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Ende einer Schifffahrt-Ära Weißenfels: Tote Hose an der Saale

Von Andrea Hamann-Richter 05.05.2017, 05:00
Idyllisch sieht sie aus, aber auf der Weißenfelser Saale ist nichts los, so wie hier bei Burgwerben.
Idyllisch sieht sie aus, aber auf der Weißenfelser Saale ist nichts los, so wie hier bei Burgwerben. Peter Lisker

Weißenfels - Früher florierte das Leben auf der Weißenfelser Saale. Heute herrscht an vielen Orten am Fluss tote Hose. Von den Gaststätten schlossen in den vergangenen Jahren zwei Einrichtungen.

Heute sind es noch das Bootshaus, der Bootsverleih und die Alte Fischerei, in denen eingekehrt werden kann. Früher waren auf dem Fluss auch Fahrgastschiffe unterwegs. Der Naumburger Blütengrund, ein Fahrgastunternehmen, hat aber in diesem Jahr dicht gemacht.

Das Fahrgastschiff „Captain Fu“ des Besitzers Detlef Furchheim, ist schon vor vier Jahren vom Weißenfelser Bootshaus nach Merseburg gezogen. Das bedauert der Bootshausbetreiber Maurice Tober sehr. „Es ist schade“, sagt er. „Ich denke, er konnte hier nicht viel fahren. Ich glaube auch, insgesamt wird die Schifffahrt sterben“, sagt er mit Blick auf den Flusstourismus.

Bringt Besitzer der „Captain Fu“ Schiffstourismus zurück nach Weißenfels?

Das findet auch die Stadt Weißenfels nicht schön. Würde sich ein Fahrgastschiffbetreiber an die Stadt wenden, würde sie diesen herzlich willkommen heißen, heißt es in der Verwaltung. Weißenfels habe die Infrastruktur geschaffen, indem es die Bootsanleger an den Badanlagen und in der Nähe des Bootshauses erneuert habe, sagt die Pressesprecherin Katharina Vokoun.

„Ich könnte mir vorstellen, wieder ein kleines Schiff auf die Weißenfelser Saale zu bringen“, lautet die überraschende Aussage von Detlef Furchheim. Allerdings brauche er andere Unterstützung, nämlich eine sogenannte Slipanlage.

Schiffe müssen per Gesetz alle zwei Jahre gewartet werden. Die Slipanlage, mit der die Schiffe aus dem Wasser gehoben werden, wäre die Lösung. Dann könnten sie vor Ort gewartet werden. So lange es so eine Anlage nicht gibt, müsse das Schiff aufwendig transportiert werden. „Wir brauchen bessere Bedingungen“, sagt Furchheim.

Floß und Feste sind von der Saale in Weißenfels verschwunden

Früher gab es aber nicht nur Schiffe auf der Saale, sondern acht Jahre lang auch ein Floß. Das hatten der ehemalige Seume-Verein, die Stadt Weißenfels und die Agentur für Arbeit in ihrer Hand. Ilonka Struve war damals im Seume-Verein tätig. Wehmütig erinnert sie sich. Es habe Fahrten und Theaterveranstaltungen auf dem 40 Quadratmeter großen Gefährt gegeben.

Außerdem gab es damals das Wasserfest, das Neptunfest und ein Entenrennen, bei dem Plastikenten gekauft und dann gemeinsam auf dem Fluss auf die Fahrt geschickt wurden, erzählt sie. Dann wurde der Seume-Verein aufgelöst.

Ilonka Struve arbeitet seither im Museum. Ab da fehlte die Zeit, sich weiter um die Betreibung des Floßes zu kümmern und die Angebote aufrecht zu erhalten. „Falls das Floß noch existiert und sich jemand für den Betrieb findet, steht dem aus Sicht der Stadt nichts im Wege“, sagt die Weißenfelser Pressesprecherin Katharina Vokoun.

Ganz tot ist der Saaletourismus in Weißenfels aber nicht

Doch daraus wird wohl nichts mehr. „Wir haben es weggegeben“, sagt Ilonka Struve. Ganz tot sei der Tourismus auf der Saale in Weißenfels nicht, so Katharina Vokoun. Sie nennt Beispiele und verweist vor allem auf den Bootsverleih, der sein Angebot in diesem Jahr wieder erweitert hat und auch zahlreiche Veranstaltungen anbietet. Das begrüße die Stadt sehr, so Vokoun. Auch am Ufer der Saale wird am Bootshaus, am Stadtbalkon und auf den sanierten Fahrradwegen etwas geboten.

Die Pressesprecherin macht auch auf Veranstaltungen in den kommenden Monaten aufmerksam. So stellt Weißenfels in Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketingverein am 1. Juli wieder das Saalefest auf die Beine. Dort bringt sich auch der Bootsverleih mit einem Programm ein. Los geht es am 30. Juni mit einer Disco.

Das steht im Sommer auf der Saale in Weißenfels an

Am 1. Juli ist auf der Saale Verschiedenes los, wie Wasserski, Banana-Boot-Fahren, Rettungsübungen des Technischen Hilfswerkes und um 22 Uhr der Bootskorso. Damit nicht genug. Am Bootshaus wird am 20. August mit dem Ruderverein wieder ein Drachenbootrennen ausgerichtet. Interessenten können sich im Bootshaus anmelden.

Und doch war früher mehr los auf dem Fluss. Der Inhaber der Gaststätte „Alte Fischerei“ in Weißenfels, Thomas Fink, erinnert sich gut an die florierende Gastronomie. Auch die Attraktionen wie der Stadtbalkon müssen realistisch betrachtet werden. Häufig werde er nur noch als Hundetoilette missbraucht. (mz)