Wirtschaft in Hohenmölsen Wirtschaft in Hohenmölsen: Biogas stinkt die Bürger mächtig an
Hohenmölsen/MZ - So voll wie lange nicht waren die Besucherbänke am Donnerstagabend während der Stadtratssitzung in Hohenmölsen, was nicht an der letzten Sitzung vor der Wahl lag. Auf dem Industriegelände des Mitteldeutschen Bitumenwerkes soll ein Energiepark mit Kraftwerk, Windrädern und einer Biogasanlage entstehen. Der Stadtrat sollte in diesem Zusammenhang seine Stellungnahme zum Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz abgeben.
Es half offensichtlich wenig, dass sich Fachbereichsleiter Christoph Karger wortreich bemühte, was dies ist. „Wir haben keine Argumente, das Vorhaben zu verweigern, da es sich um ein ausgewiesenes Industriegebiet handelt, auf dem die Anlage entstehen soll“, erklärte er. Die Verwaltung habe jedoch die Möglichkeit, wichtige Auflagen vor einem Bau kund zu tun und dem Landesverwaltungsamt vorzulegen. „Schweinerei!“, „Wir wollen diese Anlage nicht!“, tönte es unterdessen lautstark immer wieder von den Zuhörerbänken.
Mitte Dezember hatte der Planungsbeauftragte Henner Paskarbies von der Biogas Osters und Voss das Vorhaben mittels einer Power-Print-Präsentation im Stadtrat vorgestellt - das Publikum fehlte. Er sprach die Einladung aus, dass sich Hohenmölsener Stadträte als auch Bürger eine solche Anlage, wie sie im kommenden Jahr direkt neben das Wählitzer Kraftwerk gebaut werden soll, in der Praxis ansehen. Fünf Stadträte waren dem gefolgt. Einwohner fehlten. „Da war ich schon enttäuscht, dass das Interesse an der Technik und Funktionsweise so gering in Hohenmölsen ist“, machte Paskarbies aus MZ-Anfrage deutlich.
Gehörig Gegenwind blies ihm dann während der jüngsten Sitzung namentlich von CDU-Stadträtin Jutta Knop entgegen. „Ich habe das Gefühl, dass keiner so richtig weiß, was hier gebaut wird. Alle wundern sich über die Ruhe, die hier herrscht“, gab sie kund. Gespickt mit Wahllosungen, Meinungen zur Funktionsweise von Biogasanalgen aus dem Internet und Erfahrungen, die sie mit den Umweltbelastungen während des Kohleabbaus in der Region gemacht hatte, bezog sie resolut Stellung gegen eine solche Vergärungsanlage. Der Applaus von den Rängen war ihr sicher. Erst recht, als sie darauf aufmerksam machte, dass die Bevölkerung ihrer Ansicht nach zu wenig informiert worden sei. Bianka Zausch (SPD) hielt kräftig dagegen: „Das ist doch blanker Populismus, mir wird schlecht. Es ist noch vieles machbar.“ Fraktionsübergreifend machten Michael Braun für die CDU, Sabine Meinhardt (SPD), Alfred Faust (Die Linke) und Dirk Bunda (AHL) deutlich, dass es keine Garantien für einen absolut störungsfreien Betrieb einer solchen Anlage gebe, jedoch viele Möglichkeiten, mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) unterstützte diese Gangart. „Wir haben dem Beschluss fünf Auflagen angefügt. Kein Landesverwaltungsamt genehmigt einen Beschluss, in dem deutliche Hinweise auf Missstände verankert sind.“ Zudem: „Dies ist doch nicht das Ende der Fahnenstange.“ Soll heißen: Der Investor hat noch ein Jahr Zeit, mit den Bürgern vernünftig ins Gespräch zu kommen. Paskarbies ist nicht abgeneigt. „Mein Angebot steht. Ich kann die Ängste verstehen und kläre die Menschen gern auf. Wir haben nichts zu verbergen.“