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WM-Aus für deutsche Elf WM-Aus für deutsche Elf: Gemeinsames Leiden im Schackenthaler Kuhstall

Von Jan Iven 28.06.2018, 07:29
Im Schackentaler Kuhstall ist die Enttäuschung über das Aus der Fußball-Nationalmannschaft groß.
Im Schackentaler Kuhstall ist die Enttäuschung über das Aus der Fußball-Nationalmannschaft groß. Peter Lisker

Reichardtswerben - Aufwärmen im Schackentaler Kuhstall vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen den vermeintlichen Fußballzwerg Südkorea. Bereits vor dem Dreiseitenhof in Reichardtswerben sind das Gejohle und die Rasseln der Fans zu hören. Jeder Neuankömmling wird lautstark begrüßt. Hier treffen sich die Nachbarn seit Jahren im ausgebauten ehemaligen Stall, um die deutschen Fußballspiele zu verfolgen.

Wolfgang Kupfer kommt über die Türschwelle und hebt eine Krücke in die Luft. „Ich kann heute leider nicht spielen“, sagt der humpelnde Rentner unter Gelächter. „Schau dir mal die Aufstellung an“, sagt Carola Ciesielski. „Özil und Khedira von Beginn, Müller draußen.“ Ob das mal gut geht.

Bier und Schnaps stehen auf den Tischen und spielen schon vor dem Anpfiff mit. Mittlerweile sind 15 Gäste eingetroffen. „Sonst sind es mehr Leute. Aber einige müssen arbeiten.“ Selbst Gastgeber Jens Holzhausen sitzt auf dem Trecker und muss seine Gäste allein lassen.

Warum die Schackentaler die WM ausgerechnet im Kuhstall gucken

Noch schnell einen Tipp bei Carola Ciesielski abgeben. „Kostet nix, gibt auch nichts zu gewinnen. Wir spielen nur zum Spaß.“ Anpfiff. Spätestens jetzt ist Schluss mit lustig. Carola Ciesielski erzählt die Geschichte vom legendären Schackentaler Kuhstall-Team. „Wir veranstalten seit Generationen ein Straßenfest im Schackental“, sagt sie. „Meine Großeltern haben das schon gefeiert.“

Und zur Heim-WM 2006 haben die Nachbarn entschieden, ein Public Viewing im Kuhstall der Familie Holzhausen zu veranstalten. Seitdem werden dort alle wichtigen Spiele geschaut. Die Gäste tragen ein schwarzes T-Shirt mit einer Zwölf auf den Rücken, als Symbol für die Fans, den „zwölften Mann“. Dazu Mützen und Hüte in Schwarz-Rot-Gold.

Ernüchterung zur Halbzeitpause

Anpfiff. Doch bei der Leistung der Deutschen wird im Kuhstall vor allem gelitten. „Ein typischer Özil. 30 Sekunden Genialität und sonst nichts“, sagt Carola Ciesielski. Mangels Tore wird die Trikotfarbe der Deutschen diskutiert. „Grün ist die Hoffnung.“

Halbzeitpause. Trotz Bier und Schnaps ist Ernüchterung eingekehrt. „Das war bescheiden“, sagt Carola Ciesielski. Doch die wichtigste Frage: Wo kommt eigentlich der Name Schackental her? Die Nachbarn überlegen. „Irgendwas mit Kühen“, vermutet Carola Ciesielski. Gemeinsam erinnern sich die Nachbarn an den Ursprung des Namens: Offenbar wurden früher gescheckte Kühe den Weg entlang getrieben.

Schockstarre nach 0:2 währt trotzdem nur kurz

Die zweite Halbzeit wird angepfiffen. Doch Besserung ist nicht in Sicht. Im Parallelspiel geht Schweden in Führung. Deutschland braucht ein Tor. Und dann passiert das Unfassbare: Der Weltmeister verliert 0:2. Fassungslosigkeit. Im Kuhstall ist es so still wie in der deutschen Kabine. „Vielleicht brauchten sie mal so einen Schuss vor den Bug, damit es in Zukunft besser wird“, sagt Carola Ciesielski.

Dann wird der Grill angefeuert. Etwa Gutes muss der Abend schließlich bringen. Dazu werden die Biervorräte für die restliche WM geleert. Denn Fußball wird im Schackentaler Kuhstall diesen Sommer vermutlich nicht mehr geschaut. (mz)