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Weißenfels Weißenfels: Schallschutz im Denkmal erinnert an Ostseesand

Von BÄRBEL SCHMUCK 12.10.2010, 17:57

WEISSENFELS/MZ. - Brett für Brett entfernen Ulrich Herbstreit und Michael Kiese die alte Dielung im Konzertraum und im Ausstellungsbereich des Weißenfelser Heinrich-Schütz-Hauses in der Nikolaistraße 13. Das Ganze geschieht sehr behutsam, dabei werden die Nägel mit einer Spezialsäge aus dem Holz genommen. Die beiden Männer gehören zu den Bautischlern der Firma Jungk aus dem sächsischen Ostrau bei Döbeln, die hier noch in den nächsten Tagen voll zu tun haben werden.

Sämtliche Bretter aus Fichtenholz, das zum Teil noch aus der Zeit der Erbauung des denkmalgeschützten Hauses um 1552 stammt, tragen Nummern. Die Dielung soll eingelagert, von Experten kritisch unter die Lupe genommen, dann restauriert und schließlich wieder eingesetzt werden, erläutert Ulrich Herbstreit den Grund der aufgebrachten Schilder mit den Ziffern und Zahlen. Der sich unter den Dielen befindliche Sand, der an Ostseestrand erinnert und als Schallschutz im Denkmal verwendet wurde, wird komplett entsorgt und gegen leichteres Material ausgetauscht.

An seiner Stelle soll eine Art Granulat als Tonmischung verwendet werden, kündigt Stephan Kujas an. Der Mitarbeiter für Denkmalschutz in der Stadtverwaltung verweist auf eine marode Decke zwischen Erdgeschoss und erster Etage im Renaissancegebäude, die nicht nur saniert, sondern auch statisch wieder in Schuss gebracht werden müsse.

Parallel zu den ersten Bauarbeiten an den Fußböden gehen im Dachgeschoss Dekontaminierungsmaßnahmen ihrem Ende entgegen. Mitarbeiter der Firma Unikill tragen Schutzanzüge und Atemschutz. Sie entfernen Teile, die mit Holzschutzmitteln behaftet waren und aus heutiger Sicht als gefährlich giftig eingestuft worden sind, wie Kujas weiter erläutert. Alles gehe per Absaugung über eine Luftschleuse ohne Staub über die Bühne, um Baufreiheit für die Zimmerer zu schaffen. Auch im Keller sind Handwerker kräftig am Wirken. Männer des Borauer Unternehmens Bau-Schmidt sind beim Beräumen und beim Abbruch, um somit die Vorbereitungen für den Einbau der neuen Kellerdecke auf den Weg zu bringen.

"In den nächsten Wochen geht das Wuseln auf drei Etagen so richtig los", sagt der Denkmalpfleger. Kujas spricht von einem straffen Zeitplan, denn bis zum Ende des nächsten Jahres müssen die Fördermittel verbaut sein. Um möglichst keinen Bauverzug für die Arbeiten am rund 500 Jahre alten Dachstuhl zu haben, sei das Heinrich-Schütz-Haus mit einem Wetterschutzdach ausgestattet worden. Spätestens im Frühjahr 2012 wollen die Mitarbeiter des Musikvereins "Heinrich Schütz" ihr angestammtes Quartier wieder bezogen haben. Dann wird auch das Komponierstübchen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bis dahin nutzt der Verein die sanierten Räume im barocken Fürstenhaus, Leipziger Straße 9. Hier stehen Besuchern Ausstellungsräume, ein Konzertsaal und die Kreativwerkstatt für Kinder zur Verfügung.