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Weißenfels Weißenfels: Freundin eines Soldaten bekommt ominöse Nachricht

Von ANDREAS RICHTER 19.07.2010, 17:52

WEISSENFELS/MZ. - Es ist irgendwann im afghanischen Winter 2008 / 09. Hauptmann Klaus Beck ist zum zweiten Mal in einem viermonatigen Einsatz im Land am Hindukusch. Da kommt eines Tages ein Soldat völlig aufgelöst zu ihm und berichtet Unglaubliches. Seine Freundin habe sich gerade aus Deutschland gemeldet und über einen Anruf berichtet, in dem jemand behauptete, eine Rakete sei in Kundus eingeschlagen und ihr Freund sei verletzt worden.

"Wir haben den jungen Mann und die Freundin erst einmal beruhigt. Die Ermittlungen wurden aufgenommen", erinnert sich Beck, der beim Sanitätsregiment 32 in Weißenfels dient. Seine Erfahrung aus Kundus bestätigt jüngste Presseberichte von anonymen Anrufen bei Angehörigen von Soldaten, die sich im Auslandseinsatz befinden. Doch der 44-Jährige betont: "Das sind Einzelfälle". Und wenn es wie in jenem Winter wirklich mal passiert, dann könne der Betroffene auch auf den Zusammenhalt der Soldaten bauen. "Die Truppe verfolgt alle Entwicklungen in der Heimat sehr sensibel", weiß Beck - die politischen Debatten um Für und Wider der Afghanistan-Mission, aber auch die eine oder andere unangenehme Begleiterscheinung.

Dass Schikanen von Bundeswehrsoldaten und deren Angehörigen keineswegs ein alltägliches Phänomen sind, bestätigt Thomas Kappen, Presseoffizier des Sanitätsregiments 32. Und doch gibt es einzelne Fälle schon seit vielen Jahren. Er selbst erinnert sich an eine Begebenheit aus dem Jahr 1996. Seinerzeit erhielt die Ehefrau eines Soldaten, der bei den Ifor-Truppen auf dem Balkan diente, plötzlich Briefe von der so genannten Friedensbewegung. Darin wurde mal verbreitet, der Soldat gehe fremd, mal er sei verletzt worden.

Für Hauptmann Beck sind solche Briefeschreiber oder anonymen Anrufer nicht schlechthin "Wirrköpfe". "Die wollen sich in den Mittelpunkt rücken und Verunsicherung stiften", meint er. Was er solchen Leuten gern mal ins Gesicht sagen würde? "Ich glaube, die wären voller Vorurteile und nicht mal fähig zu einem vernünftigen Gespräch", vermutet Beck.

Ausschließen jedenfalls kann man solche Fälle auch in Zukunft nicht, sagt Oberleutnant Kappen. Um so wichtiger sei es, Vorsorge zu treffen. So würden mittlerweile die meisten Soldaten, die in Auslandseinsatz gehen, dafür sorgen, dass persönliche Daten wie die Anschrift nicht herausgegeben werden. Dafür gebe es extra einen Antrag auf Einrichtung einer Auskunftssperre beim zuständigen Einwohnermeldeamt.

Für diese Auskunftssperre hat auch Hauptmann Beck gesorgt. Im November geht er das dritte Mal für vier Monate nach Afghanistan. Bisher war er persönlich von Schikanen nicht betroffen. Doch für den Fall der Fälle ist auch seine Ehefrau vorbereitet und weiß, wie sie sich zu verhalten hat.