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Zuflucht für Gewaltopfer Zuflucht für Gewaltopfer: Frauenhaus Weißenfels stößt an seine Grenzen

Von Andreas Richter 27.10.2017, 05:00
Eine Frau versucht, sich vor der Gewalt eines Mannes zu schützen.
Eine Frau versucht, sich vor der Gewalt eines Mannes zu schützen. dpa

Weißenfels - Die Bedingungen für die Unterbringung von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, sollen in Weißenfels deutlich verbessert werden. Das hat Götz Ulrich (CDU), Landrat des Burgenlandkreises, auf einer Veranstaltung anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Weißenfelser Frauenhauses bestätigt.

„Wir stoßen in dem Haus an Grenzen“, deutete Ulrich an. Birgit Peterz, Leiterin des Frauenhauses, bestätigte auf MZ-Anfrage: „Landkreis, Stadt und Verein sind sich grundsätzlich darüber einig, dass etwas getan werden muss.“

Frauenhaus Weißenfels: 1.828 Frauen mit ihren Kindern aufgenommen

Das Weißenfelser Frauenhaus befindet sich seit mehr als 25 Jahren am jetzigen Standort. Es bietet dort Zimmer für sieben Frauen und zehn Kinder sowie einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst. Träger der Einrichtung ist der  Frauenhausverein, der bereits im April 1991 gegründet wurde. Wie Gisela Bevier, die heutige Vorstandsvorsitzende des Vereins, auf der Jubiläumsveranstaltung im „Bootshaus“ sagte, wurden im vergangenen Vierteljahrhundert insgesamt 1.828 von häuslicher Gewalt betroffene Frauen mit ihren Kindern in dem Weißenfelser Zufluchtsort aufgenommen.

„Der Ort gibt den Frauen die Ruhe und Anonymität, die sie für eine Rückkehr ins Leben brauchen“, sagte die ehemalige Weißenfelser Oberbürgermeisterin. Dass es nach wie vor einen Zufluchtsort für von Gewalt betroffene Frauen braucht, zeigt ein Blick auf das vergangene Jahr. Allein 2016 sind laut Bevier insgesamt 58 Mütter mit zum Teil schwer traumatisierten Kindern aufgenommen worden.

„Das Frauenhaus ist jedoch nur die Spitze des Eisberges“

„Das Frauenhaus ist jedoch nur die Spitze des Eisberges“, sagte Bevier und  sprach von einer hohen Dunkelziffer. Häusliche Gewalt sei ein „ernstes gesellschaftliches Problem.“

Neben den räumlichen Bedingungen soll auch die personelle Ausstattung des Frauenhauses verbessert werden. Derzeit kümmern sich drei fest angestellte Mitarbeiterinnen um die Bewohnerinnen des Hauses. „Wir hoffen, dass wir Anfang kommenden Jahres eine weitere geeignete Mitarbeiterin einstellen können“, sagte Peterz, die das Frauenhaus von Beginn an leitet.

Frauenhaus Weißenfels möchte Erreichbarkeit rund um die Uhr

Eine Verstärkung sei unbedingt nötig, um die Erreichbarkeit des Hauses rund um die Uhr zu gewährleisten. Als Übergangslösung sei derzeit die wöchentliche Arbeitszeit der drei Mitarbeiterinnen um fünf beziehungsweise sogar zehn Stunden erhöht worden. Dankbar ist Peterz dafür, dass der Kreistag eine Finanzierung der zusätzlichen Planstelle beschlossen hat.

Das Weißenfelser Frauenhaus ist eines von 19 in Sachsen-Anhalt. Wie Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) auf der Jubiläumsveranstaltung sagte, hat das Land den hiesigen Zufluchtsort für Frauen in diesem Jahr mit rund 86.000 Euro unterstützt.

Anstieg der Förderung für 2018 auf 95.000 Euro vorgesehen

Im Doppelhaushalt des Landes sei 2018 ein Anstieg der Förderung auf 95.000 Euro vorgesehen. Die Finanzierung der Frauenhäuser im Land hatte Anfang dieses Jahres für Diskussionsstoff gesorgt. Anfang März hatte der Landtag zusätzliche 340.000 Euro für dieses sowie eine halbe Million Euro mehr für das nächste Jahr beschlossen. Das Geld sollte vorrangig für die seelische Betreuung von Kindern eingesetzt werden.

Wie Kinder unter häuslicher Gewalt leiden, machte der emotionale Höhepunkt der Veranstaltung zum Jahrestag des Frauenhauses deutlich. Mehrere Mädchen und Jungen berichteten den Gästen, wie es ihnen ergangen ist, bevor sie zusammen mit ihrer Mutter eine Zuflucht gefunden haben. „Heute haben wir wieder ein schönes Leben“, sagte ein Mädchen, das dank dem Frauenhaus und seiner vielen Partner der Gewalt entfliehen konnte. (mz)

Für ihren engagierten Einsatz im Frauenhaus gibt es für Christine Lippek zum Internationalen Frauentag Blumen, die ihr von der Leiterin der Weißenfelser Einrichtung, Birgit Peterz, überreicht wurden.
Für ihren engagierten Einsatz im Frauenhaus gibt es für Christine Lippek zum Internationalen Frauentag Blumen, die ihr von der Leiterin der Weißenfelser Einrichtung, Birgit Peterz, überreicht wurden.
Peter Lisker