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Achtsamkeitstage in Wittenberg Achtsamkeitstage in Wittenberg: Kulturelle Vielfalt der Stadt

Von Rainer Schultz 19.10.2020, 09:20
Zu vielen Gesprächen kam es am Sonnabend im Stadthaus zu den ersten Achtsamkeitstagen.
Zu vielen Gesprächen kam es am Sonnabend im Stadthaus zu den ersten Achtsamkeitstagen. July wagner

Wittenberg - „Halt, Stopp – Sie müssen ihre Maske aufsetzen!“ Mit diesen Worten werden Besucher am Samstag im Stadthaus-Foyer begrüßt. Achtsam sind die Organisatoren auch bei der Einhaltung der Hygieneregeln bei den „Wittenberger Achtsamkeitstagen“, einer viertägigen Präsentation Wittenberger Vereine und Selbsthilfegruppen. Cheforganisator Jörg Schütze, auch bekannt als Initiator der Licht-an-Konzerte in Wittenberg, hat es verstanden mit seinem Team, zu dem Matthias Arndt und Wolfgang Müller zählen, Netzwerke und Vereine unter ein Dach zu bekommen und damit einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Musik und Kabarett erwiesen sich dabei am Eröffnungsabend als ideale „Türöffner“. Ein stimmiges Rahmenprogramm mit Denny Hertel, Bluesrudy und Henry Haeggen, Jenny Köchel und Jenai Ketelaar, aber auch die Kabarettisten und Liedermacher Klaus-Andre Eickhoff und Torsten Hebel begeisterten die etwa 120 Besucher. Dabei stellt sich schnell die Frage: Lässt sich in Coronazeiten so etwas umsetzen?

„Dank der Stadt, die ein Hygienekonzept entwickelte, die aber auch die Bühnentechnik bediente, klappte alles wie am Schnürchen“, sagte Jörg Schütze. Ein Lob verdienten sich auch die Wittenberger Künstler, die ohne Gage ein Herz für ihre Stadt besaßen. Beim Rundgang fällt auf: Wir leben nicht nur in einer heilen Welt.

Christian Geers (33) setzt sich in seinem Verein für vermisste Kinder ein. Selbst einst betroffen, bringt er die nötige Empathie für diese Problematik mit. Eine Vermisstendatenbank mit Suchportal, die Erstellung von Handzetteln sind nur einige Beispiele der Arbeit des gelernten Sozialassistenten. „Man muss zuhören können, aber auch Mut machen“, weiß er zu berichten.

Pastorin Brigitte Neumeister, seit 1992 in Wittenberg wurde einst belächelt. „Was, Sie wollen in Wittenberg eine christliche Buchhandlung eröffnen?“ „85% der Bevölkerung ist konfessionslos in Sachsen Anhalt – ein großes Wagnis“, meinten die Skeptiker. Das entmutigte die Buchhändlerin und Theologin indessen nicht. Noch heute existiert die christliche Buchhandlung in der Schlossstraße.

„Suchet der Stadt Bestes e.V.“ – dahinter verbirgt sich ein Verein, der selbstbewusst Demokratie leben will und als Friedensstifter in der Gesellschaft fungieren möchte. In den Räumlichkeiten der These 62 (Coswiger Straße 18) trifft man sich im Austausch zu gesellschaftspolitischen, aber auch theologischen Themen. Einen stadtgeschichtlichen Stammtisch bietet die Historikerin Elke Strauchenbruch an.

Von Clara Vaaldorf und Gislinde Kröhl vom „Netzwerk Leben“ ist zu erfahren, dass im Familientreff Seestern in der Sternstraße 80 für junge Familien Hilfsangebote offeriert werden. Darunter: Kindersachen, Kinderwagen, und Kleiderbörsen.

Insgesamt steht die Kultur hoch im Kurs – sei es Phönix Theaterwelt oder die Freundeskreise Wilhelm Weber und Julius Riemer, die gekonnt mit einer Präsentation auf sich aufmerksam machen. „Einzelkämpfer“ wie die Psycho- und Kunsttherapeutin Franca Bielig in der Schulstraße bilden eher die Ausnahme. Der „Melanchthon vom Dienst“ Michael Schicketanz wirbt schon mal für dessen 500. Hochzeitstag am 28. November. Hochzeitsgäste sind natürlich willkommen.

Als Resümee bleibt: Das Experiment „Achtsamkeitstage“ kann als gelungen bezeichnet werden, wenngleich am frühen Samstagnachmittag der Besucherstrom noch Luft nach oben offen ließ. (mz)