Wetter Wetter: Hier steckt der Frühling

WEISSENFELS/MZ - Wo versteckt sich der Frühling? Eine Spurensuche führt zum Beispiel ins Modegeschäft. Schließlich muss die Mode, um mit der Zeit zu gehen, dieser voraussein. Genau, bestätigt Christel Deutschmann vom gleichnamigen Modehaus in Weißenfels: „Die Frühlingsmode habe ich im August bestellt.“ Ach ja, der August, der vergangenes Jahr laut Wetter online mit einer Durchschnittstemperatur von 18,5 Grad Celsius aufwarten konnte.
Doch jetzt geht es erst mal um den Frühling, der im Modehaus Deutschmann schon eingezogen ist, er grüßt mit buntem Kleid und gelbem Shirt durchs Schaufenster in den Flockenwirbel hinaus. Nicht ohne Grund: „Bunt ist Trend“, sagt Christel Deutschmann bestimmt. Und „bunt“ meint hier: kräftige Farben von Beere bis Pink oder Terrakotta bis Orange. Die Verkäuferin findet: „Die Kleidung ist optimistisch.“ Sie ist es offenbar ebenfalls, denn sie verspricht: „Das Wetter kommt nach.“
Primeln auf Abruf
Noch lässt es aber zu wünschen übrig. Oder wie soll man das nennen, wenn an den Autos Eiszapfen wachsen? Wenn Blumenbeete keine Farbkleckse setzen, sondern weißes Einerlei zeigen, Knospen so verharren, wie sie vor eineinhalb Wochen gestartet waren? Wenn der Frühling nicht im Garten ist, wo er doch hingehört. - Obwohl: Vielleicht sammelt er sich in der Gärtnerei?
Im Freibereich der Uichteritzer Gärtnerei Budert haben sich Primeln unter dem Schneemantel geduckt. Eine Handvoll Frühblüher stehen draußen. Drinnen dagegen: ein halber Hektar voll leuchtend gelber, roter, violetter Blüten. Und eine Temperatur, die zwar nicht den Sommer, aber einen geglückten Frühlingsstart ausmacht: „Zehn Grad Celsius haben wir hier drin“, sagt Christian Budert, der gemeinsam mit seiner Schwester seit vergangenem Jahr das Geschäft leitet. Die leuchtende Pracht habe sogar schon im Freien gestanden - aber der Schnee würde sie drücken und so sind sie zurück ins Gewächshaus gezogen. Dabei warten dort auch Gemüsepflanzen auf Käufer. Der Platz werde langsam gebraucht, sagt Budert.
Scheint die Sonne, winkt sie ins Freie, finden alle, die (auch) geschäftlich auf den Frühling warten. „Vorige Woche hat sie alle herausgelockt - diese Woche dagegen ...“, sagt Budert. Und Torsten Cerny, stellvertretender Leiter des Toom Baumarktes in Weißenfels bestätigt: „Klar kommen die Käufer, wenn es frühlingshaft wird.“ Auch hier besorgten die Kunden bereits manchen Einkauf in der zurückliegenden Woche: „Da war schon Frühling bei uns und den Kunden“, sagt Cerny schmunzelnd.
Jetzt hat sich der Frühling in den Gartenbereich zurückgezogen. Dort wirken Frühblüher oder ein Sonnenschirm mit Froschgesicht und Grills wie ein Versprechen. Die Bedürfnisse der Wirklichkeit werden am Eingang bedient - Schneeschieber und Streusalz stehen nun wieder dort. „Die haben wir gerade wieder rausgekramt“, sagt Cerny.
Vom Frühling naschen
Ein Ort, wo „Eis“ statt den Straßenbelag zu beschreiben Belohnungsmittel ist, ist das Weißenfelser Dietrich Eiscafé DC. Hier versteckt sich der Frühling nicht, hier präsentiert er sich: Als blühende Forsythie in einer Vase, als Osterschmuck auf dem Beitisch - und natürlich in den Eiskreationen. Wenn er doch erst wieder so erscheint: leuchtend Gelb wie die Mango, Orange wie die süßeste Zitrusfrucht, so Rot wie Erdbeeren und Blau wie Trauben. Und wenn er dann noch so schmeckt - nach Vanille und Ananas und Drachenfrucht mit Holunder. Vor der Eisschale namens Hawaii sind Schnee und Winter fast vergessen.
„Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Verkäuferin Brigitte Fischer. Eigentlich hatten sie die schon hinter sich gelassen - vergangene Woche. „Als die Sonne schien, kamen alle aus ihren Häusern“, bestätigt sie den Eindruck aller, die mit dem Frühling hantieren.
Nun ist der Winter mit Wolkenmacht und kaltem Wind noch mal zurückgekehrt, aber das Café hat dem Frühling ein Refugium bewahrt. Nur ist der schneebedeckte Weg zum Eiscafé für einige Gäste unpassierbar. Die Strecke von der Seumestraße wird von der Stadt nicht geräumt. Wer den Schützenplatz dennoch überquert, kann einen Zipfel vom Lenz erhaschen - noch bevor er ganz und gar zurückgekehrt. Die Luft erwärmt, Knospen küsst, Frühblüher kitzelt, die Menschen ins Freie lockt und ihre Sehnsucht stillt.