23. Stadtfest "Luthers Hochzeit" 23. Stadtfest "Luthers Hochzeit": Hochzeit vor großartiger Kulisse

Wittenberg - Welch eine Kulisse. Als Anett und Steffen Brandt am Samstag aus dem Alten Rathaus treten, werden sie von einer jubelnden Menge empfangen. Die einen fotografieren, drehen Videos, freuen sich über die frohe Stimmung, andere haben ein Spalier gebildet: Es sind Freunde, allesamt in historische Gewänder gehüllt, die einen schwenken Fahnen, schlagen die Pauke, andere geben eine Sperre aus Schwertern frei, wenn das frisch vermählte Paar sich nähert.
Schwarze Drachen und Fußvolk aus Mühlanger sind dabei, Rittergut Nudersdorf, der Freye Haufen aus Roßlau, der Schwarze Haufen aus Pratau, einer der so beeindruckend großen grauen Wolfshunde und viele andere mehr.
Bei „Luthers Hochzeit“ wird tatsächlich geheiratet. Die einzigen, die sich in diesem besonderen Jahr „trauen“, sind die beiden Pratauer. Sie haben dafür einige Privilegien, zum Beispiel die Trauung, die der Oberbürgermeister persönlich vornimmt.
Dem Stadtfest sind Steffen Brandt und seine Frau Anett seit langem verbunden: „Das Schöne ist, den Alltagsstress mal loszuwerden. Es ist wie eine Belohnung fürs ganze Jahr“, sagt der 46-jährige Elektriker, der mit seiner frisch angetrauten Gemahlin schon seit elf Jahren zusammenlebt, gemeinsam gehören sie zur Gruppe Lupus canis imperialis, den Wolfshunden des Kurfürsten.
„Wenn heiraten, dann richtig“, sagen die beiden stadtfestbegeisterten Pratauer. Dass das Reformationsjubiläum die Bedeutung des Jubelfestes erhöht, kommt ihnen gerade recht. „2017 kann man sich gut merken“, schmunzelt der Gatte, den Hochzeitstag zu vergessen dürfte nicht das Problem dieses Paares sein. So ein Ereignis vergisst man nicht - eine Zehntausende Gäste umfassende Hochzeitsgesellschaft ebenso wenig.
Dafür nimmt das Ehepaar, das sich eigens historische Hochzeitskleidung anfertigen ließ, gerne einige Anstrengungen auf sich. Erholen ist ein Fremdwort an diesem Tag, nach der Trauung wartet der Festumzug, danach das rauschende Fest im Lager des Schwarzen Haufens: „Hoch die Tassen bis der Morgen graut“, gibt der Bräutigam die Parole aus.
Er schafft das, ins Bett, in einem Planwagen hergerichtet, kommt Steffen Brandt kurz nach 5 Uhr. Seine holde Gemahlin schlummert da schon, sie ist ein bisschen früher schlafen gegangen auf dem Wittenberger Schlossplatz. Die Hochzeitsnacht zünftig nachzuholen haben die beiden noch genügend Zeit.
Nachgeholt wird im Übrigen auch die Hochzeitsparty für die Verwandtschaft, nicht alle sind solche Stadtfest-Fans wie Anett und Steffen Brandt.
Das andere Hochzeitspaar, das berühmte, begleitet die Pratauer im Übrigen nach der Eheschließung. Und hat ebenfalls keinen Mangel an Jubel-Rufen zu beklagen an diesem Festwochenende bei so prächtigem Wetter. Katja Köhler und Bernhard Naumann machen ihrem Ruf als „Traumpaar“ in der Besetzung der Rollen des Lutherpaares alle Ehre. Bis hin zu einem Tänzchen am Abend auf dem lauschigen Bugenhagenhof, als die Gruppe „Stilbruch“ ihren Auftritt hat.
Luther findet wie stets die richtigen Worte, Katharina sieht sehr beseelt aus. Sie freut sich sichtlich, wohl auch darüber, dass Töchterchen Zoe Charlotte an der Seite von Fiete Reuter eine gute Figur macht beim Lutherpaar des Kinderfestumzuges. (mz)