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Ausstellungseröffnung in Wittenberg Ausstellungseröffnung in Wittenberg: Peter Conrad inmitten von Bildern

Von Sonja Poppe 19.08.2020, 16:34
Der Künstler, sein Werkzeug und die Werke, wie er sich sieht.
Der Künstler, sein Werkzeug und die Werke, wie er sich sieht. Th. Klitzsch

Wittenberg - Was für eine Vielfalt! Vom Porträt der geliebten Mutter über Stillleben und Blumenbilder, bis hin zu Wittenberger Stadtansichten, Aktbildern und gesellschaftskritischen Werken – Peter Conrads Gemälde wirken ausdrucksstark und feinfühlig zugleich und beeindrucken durch leuchtende, oft pastös aufgetragene Farben. Anlässlich des 70. Geburtstags des Wittenberger Malers werden im Alten Rathaus 85 seiner Werke ausgestellt.

Zahlreiche Verwandte, Freunde und Interessenten sind zur Ausstellungseröffnung an diesem Dienstagabend ins Alte Rathaus gekommen, um Peter Conrads Bilder zu genießen und an die Höhen und Tiefen seines Künstlerlebens zu erinnern. Dabei sei es gar nicht so leicht gewesen, ihn von diesem Vorhaben zu überzeugen, erzählt Simone Hoffmann von der Stadtverwaltung: „Wir haben ihn vor sechs Monaten das erste Mal in seiner Wohnung besucht. Er lebt in einer kleinen Einraumwohnung und er schläft praktisch zwischen seinen Kunstwerken. Er ist ein ganz schöner Knurrbär gewesen am Anfang. Aber wir haben ihn uns erobert.“ Auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör dankt dem Künstler in seiner Rede dafür, dass er durch die Zusammenschau der Bilder „ein Stück seiner Seele für uns öffnet und uns die Möglichkeit gibt, in ihn hineinzuschauen.“

Das Diplom verwehrt

Peter Conrads Wegbegleiter und Freund Richard Thomas zeichnet das bewegte Leben des Künstlers nach, der schon in der Grundschule seine Mitschüler porträtierte und später auf Wunsch – nicht nur seiner Mutter – immer wieder beeindruckende Stillleben und Blumenbilder malte, obwohl er selbst sich mit den Blumen und Äpfeln nie so ganz habe anfreunden können. Thomas lässt allerdings auch den ersten und nicht letzten großen Schlag ins Gesicht nicht unerwähnt, den das Leben in der DDR dem begabten Künstler bescherte, als ihm das Diplom verwehrt wurde. Peter Conrad hatte nämlich, dem Direktor der Berliner Kunsthochschule Professor Walter Womacka zufolge, eine sozialistische Brigade auf seinem Diplombild „zu fröhlich und nicht kämpferisch genug“ dargestellt. „Es darf nicht in Vergessenheit geraten, was das DDR-System vielen Menschen angetan hat“, ergänzt auch Kuratorin Jutta Strehle und schwärmt von den besonderen Bildern, die sie für diese Ausstellung zusammenstellen durfte.

Der Künstler selbst dankt bescheiden allen Mitwirkenden von der Kuratorin bis zum Hausmeister und erklärt: „Die Bilder habe ich alle selber gesehen und gemalt. Anders geht’s nun mal nicht. Ich gehe immer vom konkreten Erlebnis aus, von der Natur, und versuche es zu übersetzen in Malerei.“

Nur in kleinen Gruppen

Dann geht es – coronabedingt in kleinen Gruppen – in den Ausstellungsraum. Die Wartenden werden von „Bluesrudy“ Uwe Haase mit beschwingter Musik unterhalten oder können sich bei Simone Hoffmann schon einmal einen Überblick über die ausgestellten Bilder verschaffen. Hier erfährt man unter anderem, dass Peter Conrad, wenn mal wieder keine Leinwand verfügbar ist, kurzerhand Lampenschirme oder Reststücke aus Hartfaserpappe als Malgrund nutzt.

Die Ausstellung gefalle ihr sehr gut, betont nicht nur Besucherin Ellen Marx und erzählt: „Er war der erste Maler, den ich als junge Frau gesehen habe. Im Club der Intelligenz in der Puschkinstraße hat er damals ausgestellt. Das hat mir gefallen. Und jetzt male ich sogar selber.“ Dann steckt sie eine kleine Spende in die am Ausgang stehende Spendenbüchse. Von dem Geld sollen wenigstens einige der ungerahmten Werke in der Ausstellung noch einen ihnen würdigen Rahmen erhalten.

››Die Ausstellung ist bis zum 10. Januar 2021 im KunstPunkt Wittenberg im Alten Rathaus zu sehen. Auch Peter Conrad wird häufig anwesend sein. Besucher können dort mit ihm ins Gespräch kommen oder sich porträtieren lassen.

(mz)

Wittenberger Ansichten, gemalt von Peter Conrad.
Wittenberger Ansichten, gemalt von Peter Conrad.
Thomas Klitzsch