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Weißenfels Weißenfels: «Heiko, kannst du das?»

Von andrea hamann 22.02.2012, 19:25

weissenfels/MZ. - "Heiko, kannst du das?" wurde der Mann vor dem Einsatz gefragt. Diese Frage war wichtig. Seine Kameraden wussten: Höer ist selbst seit einem halben Jahr Vater eines Sohnes. Heiko Höer dachte nicht lange nach. Die Gefahr war zu groß, dass die Emotionen an ihn herantreten. Er stieg in seinen Tauchanzug, vertraute auf seinen Schutzmechanismus und tat das, was getan werden musste. "Ich habe nur funktioniert", sagt er an diesem Mittwoch, während er seinen Sohn im Arm hält. "Ich habe mir vorgestellt, dass es eine Übung ist", erklärt er.

Es war das erste tote Kind, welches er barg. Heiko Höer redet über das Erlebte kaum. Aber in seinem Gesicht ist zu erkennen, dass es zu den schwersten Aufgaben in seinem Leben gezählt haben muss.

"Er hat absolut professionell gehandelt", sagt Annett Hirscher. Sie leitet die Notfallbegleitung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Saalestadt. Vielleicht benötigte der Mann wegen der Professionalität kein Gespräch mit einem dieser Ehrenamtlichen. Annett Hirschers Telefon klingelt in diesen Tagen oft. Der Gesprächsbedarf der Einsatzkräfte, die nach dem noch vermissten sechsjährigen Jungen suchen, nimmt zu. In diesen Gesprächen finden die Fachleute bei den Rettern heraus, wo sich die Gefühle aufgestaut haben. Wenn sie nicht mehr helfen können, wird an einen Spezialisten weiter vermittelt.

"In dieser Situation kann sich alles in alle Richtungen entwickeln", sagt Annett Hirscher. Wichtig ist, dass sowohl Helfer als auch Notfallbegleiter nicht selbst Opfer dieses Dramas werden. Deshalb treffen sich die Begleiter und verarbeiten in eigenen Gesprächen die Gespräche, die sie mit den Rettungskräften geführt haben. Annett Hirscher weiß auch, warum die Menschen so erschüttert reagieren. "Kinder sind schutzbedürftig. Wenn ein Kind stirbt, wird außerdem die natürliche Reihenfolge unterbrochen. Damit kann der Mensch nur sehr schwer umgehen", sagt sie.

Heiko Höer findet den nötigen Abstand in seiner Arbeit auf der Weißenfelser Bowling-Bahn, sagt er. Am Sonnabend wird er wohl wieder für das DRK bei den Suchtrupps dabei sein, um endlich den Jungen zu finden. Ehrenamtlich - so wie auch die Notfallbegleiter um Annett Hirscher.