Weißenfelser Theatertage Weißenfelser Theatertage: Marco Schiedt als Nachbar "Hartzer" und Napoleon

weissenfels/MZ - Vormittags war er Sheriff „Jagger“, am Nachmittag Sam Hawkens. Einen ganzen Sommer lang hat er mehr als 200 000 Besucher aus ganz Deutschland begeistert. Er war Teil des Spektakels mit 60 Schauspielern, 40 Pferden, Feuerwänden und aktionsreichen Storys. Nach vier Monaten ging die große Show für das traditionelle Karl-May-Festival in Elspe im Sauerland zu Ende. Der Weißenfelser Marco Schiedt ist wieder Ensemblemitglied im Geraer Kabarett „Fettnäppchen“. Am Sonnabend, dem 9. November, um 20 Uhr steht der wandlungsreiche Künstler auf der Kulturhausbühne in seiner Heimatstadt.
Wie bereits im Sauerland, in Europas größtem Show- und Festivalpark, ist auch dieser Auftritt anlässlich der fünften Weißenfelser Theatertage eine Premiere für den 49-Jährigen. Der kauzige Sachse mit dem Rumpelstilzchen-Outfit, wie Schiedt seinen Hawkens beschreibt, gab sein Debüt in dem Stück „Der Ölprinz“. An der Seite von TV- und Kino-Stars wie Katy Karrenbauer als Rosalie Ebersbach und Jean Marc Birkholz als Winnetou, mit dem Schiedt schon 1998 bis 2001 auf der viel kleineren Felsenbühne im sächsischen Rathen „Indianer“ spielte, brachte der Saalestädter das Publikum zum Lachen - in der Regel 5 000 Menschen pro ausverkaufter Vorstellung unter freiem Himmel. Die Menschen reisten aus Frankfurt/Main an und kamen aus dem Raum Köln, Bremen und auch aus der Schweiz. Unter ihnen waren Ehefrau Katja Schiedt und die beiden Töchter Lina und Tanja aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt.
„Schon bei den Proben haben die Kollegen aus dem Sauerland flach gelegen vor Lachen, weil ich gesäggselt und Situationskomik gezeigt habe“, erinnert sich Schiedt an die Zeit im Juni, bevor am 22.6. Premiere für „Der Ölprinz“ war. „Ein Sam Hawkens kommt wie sein Erfinder Karl May aus Radebeul und ist demzufolge ein waschechter Sachse, das muss so sein“, behauptet Schiedt mit todernster Miene. Dass er den sächsischen Dialekt drauf hatte, sei beim Publikum besonders gut angekommen, ist sich Marco Schiedt sicher. „Ich war als einziger ostdeutscher Darsteller der Exot beim Festival“, plaudert der Mime, der während der gesamten Festspielzeit von Juni bis September in einer echten Blockhütte wohnte.
Was Schiedt so gefallen habe, sei nicht allein die Resonanz aus den Reihen der Zuschauer gewesen. „Mich hat ebenso der Zusammenhalt in der Truppe beeindruckt, das hat viel mit der familiären Führung des Unternehmens zu tun“, berichtet der Schauspieler. Im nächsten Jahr wäre er gerne wieder dabei, wenn auf der großen Naturbühne samt Westerngelände mit Saloon, Kirche und Goldwaschanlage für Kinder geritten, gesprengt, gefeuert und Spaß gemacht wird, was das Zeug hält. Dann heißt es nicht „Der Ölprinz“, sondern „Unter Geiern“. Der Vorverkauf für die Karl-May-Festspiele 2014 in Elspe hat schon im September begonnen. Dass der Vorverkauf für Schiedts Heimspiel und Soloprogramm „So ein Schiedt reloaded“ so gut im Rahmen der fünften Auflage der Theatertage läuft, freut ihn. Zweimal ist der Künstler, der zehn Jahre am Theater in Erfurt spielte und 13 Jahre Mitglied in der Leipziger „Pfeffermühle“ war, zu Jahresbeginn in der Gaststätte „Kochs Garten“ in Goseck mit seinem Ein-Mann-Programm aufgetreten. Er strapazierte die Lachmuskeln als gesprächiger Nachbar im flotten Armee-Sport-Klub-Trainingsanzug, als cooler „Hartzer“ im Hawaiihemd, als Kaiser und Feldherr Napoleon, als DDR-Staatschef Honecker, Oberbürgermeister... „Mehr wird nicht verraten“, sagt Schiedt. Denn einer wie er ist immer für Überraschungen gut. Die übernächste soll es übrigens im März nächsten Jahres geben - wieder im Kulturhaus in Weißenfels, verspricht er. „Dann verwandle ich mich erneut, komme aber nicht allein auf die Bühne“, kündigt Marco Schiedt an.
