Weißenfels Weißenfels: Ein Weinberg am Markt?
weissenfels/MZ. - Ein Weinberg 50 Meter neben dem Marktplatz? Welche mitteleuropäische Stadt hat solch eine Attraktion zu bieten? Dieses Vorhaben mit Gleichgesinnten anzuschieben, das geht Jens Fischer nicht mehr aus dem Kopf. Die Idee, am Schlosshang an der Leipziger Straße in Weißenfels die Sandsteinterrassen nach ihrer Sanierung mit Rebstöcken zu bepflanzen, reift schon lange. Der Weißenfelser ist Vorsitzender des Vereins Höfische Weihnacht und hat mit seiner Idee Mitglieder und Freunde angesteckt. Sie brennen schon jetzt dafür, obwohl die Terrassen mindestens, je nachdem wie die Fördermittel fließen, noch ein, zwei Jahre Baustelle sein werden.
"Das macht nichts, wir müssen planen, Helfer und die Stadt für unsere Initiative gewinnen", sagt Fischer, der am Markt eine Goldschmiede betreibt und mit seiner Frau und den beiden Töchtern dort wohnt. Vor zwei Monaten hat der Handwerksmeister einen Brief an Oberbürgermeister (OB) Robby Risch (parteilos) geschrieben und seinen Vorschlag unterbreitet, statt Bodendecker Wein einzusetzen.
"Die Kosten für die Bepflanzung würden Bürger übernehmen, Zusagen liegen mir schon vor", heißt es in dem Schreiben. Für die Pflege der Rebstöcke ließen sich Freiwillige finden, vor allem welche, die im Zentrum beziehungsweise in der Nähe zu Hause sind, ist Fischer sicher. Er findet, dass Weinstöcke besser aussehen würden als gewöhnliche Bodendecker oder Kräuter. Zudem hätte Weißenfels einen Zugang zum Thema Wein, der in der Region eine jahrhundertelange Tradition hat und zunehmend an Bedeutung gewinnt.
"Wir als Verein haben bereits mit Burgwerbener Weinbauern erste Gespräche geführt und den Standort besichtigt", informiert Fischer. Die Experten von der Weinbaugemeinschaft Burgwerben-Kriechau hätten den Standort zwar nicht als optimal, aber durchaus geeignet eingestuft. Gerd Piller aus Kriechau, bestätigt diese Einschätzung. "Der Hang unterhalb vom Schloss hat Nordlage, deshalb müssten sehr frühe Sorten ausgewählt werden", empfiehlt der Winzer. Zudem weist Piller auf eine intensive Pflege hin. Große Erträge an Trauben seien nicht zu erwarten, sagt der Weinbauer.
"Wir wollen keine 90, 100 Stöcke setzen, keine Gewinne machen und kein Gewerbe betreiben", versichert Initiator Fischer. Kathleen Jänicke vom Vereinsvorstand, Gewerbetreibende im Zentrum, stimmt ihm zu. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal könnte Weißenfels punkten. "Allerdings müsste alles gründlich vorbereitet werden, bevor wir die Ärmel hochkrempeln", so die Chefin der Drahtwerkstätten. "Wie viele machen mit? Wer pflegt, damit die Nachhaltigkeit gesichert ist", fragt Jänicke. "Ich finde die Idee toll, sie umzusetzen, kann Spaß machen, aber es darf keinem zu viel werden", fügt sie hinzu. Dieter Keck, Freund des Vereins, erinnert an das Engagement des Bismarckturmvereins. "Was zur Rettung eines Denkmals geschafft wurde, haben Bürger geleistet, das ist beispielgebend", sagt er. "Wir sollten es mit dem Weinberg versuchen". Oberbürgermeister Risch begrüßt Fischers Vorschlag. "Die Sache hat Charme, das zuständige Fachamt wird sich damit beschäftigen, das habe ich durchgestellt", so der OB. Fischer freut sich über die Zusage. "Etwas Schriftliches wäre mir lieber", räumt er ein. In zwei Wochen wolle der Verein Bürger zur Informationsveranstaltung einladen.