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Altes Chemiewerkgelände in Coswig Altes Chemiewerkgelände in Coswig: Doch noch Photovoltaik?

Von Ute Otto 29.12.2014, 11:03
In diesem Bereich des alten Chemiewerks stehen die Chancen für Neuansiedlungen schlecht.
In diesem Bereich des alten Chemiewerks stehen die Chancen für Neuansiedlungen schlecht. ARCHIV/Klitzsch Lizenz

Coswig - „Sag niemals nie“, meint Planer Rainer Dubiel. Die teilweise Nachnutzung des ehemaligen Chemiewerksgeländes für die Erzeugung von Sonnenstrom „hätte den positiven Effekt, dass die Altbausubstanz abgerissen würde“.

Dubiel erarbeitet im Auftrag der Stadt ein Entwicklungskonzept für das alte Chemiewerksgelände, das sich nördlich der Bahnlinie zwischen Antonienhüttenweg und Industriestraße erstreckt und mit 76 Hektar fast ebenso groß ist wie die Coswiger Altstadt.

Abriss der Anlage wurde mehrheitlich abgelehnt

Auf einer der Anhaltischen Düngemittel und Baustoff GmbH (ADB) gehörenden 10,5 Hektar großen Teilfläche, ebendort, wo mit Säuretanklager, Kiessilo und Reifehalle die größten Industrieruinen stehen, wollte ein Investor im vergangenen Jahr Photovoltaikanlagen errichten. Dafür hätte er die alten Anlagen abgerissen - auf 600.000 Euro wurden die Kosten geschätzt. Das hat der Stadtrat mehrheitlich abgelehnt.

Mit den steigenden Stromkosten, die der erforderliche Netzausbau für die Verbraucher mit sich bringt, hatte die CDU-Fraktion gegen die Ansiedlung argumentiert, aber auch damit, dass es in Coswig an Flächen für Industrieansiedlungen mangele. „Es geht um den grundsätzlichen Umgang mit Flächen“, hatte Henry Stricker (CDU) seine Position begründet.

Sammelsurium an Eigentümern ist ein Problem

„Wir entsprechen der Forderung der Stadträte, die dort Photovoltaik haben wollten, aufzuzeigen, welche Nutzungsmöglichkeiten es gibt“, sagt Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos), auf die 15.000 Euro teure Studie angesprochen.

Was der Planer vorstellte, sei ein Zwischenschritt - die Bestandsaufnahme, an deren Ende mögliche weitere Arbeitsrichtungen grob skizziert seien, so Bauamtsleiter Michael Sonntag im Ausschuss. Das Problem, das für das gesamte Areal stehe, sei das Sammelsurium an Eigentümern.

Der nördliche Bereich, wo sich unter dichtem Bewuchs die Bunkeranlagen der Westfälisch Anhaltischen Sprengstoff AG befinden, gehöre einem Privatmann, der eigene Pläne habe. Von dort her habe sich Wald schon fast bis zu den alten Gleisanlagen ausgebreitet. „Es dürfte schwer werden, diesen wieder in Gewerbefläche zurück zu verwandeln“, so Dubiel.

Altlastensanierungsprogramm so gut wie abgeschlossen

Hinzu kämen große Altlastenverdachtsflächen, unter anderem mit Arsen- und Schwermetallrückständen belastet, die nicht freigesetzt würden - „solange der Boden nicht bewegt wird“. Die Chancen, diesen Bereich zu erschließen, stünden doppelt schlecht: Zum einen, weil das Altlastensanierungsprogramm so gut wie ausgelaufen sei. Zum anderen, weil auch keine Straße dorthin führt.

Als „Potenzialfläche“ sieht Dubiel den etwa 20 Hektar großen Bereich an der Industriestraße, wo bereits Gewerbe, insbesondere Handwerker, angesiedelt ist. Würde die Industriestraße erneuert, „könnte das die Attraktivität entscheidend verändern. Das könnte eine Initialzündung sein“, sagt der Planer.

Eigentümer müssen ins Boot geholt werden

Die technischen Details der Erschließung seien beherrschbar. Auch gebe es Chancen, dafür Fördermittel aus der Regionalentwicklung zu bekommen - im günstigen Fall 80 Prozent. Allerdings müssen dafür die Eigentümer ins Boot geholt werden.

Der Stadt empfiehlt der Planer, als erstes die Ziele zu formulieren. Unter den Prämissen einer vernünftigen Bauleitplanung, so Dubiel, könnte auch noch einmal über Photovoltaik diskutiert werden. (mz)