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60 Jahre später 60 Jahre später: Erste Abc-Schützen kehren an Reinsdorfer Schule zurück

Von Ilka Hillger 18.09.2017, 17:00
Beim Klassentreffen der Schüler, die als erste in die vor 60 Jahren neu gebaute Heinrich-Heine-Schule in Reinsdorf eingeschult wurden, gehörte natürlich eine Besichtigung zum Programm.
Beim Klassentreffen der Schüler, die als erste in die vor 60 Jahren neu gebaute Heinrich-Heine-Schule in Reinsdorf eingeschult wurden, gehörte natürlich eine Besichtigung zum Programm. Thomas Klitzsch

Reinsdorf - Alles ist viel kleiner als vor 60 Jahren: das Haus, die Räume, selbst die Zuckertüten. Am Freitagnachmittag stehen knapp 30 Frauen und Männer - alle Mitte 60 - vorm Eingang der Heinrich-Heine-Schule in Reinsdorf. Manch einer hat eine kleine Zuckertüte in der Hand, gefüllt mit süßen Dingen, von denen man vor sechs Jahrzehnten nur träumte. „Aber damals war die Tüte größer“, sagt jemand.

Damals, das war 1957. Die Herrschaften, die sich hier versammelt haben, sind die Schüler der Klassen 1 a und 1 b, der erste Abc-Schützen-Jahrgang in der neu gebauten Schule, die im November 1956 im Heinrich-Heine-Weg eröffnet wurde. „Wir wurden hier als erste eingeschult“, erklärt Hans-Joachim Völkel, der dieses besondere Klassentreffen organisiert hat. Als der Schulbetrieb 1956 begann, habe man zunächst alle Klassenzüge aus den umliegenden Schulen hier zusammengeführt.

An der Schule werden die Frauen und Männer von Gabriele Köhler begrüßt. Sie leitet seit 1991 die Grundschule. „Den Rundgang durch die Schule mache ich gerne“, sagt sie und verspricht viele Überraschungsmomente. „Sie werden hier nichts mehr wieder erkennen“, meint sie.

Denn auch wenn das Schulgebäude außen so aussieht wie einst, habe es sich im Inneren sehr verändert, als hier Anfang der 1990er Jahre aus einer POS zwei Schulen entstanden. „Wir haben übrigens auch keine Kreide mehr“, merkt sie an. Digitale Schultafeln ersetzen die alten Methoden.

Klassentreffen nach 60 Jahren: Nostalgischer Rundgang durch Reinsdorfer Schule

Nostalgisch wird es aber trotzdem, als die einstigen Schüler zum Rundgang aufbrechen. Und schon bevor es losgeht, gehen Meinungen und Erinnerungen auseinander. Gab es damals nun schon den Schulhof oder lief man in der Hofpause um den Aufsichtslehrer genau dort herum, wo heute die Autos parken? Man ist uneins. Andere Dinge sind jedoch klar.

Die Kinder, so erzählt Brigitte Langhammer, mussten sich 1957 Hausschuhe anziehen. Das konnte immer mal wieder passieren, wenn die einzige Reinigungskraft nicht mit dem Saubermachen hinterher kam. „Die Turnhalle ist richtig klein, die schien damals viel größer“, ist das Fazit an der ersten Station. Zum Glück ist das damals meistgehasste Turngerät nicht mehr zu sehen.

„Die Kletterstange war schlimm“, meint Langhammer. „Aber hier hatten wir auch unsere Jugendweihe“, sagt sie. Schnell finden sich auf den Handys alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen von diesem Tag, extra mitgenommen auf dem Smartphone für dieses Treffen.

Typischer Duft von Sägespänen und Bohnerwachs fehlt

„Ich will noch mal zur Schule gehen“, meint eine der Frauen. So schön hatten sich die meisten das Haus nicht vorgestellt, auch wenn heute ein anderer Geruch bemerkt wird, als vor 60 Jahren. Es fehlt der typische Duft von Sägespänen, die mit Bohnerwachs getränkt waren, und alten, müffelnden Schwämmen.

Schulleiterin Gabriele Köhler nimmt sich Zeit. Sie führt durch den Erweiterungsbau für die Sekundarschule und in den Neubau der Grundschule. Geht der Blick aus dem Fenster, wird gestaunt, wie groß die Bäume im Laufe von 60 Jahren geworden sind. Am Abend schließlich haben die beiden ersten Klassen von 1957 in der Hohen Mühle in Reinsdorf noch ausreichend Zeit, um sich auszutauschen. Gesprächsstoff gibt es nach diesem Wiedersehen mit der alten POS jedenfalls genug.

(mz)