27. Bahnaktionstage in Wittenberg 27. Bahnaktionstage in Wittenberg: 5.000 Besucher werden erwartet

Wittenberg - Einmal im Jahr kann man den Eindruck gewinnen, die Wittenberger wären - wie etwa die Schweizer - ein Volk von Bahnfahrern. Das sind sie natürlich nicht und dafür gibt es, zumindest auf dem platten Land in Sachsen-Anhalt, ja auch einige Gründe. Prominentes Beispiel ist die Heidebahn, die als reguläres Verkehrsmittel seit einiger Zeit ausgedient hat.
Was den modernen Zügen an Anziehungskraft abgeht, fällt an Publikumsgunst aber verlässlich den alten Modellen zu und das lässt sich kaum irgendwo so gut beobachten wie bei den so genannten Bahnaktionstagen, die der Förderverein Berlin-Anhaltische Eisenbahn mit seinen Partnern, darunter die „große“ Bahn und die Stiftung Bahn-Sozialwerk, alljährlich im Herbst auf die Beine stellt.
Am 23. und 24. September ist es wieder soweit, dann werden sich erneut viele Menschen - so sie nicht mit dem Auto anreisen oder vielleicht auch ganz umweltverträglich dem Fahrrad? - freiwillig in die Ferkeltaxe setzen und die paar hundert Meter zwischen dem Wittenberger Hauptbahnhof und dem Bahnbetriebswerk an der Hüfnerstraße im Ortsteil Labetz im Pendelverkehr auf der Schiene zurücklegen.
Dort erwarten sie neben einem beachtlichen historischen Fuhrpark Angebote und Programme weiterer Akteure wie etwa der Feuerwehr und von Rettungskräften sowie der Diensthundeführerschule der Polizei. Der erste Zug ins „Festgebiet“ startet um 9.40 Uhr von Gleis 4 des Hauptbahnhofs und fährt wenige Minuten später auf Gleis neundreiviertel, pardon, 322 des Bahnbetriebswerks ein.
Bahnaktionstage in Wittenberg: Motto lautet: „Eisenbahn - zum Anfassen, Fotografieren und Mitfahren“
Das war an diesem Standort 1942 - also vor genau 75 Jahren - in Betrieb genommen worden, dient jetzt aber seit vielen Jahren als Vereinsgelände, wenngleich es nach wie vor auch von der Deutschen Bahn AG noch genutzt wird für bestimmte Arbeiten wie etwa Abstellen und Reinigung von Zügen. „Deshalb machen wir die Aktionstage ja auch zusammen“, so der Vorsitzende des Fördervereins - und Eisenbahner - Michael Jungfer.
Die 27. Bahnaktionstage finden am 23. und 24. September jeweils von 10 bis 18 Uhr auf dem Gelände des Bahnbetriebswerks an der Hüfnerstraße in Wittenberg-Labetz statt. Der Eintritt kostet für Erwachsene sechs Euro (Kinder und Senioren: vier), für beide Tage elf (sieben). Die Familienkarte kostet elf bzw. 20 Euro.
Der Pendelverkehr zwischen Hbf und Bahnbetriebswerk startet um 9.40 Uhr, weitere Fahrten: 10.45, 11.55, 12.55...17.55 Uhr, bei großem Andrang wird auch ununterbrochen gependelt. Die Einnahmen dienen der Arbeit des Vereins und insbesondere dem Erhalt der historischen Schienenfahrzeuge. Mehrere Angebote wenden sich speziell an Kinder, außerdem spielen neben den großen auch Modellbahnen eine Rolle.
Die 27. Bahnaktions- und Eisenbahnerlebnistage, wie die zweitägige Veranstaltung korrekt aber eben auch etwas sperrig heißt, stehen 2017 unter dem Motto „Eisenbahn - zum Anfassen, Fotografieren und Mitfahren“. Erfahrenes Lokpersonal präsentiert historische und moderne Fahrzeuge, darunter die „schnellste Dampflokomotive der Welt“: Modell 18 201 erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h und ist „der Star unserer Veranstaltung“, wie der Förderverein findet. Zu sehen sind weitere Dampf- und auch Diesellokomotiven, der „Eisenbahndrehkran EDK 6“ (Baujahr 1959 ff.) und, dank der Stifung „Kultur auf Schienen“, auch Reisezugwagen der DDR-Führung.
Neu im Programm der Bahnaktionstage ist das „grüne“ Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes, das es vor Jahresfrist noch nicht gab, der nach ökologischen Gesichtspunkten errichtete und funktionierende Neubau war erst am 9. Dezember 2016 eröffnet worden. Außerdem, kündigte Michael Jungfer an, werde es - für Leute, die sich auch im Alltag für Züge interessieren - Informationen zum Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn im Dezember geben.
Moderne S-Bahn-Züge „Talent 2“ kommennach Wittenberg
Dann werde die Lutherstadt ans Mitteldeutsche S-Bahn-Netz angeschlossen - was nach Halle bzw. Leipzig zwar keine dichtere Taktfrequenz bringt (es bleibt beim Stundentakt mit Umstieg in Bitterfeld) aber immerhin eben die für Wittenberg lange überfälligen modernen S-Bahn-Züge. Die silbergrauen „Talent 2“ der Baureihe 442 werden an dem Wochenende übrigens auch am Bahnbetriebswerk zu begutachten sein.
Der Förderverein Berlin-Anhaltische Eisenbahn und seine zahlreichen Verbündeten rechnen laut Jungfer auch diesmal wieder mit etwa 5.000 Besuchern, so viele waren es jedenfalls in den Vorjahren. Viele reisten auch von außerhalb an, so Jungfer, dessen Verein Unterstützer gut gebrauchen kann.
Trainspotter haben übrigens bereits ab 8.30 Uhr Gelegenheit, die Objekte ihrer Begierde abzufotografieren und zu filmen - ohne lästige Menschen drumherum. (mz)
