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Aufräum-Aktion in Wittenberg Aufräum-Aktion in Wittenberg: Viertklässler mit Eimer und Greifzange

Von Paul Damm 02.04.2019, 13:46
Unter der Wittenberger Elbebrücke sammeln Viertklässler der Diesterweg-Grundschule Müll und Unrat auf.
Unter der Wittenberger Elbebrücke sammeln Viertklässler der Diesterweg-Grundschule Müll und Unrat auf. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Gustav stapft durch das kniehohe Gestrüpp am Elbufer. Einen Trinkbecher, unzählige Scherben von Bierflaschen und eine Plastiktüte hat der Zehnjährige bereits in seinem Eimer verstaut.

Das nächste, was er aufsammeln will, passt da nicht rein. Zu groß ist der Kabelbaum, den irgendjemand unter der Elbbrücke entsorgt hat. „Ich verstehe nicht, warum man sowas macht“, empört sich Gustav.

Im Rahmen der Aufräum-Aktion „Saubere Flüsse“ bewaffneten sich am gestrigen Dienstag die Viertklässler der DiesterwegGrundschule mit Eimern und Greifzangen, um dem großflächig verteilten Müll den Kampf anzusagen. Initiiert hat diese Aktion Hendrik Pannach vom Biosphärenreservat Mittelelbe.

Das Biosphärenreservat Mittelelbe ist ein Teil des 1997 durch die UNESCO anerkannten Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 125000 Hektar. Mehrmals im Jahr veranstalten die Ranger gemeinsam mit Schülern und Junior-Rangern Aufräum-Aktionen. Die Jugendlichen lernen dabei recht praktisch, was es bedeutet, den neuen Lebensraum kontinuierlich zu pflegen, zu gestalten und zu erhalten.

Seit mehr als zehn Jahren veranstaltet er mit Schulklassen solche Aufräumtage. „Ich habe mich in der Diesterweg-Grundschule gemeldet und das Projekt erklärt. Die Lehrer und die Schüler zeigten ernstes Interesse - jetzt sind wir hier.“

Doch bevor es für die Steppkes raus auf die Elbwiesen ging, gab es eine kleine Einführungsstunde in der Schule. In einer kurzen Präsentation erläuterte Pannach, wie einfach Teile von Plastikverpackungen in den menschlichen Organismus gelangen können. Der Müll lande in der Elbe, die Weichmacher aus dem Plastik gelangten so in die Fische und schließlich auch in unseren Nahrungskreislauf, erklärt der Naturparkranger.

Staunende Gesichter machten sich in der Klasse breit. Doch ganz unerfahren in Sachen Mülltrennung und Weiterverwertung sind die Grundschüler nicht. „Beizeiten lernen die Kinder an unserer Schule, welcher Müll wohin gehört“, erklärt die Klassenlehrerin Carmen Hurdelbrink und fährt fort: „Damit wollen wir erreichen, dass sie nicht einfach ihren Müll auf die Straße werfen, so wie es viele andere leider tun.“ Sie deutet auf den Müll rings um das Elbufer.

Entsorgung des Unrates

Nach ungefähr einer Stunde ist der große Container bereits halb voll. Die Grundschüler durchstreifen eifrig das Gebiet rund um die Elbbrücke - sammeln allerlei Unrat und laden ihn auf vier Pickups, die im Pendelbetrieb zum Container fahren. „Leute, schaut euch das mal an“, ruft ein Junge seinen Kumpels zu.

Der Grundschüler hat eine verrostete Spraydose und einen Feuerwehrschlauch gefunden. „Es scheint auf jeden Fall den Schülern Spaß zu machen“, findet Hendrik Pannach. Für ihn sei es wichtig, dass die Kinder auch verstünden, warum sie den Dreck beseitigen. „Sie sollen lernen, dass der Lebensraum der Tiere und das Ökosystem unter den mutwilligen Verschmutzungen leiden.“

Nur knapp die Hälfte des Unrates sei unter der Elbbrücke bewusst entsorgt worden, vermutet Harald Kötz, Mitarbeiter des Biosphärenreservats: „Die anderen 50 Prozent des Mülls, der hier liegt, wurden durch die Elbe angespült und haben sich am Uferbereich abgesetzt.“

Lehrer packen mit an

Egal, auf welche Weise sich der Müll angesammelt hat - er muss weg. Neben den Schülern beteiligen sich die Klassenlehrerinnen an der Aufräum-Aktion. Mit Besen und Schaufeln kehren sie die Glassplitter zusammen. „Da machen sich die Jugendlichen einen Spaß und zerschlagen die Bierflaschen an den Mauern“, erklärt Carmen Hurdelbrink.

Nach gut zweieinhalb Stunden sind die Kinder fix und fertig, der rote Container fast voll. Zwar ist noch längst nicht alles beseitigt, dennoch ist es deutlich sauberer geworden. „In drei Wochen fahre ich noch mal hierher - ich wette, da sieht es wieder so aus wie vorher“, vermutet Harald Kötz.

Für die Grundschüler gab es am gestrigen Mittag nach getaner Arbeit eine warme Mahlzeit, die das Augustinuswerk zubereitet hat, sowie Zahnaer Brause als Erfrischungsgetränk. Für die Verpflegung und den Shuttleservice zurück zur Schule kommt das Biosphärenreservat Mittelelbe auf.

Gestärkt, aber dennoch erschöpft, ging es für die Schüler nach der erfolgreichen Aufräum-Aktion zurück zur Schule. (mz)

Kuriose Fundstücke: Nell fand alte Kleidung.
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Klitzsch
Binnen kurzer Zeit waren die Tonnen mit Müll gefüllt.
Binnen kurzer Zeit waren die Tonnen mit Müll gefüllt.
Thomas Klitzsch