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Aktion "Jede Stufe zählt" in Bad Schmiedeberg Aktion "Jede Stufe zählt" in Bad Schmiedeberg: Treppenstufe 112 für die Feuerwehr

Von Stefanie Hommers 30.06.2015, 20:26
Die nächste Stufe ist vergeben: Sybille Göttert und Jörg Gebser vom Bad Schmiedeberger Gewerbeverein erhalten die entsprechende Urkunde von Pfarrer Christoph Krause.
Die nächste Stufe ist vergeben: Sybille Göttert und Jörg Gebser vom Bad Schmiedeberger Gewerbeverein erhalten die entsprechende Urkunde von Pfarrer Christoph Krause. thomas klitzsch Lizenz

Bad Schmiedeberg - In Bad Schmiedeberg darf man künftig auf dem Gewerbeverein herumtrampeln, die Einzelhändler des Kurstädtchens wollten das ausdrücklich so, empfinden es als durchaus ehrenvoll und sie haben sogar Geld dafür bezahlt – exakt 250 Euro. Für diese Summe hat der Verein eine Patenschaft über eine Treppenstufe des Turms von St. Marien übernommen. Und die Gewerbetreibenden befinden sich in guter Gesellschaft. Stadt und Kur GmbH, Ärzte, Ingenieure und Rechtsanwälte, Konfirmanden und Chöre, Brautpaare und Täuflinge, auch der Feuerwehrverein sind mit von der Partie. Als erstes übernahm die Sekundarschule der Kurstadt eine Patenschaft.

Sie alle helfen, den Eigenanteil der Gemeinde bei den Kosten für die notwendige Sanierung des Turmes mit ihrem Obolus zusammenzutragen, sie alle haben sich eine Turmstufe ausgesucht, an der jeweils eine kleine Messingplatte auf den Spender verweist.

„Eine clevere Idee“, findet die Vorsitzende des Gewerbevereins Sybille Göttert, denn sie verknüpfe Gemeinsinn mit dem durchaus egoistischen Interesse, sich in die Ewigkeit einzuschreiben. Noch in Jahrhunderten könnten Menschen bei der Besichtigung des Kirchturms nachvollziehen, was 2015 getan wurde und wer sich engagierte. Das sei ein durchaus reizvoller Gedanke, findet sie.

Am Dienstagmorgen bekommen Sybille Göttert und der Schatzmeister des Gewerbevereins Jörg Gebser von Pfarrer Christoph Krause für ihr Engagement eine Patenschaftsurkunde überreicht. Das Messingschild ist bereits angebracht. Es prangt auf Stufe 166 und verweist auf das Gründungsjahr des Gewerbevereins im Jahr 1866.

Feuerwehrverein mit Stufe 112

Auch andere haben sich bei der Wahl von solchen Gründungsdaten leiten lassen, nur der Feuerwehrverein hatte eine andere Idee: Passenderweise hat dessen Stufe die Nummer 112.

Der Mann, der dieses ganz besondere Stufenmodell entwickelte, hat derweil gut lachen. Denn gut drei Monate nach Beginn der Spendenaktion ist bereits mehr als die Hälfte der Stufen belegt, bezahlt – und damit ist ergo ein Teil der Sanierung gesichert. „Mit dem heutigen Tag sind es 106 verkaufte Turmstufen“ so Pfarrer Christoph Krause. Darüber freue sich die Kirchengemeínde ungemein. Erhofft hatte Krause diesen Erfolg wohl. „Aber obwohl ich Optimist bin, gebe ich ehrlich zu: Das hätte ich nicht erwartet.“ Darüber hinaus habe die Aktion Gotteshaus und Gemeinde ins Gespräch gebracht. Dass der Gewerbeverein mit von der Partie ist, findet Krause folgerichtig. Die Kirchengemeinde sei schließlich auch ein Wirtschaftsfaktor vor Ort.

Während die Dokumente den Besitzer wechseln, wird am Gotteshaus schon eifrig gewerkelt. Der Turm, der seit über 550 Jahren die Silhouette der Stadt prägt, braucht nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in den vergangenen zwanzig Jahren erneut die liebevolle und fachkundige Aufmerksamkeit verschiedener Gewerke. Das rund 55 Meter hoch in den Himmel ragende Bauwerk muss dringend gesichert und saniert werden. Zunehmende Schäden am Putz und dem darunter liegenden Gemäuer machen die Sanierung unausweichlich. Die Kosten für das Bauvorhaben werden insgesamt mit rund 280.000 Euro veranschlagt. Dank der Zuschüsse von Landeskirche und Kirchenkreis Wittenberg in Höhe von 125.000 Euro ist ein Teil der Kosten gedeckt. Doch ein Großteil muss aus Eigenmitteln und Spenden erbracht werden. Der Stufenplan decke zwar den Eigenkostenanteil immer noch nicht, aber mehr als 250 Euro wollte Krause den Spendern nicht zumuten. Neben den Stufenpaten haben auch zahlreiche Bürger kleinere Summen gespendet, denn um die gesamten Sanierungskosten abzudecken, sammelt die Gemeinde außerdem 40.000 Euro „Putz-Geld“. Damit sollen die hohen Kosten für einen denkmalgerechten Putz aufgebracht werden. Dies sei ein genauso wichtiger und erfreulicher Beitrag, der helfe, den Turm wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen, betont der Pfarrer von Bad Schmiedeberg. (mz)