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Experiment oder Entzug Auf dem richtigen Weg - MZ-Reporter verzichtet auf Zucker

Seit über sechs Wochen schon verzichtet MZ-Reporter im Selbstversuch auf so viel Zucker wie möglich. Was eine Lebensmittel-Fachberaterin dazu sagt und welche Tipps sie gibt.

Von Andreas Hübner 23.03.2024, 11:00
Constanze Bönigk von der Wittenberger Verbraucherzentrale gibt mir Tipps zum Thema Zuckerreduzierung.
Constanze Bönigk von der Wittenberger Verbraucherzentrale gibt mir Tipps zum Thema Zuckerreduzierung. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - An dieser Stelle möchte ich noch einmal eine Wasserstandsmeldung liefern. Oder soll ich lieber von einer Zuckerstandsmeldung sprechen. Mein Ziel ist es, sieben Wochen lang auf Zucker zu verzichten. Zumindest deutlich zu reduzieren – denn völliger Verzicht ist fast unmöglich.

Technologische Gründe

Das bestätigt auch Constanze Bönigk. „Es ist fast überall auch Zucker drin“, sagt die Fachberaterin im Referat Lebensmittel der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. „Das hat auch technologische Gründe“, erklärt sie. Zucker helfe beispielsweise, die rote Farbe bei Wurst stabil zu halten. „Zucker konserviert und gibt Struktur“, nennt Bönigk weitere Gründe. Außerdem gelte Zucker auch als günstiger Rohstoff, der weit weniger preisintensiv sei, als andere Rohstoffe, die in der Wurst verarbeitet werden.

Menschen, welche sich bewusst darum bemühen, den Zuckerkonsum zu reduzieren, rät sie in jedem Fall dazu, einen großen Bogen, um Fertiglebensmittel zu schlagen. „Wenn selber gekocht und gebacken wird, kann man die Zuckermenge selbst steuern“, sagt Bönigk.

Backen ohne Zucker

Die Art und Weise, wie meine liebe Partnerin während der jüngsten Woche gebacken hatte, lobt die Fachberaterin und hebt das Bananen-Nuss-Brot oder Bananen-Muffins hervor. Da man Zuckerersatzstoffe zum Backen nicht verwenden könne, sei es unheimlich ratsam den Fruchtzucker aus Bananen oder anderen Früchten dafür zu nutzen.

In den meisten Gebäcken habe Zucker nicht nur süßende Wirkung, sondern reagiere auch auf beziehungsweise mit anderen Zutaten. „Zucker liefert Struktur und ist Nahrung für Hefe“, erklärt sie. Diese Wirkung haben Zuckerersatzstoffe nicht. „Die Gebäcke gehen damit nicht auf“, sagt Bönigk.

Kein Fan von Zuckerersatzstoffen

Ohnehin sei sie kein großer Fan von Zuckerersatzstoffen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sagt sie: „In jedem Falle muss unterschieden werden zwischen Zuckeralkoholen und Süßstoffen.“ Jeder Mensch reagiere unterschiedlich. Die meisten Ersatzstoffe hätten eine abführende Wirkung, was mir während des Experimentes ja schon zu Beginn aufgefallen ist.

Zum Teil hätten manche Produkte eine sehr hohe Süßkraft aber: „Es ist grundsätzlich aber eine andere Süße“, sagt Bönigk. Außerdem erklärt sie, dass ein Mensch definitiv nur eine bestimmte Menge eines Zuckerersatzstoffes gut vertrage. Selbst der von mir für gut befunden Xylit-Birkenzucker überzeugt die Expertin nicht.

Der Name täuscht

„Birkenzucker hat zwar einen sehr natürlichen Anschein, trotzdem wird er in einem hochkomplexen chemischen Prozess hergestellt“, sagt sie. Im Übrigen täusche der Name des Produktes etwas über die tatsächlich verwendeten Grundzutaten hinweg. Birkenzucker werde in erster Linie aus Stroh und Maiskolbenresten hergestellt.

Auf Fruchtzucker müsse man nicht unbedingt verzichten. „Das ist ein natürlicher Zucker“, sagt sie und holt dann aber in meinen Augen – der bisher Zuckergiganten wie Cola, Limo und Eistee täglich und zum Teil in rauen Mengen zu sich genommen hat – den großen Hammer heraus: „Ich empfehle ganz klar, Getränke ungesüßt zu genießen.“

Ausgewogene Ernährung

Das würde mir selbst das letzte Licht am Ende des Tunnels – meinen gesüßten Kamillentee – wegnehmen. Das erscheint mir momentan unmöglich, sei aber definitiv der richtige Weg, um zunächst schnell abzunehmen. Darüber hinaus empfehle sie neben der dosierten Einnahme von Zucker schlichtweg „sich ausgewogen und bewusst zu ernähren“.

„Mehr Obst und Gemüse essen und weniger und wenn dann mageres Fleisch“, sagt sie. Und natürlich müsse auch Bewegung ins Spiel kommen. „30 bis 50 Minuten täglich“, wobei man dabei nicht unbedingt ins Schwitzen kommen müsse. Unseren Mops Lotta freut das. Sie bekommt seither ein paar zügige Extra-Runden.