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Bahnaktionstage in Wittenberg Bahnaktionstage in Wittenberg: Endlich Hauptbahnhof

Von Karina Blüthgen 18.09.2016, 16:18
Bahnaktionstage am Hauptbahnhof Wittenberg
Bahnaktionstage am Hauptbahnhof Wittenberg Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Wenn ich die grüne Lokomotive dort auf der Drehscheibe sehe, gerate ich jedes Mal ins Schwärmen.“ Die Begeisterung angesichts der Schnellzug-Dampflok ist Barbara Sekora bei ihrem Bummel über das Gelände des Bahnbetriebswerkes anzumerken. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ursula Mählis ist sie Stammgast der Wittenberger Bahnaktionstage, die nun schon zum 26. Mal stattfinden. „Unser Bruder hatte eine Modelleisenbahn“, erzählen die Frauen, die sich der Bahn aus unterschiedlichen Gründen verbunden fühlen.

Ursula Mählis reist gern. „Mit der Bahn ist es bequem, und man kann währenddessen arbeiten“, sagt sie. Zudem findet sie die alte Technik genauso interessant wie die neue. Ihrer Schwester geht es ebenso. Sie habe sich vor ein paar Jahren den Regierungszug der DDR-Oberen angesehen. „Das ist schon interessant, wie elegant es darin war“, habe sie gestaunt. Die beiden Wittenbergerinnen wollen in diesem Jahr vor allem eine Fahrt in einem der neuesten Triebwagen zur Baustelle des neuen zentralen Bahnhofs mit einer Führung mitmachen.

Dort unter dem Zeltdach ist am Sonnabend die offizielle Eröffnung. Eigentlich heißt es, dass das neue, noch im Rohbau befindliche Gebäude dabei besichtigt werden kann. Doch Cornelia Kadatz vom Bahnhofsmanagement Halle, die künftige Hausherrin des Wittenberger Bahnhofs, verkündet noch vor Beginn, dass die Besichtigung ausfallen muss. Das Betreten war baupolizeilich nicht genehmigt worden. „Wir kriegen es nicht hin, auch wenn es Bahnaktionstage sind“, bedauert sie.

Kräftige Investition

Einer jedoch strahlt trotzdem. Michael Jungfer, Vorsitzender des Fördervereins Berlin-Anhaltische Eisenbahn, erklärt, dass mit der Neueröffnung des Wittenberger Bahnhofs dieser endlich „Hauptbahnhof“ werde. Damit seien nicht mehr nur Verwechslungen ausgeschlossen, es sei auch „eine Würdigung der Stadt und des Knotenpunktes“. Und in den wird von Stadt und Bahn mit 15 Millionen Euro derzeit investiert. Nicht nur das Bahnhofsgebäude wird neu (siehe „Alles im Plan“), auch am neuen Mittelbahnsteig 5/6 wird gebaut. Dafür wurde das historische Empfangsgebäude abgerissen, dort wird die „Schnittstelle“ zur Stadt eingerichtet, mit Wendeschleife und Fahrrad-Abstellanlage.

Auch der Tunnel ist verlängert worden und wird auf dieser Bahnhofsseite einen Aufzug erhalten. „Damit ist der Bahnhof Wittenberg komplett barrierefrei“, so Cornelia Kadatz. Pünktlich zum Fahrbahnwechsel am 5. Dezember soll der neue Bahnsteig in Benutzung genommen werden können. Vorher wird noch ein altes Gebäude auf der Nordseite, die ehemalige Hochbaumeisterei, in der zuletzt unter anderem der Bahnhofsdispatcher und die Aufsicht des Güterbahnhofs saßen, abgerissen.

Das sind eine ganze Menge Veränderungen im Jubiläumsjahr, in dem es galt, 175 Jahre Berlin-Anhaltische Eisenbahn und 25 Jahre Förderverein zu würdigen. Die Historie aufzuarbeiten hat der Verein nicht geschafft. „Es ist eine zeitlich begrenzte Sache. Da müsste sich einer zielgerichtet ein ganzes Jahr damit befassen“, bedauert Jungfer.

Gut besuchter Sonntag

Aber auch so kommen Bahnfreunde auf ihre Kosten. Sie können Waggons und Lokomotiven besichtigen und fotografieren, auf dem Führerstand einer Dampflok mitfahren und mit Gleichgesinnten fachsimpeln. „Trotz des schlechten Wetters am Sonnabend können wir zufrieden sein“, bilanziert Jungfer. Das Publikum hatte vor allem den Sonntag reichlich genutzt. Nur Ursula Mählis ist ein bisschen traurig. „Fast hätte ich für mein Haus ein rundes Fenster vom historischen Bahnhofsgebäude bekommen“, erklärt sie. Bestellt war es bereits, doch habe beim Abriss eine einstürzende Mauer den Rahmen zerstört. (mz)