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Wollschweine gerettet Wollschweine gerettet: "Schneeweißchen" und "Rosenrot" entkommen Schlachtbank

Von Alexander Kempf 07.11.2019, 06:00
Die fidelen Ferkel sind neugierig und naschen gerne. Wollschweine gelten als gutmütig. Trotzdem sollten Besucher gut auf ihre Finger achten.
Die fidelen Ferkel sind neugierig und naschen gerne. Wollschweine gelten als gutmütig. Trotzdem sollten Besucher gut auf ihre Finger achten. Peter Lisker

Weißenfels - Seit wenigen Wochen ist der Weißenfelser Heimatnaturgarten um zwei kleine Attraktionen reicher. Nahe dem Eingang, wo einst das Damwild seinen Unterstand hatte, leben mittlerweile zwei junge Wollschweine. Beide haben dieselbe Mutter, verrät Tierparkleiterin Ute Radestock. Aufgrund seiner unterschiedlichen Borstenfarbe ist das Geschwisterpaar auf den ersten Blick nämlich nicht als solches erkennbar.

Ihrem Aussehen verdanken die fidelen Ferkel übrigens auch ihre Namen - beide sind „Schneeweißchen“ und „Rosenrot“ getauft worden. Das Zeug zum Märchen hat auch die bisherige Lebensgeschichte der beiden Vierbeiner. Ursprünglich, verrät Ute Radestock, habe man im Heimatnaturgarten nur ein Tier aufnehmen wollen, das andere sollte eine Kollegin privat halten. Um es später zu schlachten. „Das Fleisch von Wollschweinen gilt als sehr wohlschmeckend“, so die Leiterin des Heimatnaturgartens. Letztlich hätten es die Kollegen dort aber nicht übers Herz gebracht, das grunzende Geschwisterpaar zu trennen.

Gehege soll erweitert werden

So klein und niedlich „Schneeweißchen“ und „Rosenrot“ derzeit auch sein mögen. Sie werden in den kommenden Monaten noch kräftig an Gewicht zulegen. Ihr Gehege soll dann erweitert werden, kündigt die Leiterin des Heimatnaturgartens an. Dass das Wollschwein in diesem Jahr von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres erklärt worden ist, war für die Anschaffung übrigens nicht ausschlaggebend.

Dieser Titel wurde der ungarischen Schweinerasse, die zu den ältesten ihrer Art auf dem Kontinent gehört, schon einmal vor zwanzig Jahren zugesprochen. Offenbar mit positiven Folgen. Die Schweizerische Vereinigung für die Wollschweinzucht jedenfalls hat in den vergangenen Jahren zunehmende Bestände in Deutschland, Österreich und der Schweiz registriert. Noch vor zwei Jahrzehnten drohte die Art ganz zu verschwinden.

Mangalica-Schweine extrem robust

Zwar sind die sogenannten Mangalica-Schweine auch dank ihres ungewöhnlichen Borstenkleids samt Unterwolle extrem robust und müssen nicht im Stall gehalten werden. Allerdings dauert ihre Mast länger als bei anderen Schweinerassen. Auch weisen die Wollschweine einen hohen Fettanteil auf.

Deshalb drohten sie schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Globalisierungsverlierer zu werden, als ihnen englische Schweinerassen mit mehr Fleisch und weniger Speck zunehmend den Rang abliefen. „Schneeweißchen“ und „Rosenrot“ müssen in Weißenfels den Weg zur Schlachtbank jedenfalls nicht fürchten.

Tierpatenschaften können übernommen werden

Stattdessen könnten sie dazu beitragen, dass alle der 250 Tiere im Heimatnaturgarten auch weiterhin gut versorgt werden. Denn für die Wollschweine können nun ebenfalls Tierpatenschaften übernommen werden, die mit einer jährlichen Spende versehen sind. Bisher stehen Eichhörnchen, Esel und Ziegen in der Gunst der Spender weit oben. „Alles was niedlich ist, geht gut“, so die Leiterin des Tierparks. Ein Mäusebussard hingegen sei mit Blick auf das Spendenaufkommen „nicht so der Hit“.

Charme kann man den Ferkeln im Heimatnaturgarten nicht absprechen. Wollschweine gelten als gutmütig und zutraulich. Trotzdem wird davor gewarnt, „Schneeweißchen“ und „Rosenrot“ unbeschwert anzufassen, um nicht von ihnen gebissen zu werden. Anschauen aber ist erlaubt und ausdrücklich erwünscht. Seit Anfang November ist der Heimatnaturgarten übrigens täglich von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Die Winteröffnungszeiten gelten noch bis Ende Januar. (mz)