitstreiterin Klara Valldorf, viele kommen regelmäßig und schon seit Jahren; meist sind es zwischen 20 und 30 Personen. „Es tut ihnen gut, einen Ansprechpartner zu finden.“ Das können die Ehrenamtlichen sein, etwa wenn es um Hilfe bei organisatorischen Dingen, psychischen oder finanziellen Problemen geht. Wo die Helfer nicht weiter wissen, vermitteln sie professionelle Unterstützung; die Ehrenamtsgruppe arbeitet mit den Beratungsstellen von Diakonie und Arbeiterwohlfahrt zusammen. Zunehmend, so die Erfahrung der beiden Frauen, unterstützten sich die Frauen aber auch gegenseitig, etwa bei Erkrankungen oder Umzügen. Das ist ganz im Sinn von „netzwerk leben“. Ziel sei es, die Selbstständigkeit zu fördern. „Wir bieten den Rahmen, sie füllen ihn mit Leben“, sagt Cordula Särchen.

Die Mutter zweier mittlerweile erwachsener Söhne war schon mit von der Partie, als der erste Familientreff 2004 in der Wittenberger Schulstraße eröffnet wurde, und hat auch den Umzug in die Pfaffengasse 2006 mitorganisiert. Seit dem vergangenen Jahr befindet sich das Domizil für den Familientreff in der Sternstraße. Dass man die Räume des Hauses „Seestern“ - das ist das psychosoziale Zentrum der Klinik Bosse - nutzen könne, empfinden die beiden Frauen als Gewinn, nicht allein weil Miete und Betriebskosten von der Stadt getragen werden. Es seien zudem sehr gepflegte Räumlichkeiten. Das wirke sich positiv auf die Gesprächsatmosphäre aus.

Jede Menge Feste und Feiern

Die Besucher des Familientreffs haben ihren Raum zusätzlich liebevoll gestaltet. Den großen Baum an der Wand hat eine Mutter gemalt, in den Zweigen hängen die Fotos zahlreicher Kinder. Weitere Fotogalerien zeugen von gemeinsamen Feiern – im Advent, zum Fasching, zu Geburtstagen oder zum Schulanfang. Eine weitere Feier im Familientreff wird es am 19. Oktober im „Seestern“ geben, dann begeht „netzwerk leben“ das zehnjährige Bestehen des Familientreffs. (mz)