Aus der Praxis Aus der Praxis: Budget deutlich überschritten
"Ich wehre mich damit gegen den Vorwurf durch die Vertreter der Krankenkassen, dass Ärzte viel zu viel verordnen." Die Medizinerin behandelt im Durchschnitt im Quartal die gleiche Anzahl von Patienten wie die meisten Hausarztpraxen. Ihre Verschreibungsrate liege im Vergleich zu anderen Praxen bei 76 gegen 78,7 Prozent. Trotzdem seien die Kosten für Arzneimittel fast um das Doppelte höher als bei Vergleichspraxen, weil die in der Praxis verordneten Medikamente sehr viel teurer sind. Die Gesamtverordnungskosten bei AOK-Patienten beliefen sich in ihrer Praxis 2003 auf 111 900 Euro gegen 63 531 Euro bei Vergleichspraxen.
Ein Beispiel: Bei den Patienten mit einer rheumatischen Erkrankung gelte es nicht nur, die Krankheit aufzuhalten - die meisten entzündlich rheumatischen Erkrankungen sind nicht heilbar - auch Nebenwirkungen durch die eingesetzten Medikamente müssten mitbehandelt werden. "Meist muss eine Magenschutztherapie, eine Osteoporosetherapie, eine Behandlung eines durch die Medikamente induzierten Bluthochdrucks erfolgen. Die Schmerztherapie ist in den meisten Fällen unumgänglich." Bei der Verordnung dieser Medikamente liegt Frau Anthes bis zu 348 Prozent über den Verordnungen der Vergleichspraxen. Viele Medikamente fallen unter die Budgetierung und sorgen dafür, dass Frau Anthes regelmäßig deutlich über dem Budget liegt. Komme das von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt angestrebte Malusprinzip, seien die Patienten von Frau Anthes oder besser gesagt die chronisch kranken Patienten die Verlierer. Werde doch von der Gesundheitsministerin und den Krankenkassen angestrebt, Ärzte mit niedrigen Arzneimittelausgaben zu belohnen und Ärzte mit hohen Ausgaben zu bestrafen. Sie fordert deshalb die Selbsthilfegruppen der chronisch Kranken jetzt schon auf, gegen solche Vorhaben der Regierung Sturm zu laufen. "Üben Sie Druck auf die Krankenkassen aus, dass ihre Beitragszahlung effizient genutzt wird, dass die Verteilung ihrer eingezahlten Gelder transparent gemacht wird, dass ihr Arzt nicht unter dem Druck einer zusätzlichen Verdienstkürzung arbeiten muss."