Kunstwerk Asisi-Panorama Wittenberg: Riesenfoto gibt Einblicke in Martin Luthers Leben
Wittenberg - Na, wo isser denn? Mindestens fünf, versichert die Besucherin, habe sie bereits gefunden, es könnten aber noch mehr sein. Was ein Luther ist, darf ruhig mehrfach vorkommen in dem grandiosen Wimmelbild, das ab Sonnabend in Wittenberg zu betrachten ist. Das Panorama-Kunstwerk „Luther 1517“ von Yadegar Asisi verdichtet die Epoche rund um den legendären Thesenanschlag auf das Terrain zwischen Schloss- und Stadtkirche - und 15 Minuten.
So lange dauert hier der Tag zwischen Sonnenauf- und -untergang, so lange dauert ein Durchgang. Was natürlich nicht ausreicht, um sämtliche Figuren und Szenen auch nur annähernd komplett zu erfassen. Aber das ist ja kein Problem, denn theoretisch dürfte der Besucher diesen komprimierten Tag für sich zu einem Acht-Stunden-Tag machen, geöffnet ist schließlich von 10 bis 18 Uhr.
In der Praxis rechne man allerdings mit einer Verweildauer von etwa einer Stunde, so Camilo Seifert, kaufmännischer Leiter der Betreibergesellschaft Luther 2017 gGmbH. Das könnte in der Tat reichen, auch wenn das 15 Meter hohe Rundbild mit seinem Umfang von etwa 75 Metern auf gleich drei Ebenen zu betrachten ist, vom Boden bis zur zweiten Etage der Plattform. Bis einschließlich erste Etage ist die Konstruktion barrierefrei, es gibt einen Aufzug.
Aber allein vom Boden aus sieht man schon eine Menge, und fühlt sich vielleicht selbst sogar als Teil der bunten Szenerie. Für die Wittenberger dürfte das Panorama den zusätzlichen Reiz bieten, in Szenen eintauchen zu können, die just auf den Straßen spielen, die sie selbst schon tausendfach entlanggegangen sind. Wenn auch ohne in Dreckpfützen zu tappen, vorbei an dampfenden Mistkarren. Und ohne Kriegsgetümmel vor den Toren der nächtlichen Stadt.
„Vom Kleinkind bis zur Oma“, so hat der Oberbürgermeister flott die Zielgruppe umrissen, die an der Lutherstraße/Ecke Wilhelm-Weber-Straße nun für mindestens fünf Jahre auf ihre Kosten kommen soll im Winkel von 360 Grad. Wobei die Oma bzw. Erwachsene regulär mit elf Euro dabei sind, der Nachwuchs bis 16 Jahre mit vier Euro. Tickets gibt’s online unter www.wittenberg360.de zum Selbstausdrucken; am Kassenschalter direkt vor Ort gibt es laut Seifert auch Karten im Vorverkauf, die dann binnen eines halben Jahres eingelöst werden können.
Der Eingang des Panoramas befindet sich in der Lutherstraße. Reist die Zielgruppe mit dem Auto an, so findet sie mit etwas Glück einen Platz auf dem Gelände selbst, wo es 54 Parkplätze gibt, spezielle Busparkplätze allerdings nicht; die Zufahrt erfolgt über die Wilhelm-Weber-Straße.
Natürlich rechnen die Betreiber vor allem am Sonnabend und Sonntag mit einem großen Andrang, allerdings bietet das große Rund auch viel Platz: Maximal 400 Besucher insgesamt können sich gleichzeitig darin aufhalten, auf beiden Plattformen zusammen 130. Eine Garderobe gibt es nicht, denn die Besucher werden ihre Jacken im Winter wohl sowieso anbehalten, die Heizung soll das Haus auf lediglich etwa 15 Grad temperieren.
Angeschlossen ist ein kleines Café mit Shop, wo man Souvenirs zum Panorama, zu Asisi und natürlich auch zu Luther erwerben kann; ein Film in Dauerschleife bietet dort einen Einblick ins Vorgehen des Künstlers.
Nur eines sollte man nicht tun: in den Café-Shop gehen, bevor man mit dem Betrachten des Kunstwerks fertig ist. Durch das Drehkreuz führt dann nämlich kein Weg zurück, es bleibt nur noch der Ausgang. Zur Lutherstraße. Von dort sind es übrigens auch keine zehn Minuten Fußweg zum Wittenberger Marktplatz und auch der Hauptbahnhof ist ähnlich schnell erreicht.
So hat Yadegar Asisi sein neuestes Kunstwerk der Presse vorgestellt
Applaus gab es am Freitag für Yadegar Asisi und sein Team: Am Vormittag hat der Künstler bei einem Presserundgang Journalisten sein neuestes Werk "Luther 1517" vorgestellt. Ab Sonnabend öffnet das erste Panorama in Sachsen-Anhalt für Besucher, von 10 bis 18 Uhr kann das neue dann täglich besucht werden. (Eintrittspreise: 11 Euro; Ermäßigt: 9 Euro, Kinder: 4 Euro)
Luther-Panorama: Jetzt geht's rund
Auf 1100 Quadratmetern wird das Panorama von Yadegar Asisi strahlen, wenn es für die Allgemeinheit zugänglich ist. In dem extra errichteten Stahlbau – 18 Meter hoch, 29 Meter im Durchmesser – soll die Perspektive auf die Lutherstadt zur Reformationszeit zu sehen sein.
