Wirtschaft in Hohenmölsen Wirtschaft in Hohenmölsen: Ansturm auf Arbeitsplätze

Hohenmölsen/MZ - Dies vorweg: Nein, es spielten am späten Mittwochnachmittag nicht De Randfichten in Hohenmölsen. Und, ja - der große Saal des Bürgerhauses war zum Bersten gefüllt, Stühle mussten nachgeordert werden. Weit über 600 arbeitslose Menschen aus der Region - und dies ganz ohne Einladung - wollten diesen Termin nicht verpassen. Hier startete auf Initiative von Lars Knopke, stellvertretender Geschäftsführer des Schönburger Sicherheitsunternehmens City Schutz, unterstützt vom Bürgermeister der Stadt, Andy Haugk (parteilos), die erste Joboffensive.
„Unser Anliegen ist es, uns miteinander bekannt zu machen. Oft wissen die Menschen zu wenig, wo sie Arbeit gleich in ihrer Nähe finden könnten, wie zum Beispiel bei uns im Bahnschutz“, so formulierte Knopke, selbst Hohenmölsener, das Anliegen des Unternehmens, was er vertrat. Haugk hakte ein: „ Wir haben eine tolle Stadt. Doch was nützt sie, wenn die Menschen, die darin wohnen, keine Arbeit haben? Lasst uns etwas Pragmatisches machen und die, die Kräfte suchen, mit denen zusammenführen, die ihre Kraft gern in Arbeit stellen wollen. Und das in der Region.“
City Schutz, der Logistiker DHL aus Schkeuditz und die Gala Mibrag GmbH aus Profen kamen nicht mit leeren Händen. Insgesamt hatten diese drei namhaften Firmen 70 freie Ausbildungsstellen in rund 20 Berufen und weit über 50 Arbeitsplätze im Gepäck.
Jede der drei Firmen stellte sich vor, aufmerksame Zuhörer waren den Rednern sicher. Danach hieß es Schlange stehen, denn nicht wenige der Arbeitsplatzsuchenden hatten gleich Bewerbungsunterlagen mitgebracht. Mit Kinderwagen und einem dreiwöchigen Baby postierte sich eine junge Hohenmölsnerin vor einem Stand. „Ich bin noch in Arbeit und will mich umorientieren. Großartig, dass so etwas einmal außerhalb der Arbeitsagentur stattfindet. Ich finde, so bekommt man einen direkten Kontakt. Das ist ehrlich“, sagte die 26-Jährige. „Wenn ich hier eine Arbeit bekomme, klatsche ich in die Hände“, behauptete Oliver Rosenheinrich. Der 23-jährige Hohenmölsener hat eine Lehre als Garten- und Landschaftsbauer abgeschlossen, war jedoch nach der Lehre in die Arbeitslosigkeit gefallen. „Hartz IV will ich gar nicht an mich rankommen lassen. Also muss ich mich selbst kümmern“, umreißt der Teucherner seine Joboffensive.
Genau das ist auch die Triebfeder für Dieter Elste (Foto). Der 59-Jährige war 19 Jahre Schichtschlosser in einem Leunaer Chemiebetrieb. Nun, sechs Jahre vor der Rente, kam für ihn das Aus. „Zu früh, um zu Hause zu versauern. Ich suche eigenständig. Ich bleibe nicht arbeitslos“, meinte er kämpferisch. Die Offensive sei deshalb so richtig nach seinem Geschmack.
Ilona Meißner hatte es kurz nach 18.30 Uhr hinter sich. Sie wirkte erleichtert. Beim Sicherheitsdienst hatte sie vorgesprochen und war guter Dinge. Die 49-Jährige arbeitet in Hohenmölsen als Pauschalkraft in einem Supermarkt. „Es ist besser als nichts, aber zufrieden stellen mich die zweimal drei Stunden nicht“, meinte die 49-Jährige, die nach einer Festanstellung suchte.
Ganz anders ihr 18-jähriger Sohn Thomas Meißner. „Ich möchte im Sommer mit der Lehre beginnen. Schön wäre es, wenn ich hier in der Region bleiben könnte. Hier habe ich mein Zuhause und meine Freunde.“ Der Beuditzschüler liebäugelt mit einer Ausbildung bei der Gala Mibrag in Profen.
„Ich gehe zufrieden nach Hause“, war von Frank Klein aus Laucha zu hören. Der 56-Jährige sitzt seit drei Jahren zu Hause. „Das ist doch kein Leben. Ich habe immer angepackt, war auf Montage. Prima, dass hier solche Angebote gemacht werden. Ich habe gleich meine Offerte abgegeben.“ Bereits nach einer Stunde zeigten sich die Vertreter der drei Unternehmer zufrieden. Weit über 40 Anfragen habe es bei DHL gegeben.
Die Sicherheitsfirma berichtet von zirka 30 Anfragen und auch bei der Gala stapelten sich die Bewerbermappen. „Sicher kann mit einer solchen Veranstaltung nicht jeder Wunsch erfüllt werden. Aber ein Erfolg wäre es schon, wenn die angebotenen Arbeitsplätze nun besetzt wären“, resümiert Haugk und schließt eine weitere Joboffensive nicht aus.