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Zu jung zum Schlachten Zu jung zum Schlachten: 19 Mal Nachwuchs, darunter kein einziges Osterlamm

Von Janine Friedrich 13.03.2019, 06:00
Maik Ilisch betreut die Schafe an der Herrenmühle Weißenfels. Seit Dezember sind dort 19 Lämmer auf die Welt gekommen.
Maik Ilisch betreut die Schafe an der Herrenmühle Weißenfels. Seit Dezember sind dort 19 Lämmer auf die Welt gekommen. Peter Lisker

Weissenfels - Mit dem frühen Frühling und den warmen Temperaturen werden nicht nur die Menschen mit Kind und Kegel aktiver. Auch bei den Schafen und ihrem Nachwuchs kommt mehr Leben auf. Auf dem Areal der Herrenmühle in der Leipziger Straße in Weißenfels können sich 19 Lämmer nun auch am jungen Gras erfreuen, das auf dem insgesamt 24 Hektar großen Gelände sprießt.

Nicht genügend Milch für Lämmchen

Zwischen Dezember und Januar haben elf Mutterschafe Junge bekommen - elf weibliche und acht männliche Tiere. Darunter war auch eine Drillingsgeburt. Für alle drei Lämmchen reicht die Milch dabei nicht. Außerdem hat das Muttertier nur zwei Zitzen zu Verfügung. Dagny Kay Elison-Böckler kümmert sich um die Herde mit insgesamt 40 Schafen. Bei den Geburten war die Tierliebhaberin dabei, ein Drillingslamm kam allerdings tot auf die Welt.

Als Ersatzmutter mit Ersatzmilch springt sie natürlich ein: „Wir haben dann ein spezielles Milchpulver für die Lämmchen, die nicht ausreichend von der Mutter versorgt werden können“, sagt die ausgebildete Bauingenieurin. Derweil erfreut sich ihr Mann Dieter Böckler hauptsächlich an den kreativen Aufgaben, wie zum Beispiel mit dem Aufstellen von Holzskulpturen.

Schlachtung trotz Vegetarismus

Neben Enten, Gänsen und Hühnern kümmert sich Dagny Kay Elison-Böckler um ihre Schwarzkopfschafe, als sogenanntes Fleischschaf bietet diese Rasse eine gute Fleischwüchsigkeit, wie es unter Züchtern heißt. „Wir halten die Tiere, um sie zu essen. Nach einem Jahr werden sie geschlachtet“, sagt die 50-Jährige, die selbst Vegetarierin ist. „Nur weil ich auf Fleisch verzichte, müssen das die anderen in meiner Familie nicht genauso machen“, sagt die Hobby-Schäferin.

Für sie ist Landwirtschaft eine Freizeitbeschäftigung, bei der sie zur Ruhe findet und den hektischen Alltag hinter sich lassen kann. Böcke werden nach einem Jahr geschlachtet, Muttertiere nach fünf bis sechs Jahre. Neben der Schlachtung sorgen die Schafe natürlich auch für die Pflege der Weide.

Tier und Mensch: Gemeinsamer Rhythmus

Der Rhythmus der Schafe ist auch ihr Rhythmus und so fängt der Tag der Böcklers damit an, indem sie die Herde am Morgen aus ihrem Stall direkt auf der 15 Hektar großen Weide grasen lassen. Dabei wird Wasser und Heu in die Raufen neu aufgefüllt. „Ich schaue immer, ob es irgendwelche Auffälligkeiten gibt, ob ein Schaf zum Beispiel hinkt“, sagt Elison-Böckler. Am Abend werden die Schafe wieder in den Stall gebracht. Dort nehmen sie über sogenannte Lecksteine wichtige Mineralien auf. Auch zum „Ablammen“ müssen die Muttertiere rechtzeitig in den geschützten Stall.

Schäfer sagen, dass im Winter geborene Lämmchen zu kräftigeren Tieren heranwachsen. „Wenn es soweit ist und ein Muttertier kurz vor der Geburt ist, kann man das erkennen. Sie steht dann etwas abseits der Herde, das Bein ist angehoben“, erzählt Elison-Böckler begeisternd. Dabei hält sie sich im Hintergrund und nimmt nur eine beobachtende Haltung ein. Signale, dass „es“ bald los geht, kann die Tierliebhaberin aber schon etwa 24 Stunden vor der Geburt sehen. So werden die mit Milch gefüllten Zitzen dann prall, stehen seitlich ab, die Scheide des Tieres sondert ein Sekret ab.

Kein Osterlamm: Schlachtung nicht unter 12 Monaten

Dagny Kay Elison-Böckler betrachtet ihre Schafherde eher pragmatisch. Doch die zierliche Frau, die selbst Mutter von einem mittlerweile erwachsenen Sohn ist, baute zu ihrem ersten Flaschenkind, wie sie sagt, eine enge Beziehung auf. Das Kind hieß Elfi und war ein Drillingslamm, das von ihr die Flasche bekam. „Elfi, weil es unser elftes Lamm war. Die ersten zehn Tage nach der Geburt musste ich ihr alle drei Stunden die Flasche geben. Nach drei Monaten war sie dann selbstständig“, sagt die Freizeit-Landwirtin, für die es sehr schmerzlich war, als Elfie mit 13 Jahren wegen einer Krankheit vom Tierarzt eingeschläfert werden musste.

Wenn an Ostern bei vielen Familien Osterlamm auf den Festtagstisch kommt, bleibt die Tierfreundin konsequent: „Ich lehne eine Schlachtung von Lämmern unter zwölf Monaten sehr strikt und vehement ab“, sagt Elison-Böckler. Für sie sei das etwa drei Monate alte Osterlamm mit seinem zarten Fleisch keine Delikatesse. (mz)