Der Standort des Betrachters liegt dabei vier Meter über dem Schlossplatz mit Blick auf die Schlosskirche, das Residenzschloss des Kurfürsten Friedrich, über die Stadtmauer hinweg zur Elbe und natürlich auch in Richtung Markt und auf die Bürgerhäuser ringsum.
Künstlerisch verdichtet zeigt Asisi Martin Luther und seine Zeitgenossen – und versucht, im Bild die umwälzenden Ereignisse einer Epoche von etwa 30 Jahren aufzuzeigen. Auf der stählernen Aussichtsplattform dürfen sich gleichzeitig bis zu 130 Personen tummeln, Platz im Gesamtbauwerk ist für bis zu 400 Besucher.
Es ist ein weiter Weg gewesen vom "Maxim Gorki", das nach der Wende nur noch "KTC" hieß, bis zum Asisi-Panorama an der Wittenberger Lutherstraße. Die MZ hat sich auf Spurensuche begeben und die Entwicklung des Areals begleitet.
So ging das KTC und entstand das 360°-Panorama
20. Oktober 2016: Letzte Arbeiten am Außengelände
Ein riesiger schwarzer Schriftzug lässt keine Zweifel, was sich hinter der Rotunde verbirgt. In den letzten Tagen vor der Eröffnung wird am Außengelände gearbeitet, Baumaschinen verschwinden, grüner Rasen statt Bauschutt bestimmt das Bild. Noch werden Mitarbeiter gesucht für den Betrieb gesucht. Neben dem Panorama wird es einen Museumsshop und ein Café geben.
13. September 2016: Innenausbau in vollem Gange
Baugerüste, Werkzeugkisten und Kabeltrommeln bestimmen das Bild im Inneren des Panorama. Der Innenausbau ist einen Monat vor der geplanten Eröffnung in vollem Gange. Unter anderem wird an der Plattform im Inneren des Paroramas gearbeitet, von der die Besucher noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Ansicht der Stadt vor 500 Jahren haben werden.
Nicht nur bewährte Firmen kommen übrigens auf der Baustelle zum Einsatz. Die Holzplatten für das Geländer des Aussichtsturmes sind zum Beispiel echte Wittenberger Handarbeit. Der Wittenberger Tischlermeister Uwe Gütling hat die Platten aus massivem Eichenholz gefertigt und montiert sie im September vor Ort. Sechs Zentimeter stark sind die Bretter, 16 Platten gibt es insgesamt, jede wiegt stolze 40 Kilogramm.
Oktober 2015: Schauspieler stellen Szenen nach
Die künstlerische Arbeit beginnt lange vor den Bauarbeiten in Wittenberg. Im Oktober 2015 lässt Yadegar Asisi mit seinem Team vor Ort in Wittenberg Szenen aus der Zeit der Reformation nachstellen, dazu sind extra Schauspieler, aber auch Komparsen vor Ort. In seiner Arbeit lässt sich Asisi nicht von Kirche, Stadt oder anderen Institutionen beeinflussen, er hat freie Hand bei der Umsetzung des Themas.
August 2016: Außenhülle wird montiert
Anfang August wird mit der Montage der Seitenwände begonnen. Zwei Monate vor der Eröffnung heißt es von den Projektverantwortlichen: "Alles läuft planmäßig."
Mai 2016: Stahlkonstruktion steht
Rasend schnell gehen die Arbeiten am Panorama voran. Bereits einen Monat nach der Grundsteinlegung ist das Stahlgerüst fertig gestellt, im Anschluss werden die Seitenwände montiert, die die Außenhülle für das Asisi-Panoramabild bilden.
20. April 2016: Grundsteinlegung vor Ort
Großen Presserummel gibt es bei der Grundsteinlegung im April. Zu der Veranstaltung sind neben den Verantwortlichen auch Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und Schirmherrin des Projektes sowie Yadegar Asisi selbst vor Ort.
Februar bis März 2016: Bauarbeiten beginnen
Nach der Unterzeichnung der Baugenehmigung im Februar beginnen die Arbeiten im Erdreich zügig. Schon im März lässt sich die Größe des Baus erahnen. Die Arbeiten laufen planmäßig, auch wenn der Zeitplan eng gestrickt ist.
November 2015: Abriss vom KTC beginnt
Im Herbst 2015 wird das Kultur- und Tagungszentrum, das vor der Wende noch "Maxim Gorki" hieß, abgerissen. Veranstaltungen fanden hier schon lange nicht mehr statt, nun aber steht für alle sichtbar fest: Die Zukunft heißt Rückbau.
Und auch das Panorama soll nicht die Ewigkeit überdauern, nach fünf Jahren soll es ebenfalls abgebaut werden, erste Pläne für die Zeit danach gibt es schon. (mz)