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Kultur- und Tagungscentrum in Wittenberg Kultur- und Tagungscentrum in Wittenberg: Der Abriss hat begonnen

Von Irina Steinmann 22.10.2015, 11:08
Das Kultur- und Tagungscentrum in Wittenberg wird ab Montag abgerissen - bis Weihnachten soll der Bau verschwunden sein, um Platz für ein Panorama von Asisi zu machen.
Das Kultur- und Tagungscentrum in Wittenberg wird ab Montag abgerissen - bis Weihnachten soll der Bau verschwunden sein, um Platz für ein Panorama von Asisi zu machen. Alexander Baumbach Lizenz

Wittenberg - Soviel Symbolik war selten: Als erstes kommt das Namensschild weg. Am 22. Oktober um 9.50 Uhr drückt ein mit zwei Männern besetzter Minibagger dagegen, vorsichtig, aber immer ein Stück mehr, bis die blaue Schrift auf weißem Grund aus der Fassung springt und zu Boden kracht. War hier was?

Zukunft heißt Rückbau

Das Kultur- und Tagungszentrum ist Geschichte. Sang- aber nicht klanglos hat in dieser Woche der Abriss des KTC begonnen. Veranstaltungen fanden hier schon lange nicht mehr statt, nun aber steht für alle sichtbar fest: Die Zukunft heißt Rückbau. Am Vorabend wurden Baugitter vor den früheren Eingangsbereich gezogen, seit gestern dämmt eine Teerschicht den Fußweg gegen die Belastung durch Baufahrzeuge. Bis Herbst 2016 soll hier etwas Neues entstehen: das Luther-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi als zusätzlicher Anziehungspunkt für Besucher der Reformationsfeierlichkeiten 2017 und in den Folgejahren.

Aber eins nach dem anderen. Zwei Monate sind angesetzt für den Abriss, der damit vor Weihnachten abgeschlossen sein und wie andere Rückbauten heutzutage quasi von innen nach außen stattfinden wird. Die Abrissbirne bzw. der Abrissbagger, sagt Martin Stein von der Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft Saleg, die auch dieses Vorhaben für die Lutherstadt Wittenberg betreut, komme erst ganz zum Schluss zum Einsatz. In den nächsten Wochen gilt es zunächst, das Gebäude quasi auszuweiden. Die verschiedenen Materialien - Holz, Metall, Kunststoffe - müssen separiert, sprich getrennt der Verwertung oder Entsorgung zugeführt werden. „Ein Abriss“, seufzt Stein launig angesichts des aufwendigen Trennverfahrens, „ist noch viel schlimmer als ein Neubau.“

Ein Rundgang durch das Gebäude vermittelt in diesen Tagen einen merkwürdigen Mix aus verschiedenen Gestern. Noch glänzt der holzgetäfelte Große Saal, wo Generationen von Wittenbergern feierten, fast unversehrt, aber das wird nicht lange so bleiben. Bereits ausgebaut sind die großen Deckenleuchten, die jetzt wie Tischchen auf dem Parkett stehen. Hier tanzt keiner mehr.

Kaiserzeit und DDR

Stehenbleiben wird Stein zufolge vom KTC, das ja selbst ein Mix aus Kaiserzeit und DDR war, lediglich die Kellerwand zur Lutherstraße. Dies diene der Stabilität der Straße. Vereinfacht werde bereits im Zuge der Abrissarbeiten die Zufahrt zu den Parkplätzen auf dem Gelände. Auch das Panorama wird für seine Besucher Stellplätze bereithalten. Finanziert wird der Abriss laut Bürgermeister Jochen Kirchner als „Ordnungsmaßnahme“ aus Mitteln der Städtebauförderung; die reinen (Rück-)Baukosten belaufen sich Stein zufolge auf 366 000 Euro, hinzu kommen Ausgaben für Ingenieur- und Gutachterleistungen.

Wo einst das KTC bzw. „Gorki“ stand, wird die Wigewe dann eine plane Fläche vorfinden. Das kommunale Unternehmen, Schwester des Wittenberger Wohnungsbauunternehmens Wiwog, baut die Rotunde, die das Asisi-Kunstwerk aufnehmen wird. Baubeginn ist, je nach Witterung im Februar oder März 2016, sagte gestern der Geschäftsführer beider Unternehmen, Rando Gießmann. Der Bauantrag sei bereits eingereicht, bis Jahresende rechne man mit der Baugenehmigung. Läuft alles glatt - und üppige Zeitpolster gibt es ja nicht - steht die Rotunde im August kommenden Jahres. Und wird ab Oktober bespielt. Die Wigewe vermietet das rund 2,5 Millionen Euro schwere Objekt zu diesem Zweck an die eigens für das Luther-Panorama gegründete Betreibergesellschaft.

Auch um Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen, wird die Eingangsfront des Panoramas mit Gastronomie- und anderen Räumen zur Lutherstraße weisen, so Gießmann. Der Straßenverlauf darf durch Abriss und Neubebauung nämlich nicht verändert werden. Dies gilt wie berichtet auch für eine später auf dem Gelände vorgesehen Wohnbebauung. Das freilich ist erst recht noch Zukunftsmusik, denn das Panorama wird ja keine Eintagsfliege für 2017, sondern ist auf etwa fünf Jahre angelegt. Dafür verschwindet nun zunächst ein Stück Veranstaltungsgeschichte. (mz)